…. stiernackige Kerle mit blutbeschmierten Schürzen stehen breitbeinig auf dem Hof, im Gürtel stecken verschieden lange Messer, scharf geschliffen, zum töten, zerteilen. Golgatha.
… will’ste ein Glas Wasser, wir gehen gleich … ich nicke, schau auf den Hof, der sich mit neuem Schlachtvieh füllt: Kühe, Schweine, Pferde, Schafe grunzen, blöken, wiehern angstvoll durcheinander, werden in die Hallen gegenüber getrieben; geschäftiges Treiben: Sägen kreischen, Äxte fahren in Gebein, Wasser dampft, Schlote rauchen; Waggons, Lkw’s, Fuhrwerke werden beladen – die Leute wollen Fleisch auf dem Teller – Fleisch macht satt, zufrieden, ein voller Bauch verschafft Wohlbehagen.
Vater blättert in Akten, die Rauchkringel seiner Zigarre wandern zum Fenster hinaus … auf dem Hof steht verloren eine einzelne Kuh, von der letzten Herde übrig geblieben … ihre Stallgenossen hängen halbiert an Stahlhaken, werden auf Loren in Kühlregale geschoben.
Das wuchtige Tier muht stumpf, stemmt die Klauen in das glitschige Pflaster, weigert sich den Todesstreich zu empfangen.
Drei üble Kerle schlagen sich die Hände an ihm wund, Blut strömt über seine Kruppe, tropft am Euter runter; die Mörder verschnaufen: die Kuh zittert mit schaumigen Maul …. trottete gestern noch mit lockigen Stirnfransen dösig über eine saftige Wiese und verscheuchte mit buschigem Quast routiniert Schmeißfliegen, die es mittags besonders arg trieben.
… mein Herz flattert, der Mund öffnet sich, die Bilder schlieren, ich sinke zu Boden; Vater eilt herbei – bevor mich ein sanfter Geist fortführt, seh ich, wie der Kuh mit einem Vorschlaghammer das vordere Knie zertrümmert wird, sie brüllend einknickt und kalter Stahl, wie ein zärtlicher Fidelbogen, über ihre Halsschlagader streicht …
In der Ferne eine rosafarbene Wolke.
… ich laufe über die Wiese, meine Lieblingspuppe unter dem Arm, die Schaukel wartet, etwas abseits steht mein Holzpferd … dir kann nichts passieren, denke ich; weiße Vögel steigen auf, formieren sich zu einem Keil … wo die wohl hinfliegen?
… hab’ ganz vergessen ein schönes Erlebnis für die Schule aufzuschreiben; wir haben übrigens einen neuen Deutschlehrer: ehrliches, frisches Gesicht, angenehme Stimme, gütige Augen … die Fenster des Klassenzimmers sind geöffnet, ein bunt getupfter Schmetterling fliegt vorbei …
Nach dem Unterricht gehe ich zum Friedhof, leg Blumen auf Mutter’s Grab und erzähl ihr, dass mein Herz pocht, weil mich Karl scheu angelächelt hat …