Anfang April..
Ich sitze im Hafencafe ‘Zur Linde’ in Goyatz. Angenehmes Plätzchen, mit freier Sicht. Gegenüber ist ein Altenheim. Besuch ist eingetroffen. Eine Kindergartengruppe erfreut die Senioren mit einem Ständchen.
Mit hellen Stimmchen singen die Kleinen “Am Brunnen vor dem Tore …”.
Omas und Opas sind gerührt, spendieren Süßigkeiten. Die meisten Bonbons hamstern sich zwei Jung’s ei.
He, die anderen wollen auch was haben, ruft die Erzieherin.
Der eine Junge teilt freigiebig, der andere stampft zornig mit dem Fuß auf. Er will nichts abgeben.
Hans und Hagen. Brüder. Unterschiedlich. Geteilte Lebenswege.
Hans.
Blond, verschwitzt, breitfüßig. Gutgläubig. Ohne Arg.
Lacht gern. Führt mit starker Hand das Pferd. Pflügt.
Tauscht. Verliert. Darbt.
Findet ein braves Mädchen. Heiratet.
Große Kinderschar. Hält Treue.
Wird nicht verlassen.
Ist glücklich.
Hagen.
Dunkelhaarig, sehnig, flinkfüßig. Mißtrauisch. Listig.
Blickt finster. Scheut Arbeit.
Spekuliert.
Tauscht. Gewinnt. Wird reich.
Findet ein braves Mädchen. Heiratet
Große Kinderschar – Betrügt seine Frau.
Wird verlassen.
Ist unglücklich.
Wer bestimmt, wie wir werden? Ich winke der Wirtin. Zahle. Höre, wie die Kinder ein Frühlingslied anstimmen.
Gehe die Straße runter. Wie vor langer Zeit mit meinem Bruder. Viel hat sich hier nicht verändert. Was er jetzt wohl macht?
Ist er glücklich? Bin ich es….?