…vorgestern habe ich einen letzten Versuch gestartet ein Körbchen Pilze zu sammeln, weil im Pilzbuch stand, es gibt zu jeder Jahreszeit welche.
Was habe ich im Sommer aus dem Wald geschleppt: zuerst Maronen und Pfifferlinge, später Rotkappen, ab und zu eine Krause Glucke, Stockschwämmchen und natürlich stattliche Herrenpilze.
Später lockten Blutreizker und Grünlinge. Wißt ihr wie toll gebratene Pilze schmecken, schwärmte ich meinen Freunden vor , bis die Appetit bekamen.
Bruno hatte sich vorher bei seinem Großvater schlau gemacht, der auf Täublinge schwor. Die gibt’s in allen erdenklichen Farben: von Zitronengelb über Lindgrün bis zum dunklem Karminrot. Der lange Wolfgang entpuppte als Liebhaber von Perl- und Schirmpilzen, letztere konnte man panieren und braten wie ein Kotelett.
Gesagt, getan: nach 2 Stunden im Tannenbühl hatte jeder seinen Korb voll. Bei Bruno sah es kunterbunt aus, bei Wolfgang überwogen Salz- und Pfeffertöne, bei mir kreuzte sich Gelbes mit Braunem.
Wir wünschten uns gegenseitig kulinarischen Erfolg und jeder zog seine Wege.
Stunden später klingelt ‘s: Bruno steht kreidebleich im Türrahmen.
Sanitäter in der Not, jagte ich meinen klapprigen Saporosch über die Bahnhofsbrücke zum Krankenhaus.
Dort gab’s für Bruno Schlauch als Nachspeise.
Hat noch jemand Pilze gegessen, fragte der Arzt.
Wolfgang!
Den hatten wir in der Eile völlig vergessen.
Rettungswagen, zweite Tour: nach Sielow, wo er auf einem abgeschiedenen Hof bei seinen Großeltern wohnte.
Wo ist Wolfgang, rufe ich seiner Oma zu und versuche am Hund vorbeizukommen. Der hat sich nach oben verkrümelt , deutete sie zur Dachkammer, dem war schlecht .
Der Lange lag mit dem Gesicht zur Wand und atmete nur noch schwach. Angesackt, Treppe runter, Bahnhofstraße.
Nachspeise – Schlauch.
Groß Bescheid, wissen die wohl nicht, sagt der Arzt.
Die, die haben nich’ mal ein Pilzbuch, sage ich.
Dachte ich mir, nickt der Arzt.
Wolfgang ist bald darauf ausgewandert. Bruno nicht. Nach mehreren Wochen lud ich ihn zum Mittagessen ein. Was gibt’s denn, fragte er, die Schlauchmahlzeit war in seinem Kopf schon längst gelöscht.
Prima Pilze sage ich – selbst gesammelt!
Bruno ist nicht gekommen. Hat sich wohl selbst was gekocht. Mich hat er dazu nicht eingeladen.