Sachstand und Visionen zum Museum am 23. April für Fachpublikum erläutert
Genau ein Jahr nach Eröffnung des Museums „Mühlberg 1547“ zog die enge Verbindung der mittelalterlichen Doppelstadt mit der deutschen Reformationsgeschichte erneut Historiker und Geschichtsinteressierte in den Ort.
Das hohe Besucherinteresse und die erfreulich positive Resonanz auf das nach über dreijähriger Bautätigkeit inhaltlich neu ausgerichtete Museum zeigen: Es war eine richtige Entscheidung, das ehemalige Stadtmuseum mit seiner überalterten Ausstellung zu einem modernen reformationsgeschichtlichen Museum zu entwickeln, das auf die Schlacht bei Mühlberg fokussiert und wichtige Aspekte der Mühlberger Stadtgeschichte darstellt.
Doch bevor man sich am 23. April den Fachvorträgen widmete, erläuterten am Abend zuvor alle vier Mühlberger Stadtführer an mehreren Stationen historische Stätten unter der Überschrift „Zeitensprung. Mühlberger Geschichte in Bildern“. Ausgangspunkt war der Neustädter Markt, gefolgt von Ausführungen zum Bau und Geschichte der Frauenkirche, einem Abstecher an die Elbe, das frühere Hospital, die Friedhofskappelle bis zum eigentlichen Museum.
Die Gästeführer erzählten mit einem Schuss Humor den rund 80 Besuchern viele interessante Begebenheiten der 1226 erstmals urkundlich erwähnten Stadt, die im 16. Jahrhundert Weltgeschichte schrieb und heute das Europäische Kulturerbesiegel trägt. Das Symposium zum ersten Jahrestag der Eröffnung zog Bilanz und präsentierte aktuelle Forschungen zur Baugeschichte der Propstei und neue Aspekte zu den Geschehnissen der Schlacht bei Mühlberg.
„Der Klosterprobst und seine Residenz“, ein Blick auf bauhistorische Ergebnisse am Gebäude der Mühlberger Propstei“ vermittelte Dirk Schumann aus Berlin. „Glaube und Gerechtigkeit. Neue Interpretationen der Wandmalereien in der Propstei“ vermittelte Mechthild Noll-Minor vom Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege. Auch das gehört zur Stadtchronik „Neues zur Familie Berka von Duba in Mühlberg“, erläutert durch Dr. Uwe Tresp von der Universität Dortmund.
Ebenso das Thema „Die Reformation in Mühlberg und die Auflösung des Klosters“ von Dr. Matthias Donath – Zentrum für Kultur und Geschichte in Niederjahna. Noch einmal ließ Ines Bohn von den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden die Schlacht bei Mühlberg 1547 aufleben, spannte dabei einen europäischen Bogen über Madrid – Wien – Dresden und stellte ausführlich die damals verwendeten Harnische der acht Führer aus der Zeit der Schlacht vor. Die heute noch in Museen erhaltenen Rüstungsteile mit Helmen, Arm- und Beinschutz und den gepanzerten Platten im Brustbereich sind Kaiser Karl V, Ferdinand I und sein Sohn Maximilian II, Herzog Moritz von Sachsen, Herzog Ulrich von Württemberg oder die Kurfürsten August von Sachsen, Johann Friedrich von Sachsen und Herzog Moritz von Sachsen zuzuordnen. Alle wussten sich mit gepanzerten Harnischen im Kampf zu schützen.
Dr. Lars-Arne Dannenberg vom Zentrum für Kultur und Geschichte in Königsbrück zeigte aus seiner Sicht Chancen und Befunde nach einem Jahr Museum Mühlberg 1547 auf. „Wie können wir die Flamme erhalten, die zur Museumseröffnung 2015 entfacht wurde?“, fragte er in die Runde des Symposiums.
Das Museum ist das Zugpferd der Kultur in Mühlberg. Mit seinen vier Ausstellungen gepaart mit neuen Ideen müsse man Menschen gewinnen, die die einstige Aufbruchsstimmung weiter tragen. Mühlberg ist aufgrund seiner historischen Bedeutung fast weltweit präsent und steht in einer Reihe mit anderen Städten der Reformation. Für ihn gehören in das Museum eine entsprechende Datenbank aus Bibliotheksbeständen ebenso dazu wie eine Sammlung von Gemälden, Holzstichen, historischen Handschriften bis hin zum damals verwendeten Kriegsmaterial. Es existieren zwar europaweit viele Originalausstellungsstücke, doch leider nicht im hiesigen Museum.
Dr. Dannenberg schwebt vor, von hier aus ein Kompetenzzentrum rund um die Ereignisse der Schlacht bei Mühlberg in einem Netzwerk der Reformationsgeschichte aufzubauen. Wissenschaftlich forschend soll es die Konflikte der alten und der neuen Religion mit Blick auf die Schlacht offenbaren. Praktisch umgesetzt werden könnte dies in Form einer Studienwoche für Studenten unterschiedlicher Bereiche von Nachwuchswissenschaftlern. Auch eine Zusammenarbeit mit militärgeschichtlichen Vereinen oder als Weiterbildungsangebot für Offiziershochschulen sollte in die Überlegungen einfließen.
Neben Reisegruppen aus ganz Deutschland, könnte man auch Touristen des Elberadweges man mit entsprechenden Angeboten für einen Museumsbesuch begeistern. Immerhin wurden 3000 Radler im Jahr 2014 gezählt.
Quelle & Fotos: Landkreis Elbe-Elster