Schlacht bei Mühlberg und Reformationsgeschichte im Mittelpunkt
Seit 21 Jahren greifen die Kreisheimatkundetage Elbe-Elster regionalhistorische Themen auf, rücken einzelne Aspekte der Geschichte in den Vordergrund und regen Heimathistoriker und Fachwissenschaftler zum intensiven Diskurs an. In diesem Jahr konnte das Kulturamt des Landkreises Elbe-Elster als Veranstalter am 21. November im Mühlberger Rathaus wiederum über 100 Heimatfreunde für das große Thema Reformation gewinnen. So griff der Kreisheimatkundetag thematisch in die museale Neuinterpretation der Schlacht bei Mühlberg im unlängst eröffneten Museum „Mühlberg 1547“ auf. „In unserer historischen Doppelstadt wurde Weltgeschichte geschrieben die bis heute nachwirkt“, sagte Bürgermeisterin Hannelore Brendel bei der Eröffnung und ergänzte, „hier atmet die Geschichte die nicht nur Mühlberg sondern die ganze Region stolz macht aber auch verpflichtet die Geschehnisse lebendig zu halten.“
Für Landrat Christian Heinrich-Jaschinski stehen die Kreisheimatkundetage für Heimatverbundenheit und Traditionspflege. Und das nicht ohne Grund: Manche Menschen fühlen sich in einer Landschaft oder in der Familie zuhause, andere in der Kunst oder im Glauben. Heimat gibt Halt, gerade in Zeiten der Globalisierung, in denen vieles unübersichtlich und ungeheuer schnell geworden ist. Heimat gibt auch Kraft, weil sie die Möglichkeit bietet, bei sich selbst zu sein. Was ihn immer wieder beeindruckt, sind die Vielfalt der Traditionen und die vielen engagierten Menschen, nicht nur die, die Brauchtum pflegen, sondern auch die, die sich einsetzen für ein soziales Miteinander, für Heimat und Naturschutz, für unsere Städte, Dörfer und Gemeinden, für Liedgut und Dialekte. Und überall tragen Heimatvereine mit ehrenamtlichem Engagement dazu bei, den Zusammenhalt in der Region zu stärken. Dafür stehen nicht zuletzt auch die vier Museen, die jetzt in einem gemeinsamen Verbund betrieben werden. Dazu gehören die Kreismuseen in Finsterwalde und in Bad Liebenwerda, das Museum im Schloss Doberlug sowie das Museum „Mühlberg 1547“. Hinter letzterem steckt eine vielfältige Palette von Themen mit regionaler Verbindung zur Gastgeberstadt Mühlberg und zur Reformation sowie weiteren regionalgeschichtlichen Bezügen. So war dieser Kreisheimatkundetag geprägte von viel Geschichte und noch mehr Jahreszahlen.
Die kunsthistorische Bedeutung der Propstei Mühlberg, erläutert von Mechthild Noll-Minor vom Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege oder die Einführung des evangelischen Gottesdienstes in Herzberg-Wie die Reformation im Elbe-Elster-Land begann, dargestellt von Ulf Lehmann aus Herzberg, fanden interessierte Zuhörer. Der Vortrag von Dr. Lars-Arne Dannenberg aus Königsbrück, einer der drei Kuratoren des Museums Mühlberg, beleuchtete die Schlacht bei Mühlberg und ihre museale Neuinterpretation. Seit 1926 wird das aus dem Jahr 1530 stammenden Haus als Museum genutzt und ist mit der Komplettrestaurierung bis zur Einweihung im April dieses Jahres zu neuem Leben erweckt worden. Nach den Sanierungsarbeiten zu einem fast neuen Gebäude und der Gestaltung des Innenlebens, kennzeichnen vier Dinge das Museum heute, die Darstellung der Schlacht, das Lager Mühlberg, die Stadtgeschichte und natürlich das Haus an sich.
Dr. Dannenberg: „Bei der Entkernung des Hauses haben wir viele bislang unbekannte Dinge vorgefunden bis hinein in den Außenbereich mit den Resten einer sehr alten Brennerei. Auf Grund dieser Funde mussten wir die Bauplanungen immer wieder anpassen. Letztendlich ging es auch darum, wie können wir die Schlacht darstellen und die Internationalität der Geschehnisse im April 1547 hervorheben.“ Das Haus ist über und über voll mit Wandmalereien. Heute weiß man, es gibt noch viele weiß übertünchte Stellen, wo noch einige großflächige Malereien verborgen liegen. Manches wurde bereits sichtbar gemacht, doch alles freizulegen, kostet viel Geld.
Der Begriff, „Die Schlacht bei Mühlberg“ ist seit 500 Jahren in den Geschichtsbüchern festgeschrieben“, wusste Dr. Uwe Tresp von der Universität Potsdam in seinem Vortrag über die Die Schlacht bei Mühlberg – Hintergrund und Bedeutung, zu erklären und fügte hinzu, „auch wenn das so nicht stimmt.“ Diese Schlacht wird oft auch an Hand von Bildern erklärt, wozu auch die Landschaft zählt. Wenn man es sehr genau nimmt, müsste es die Schlacht in der Lochauer Heide heißen, ohne Stadtnamen zu erwähnen. Dr. Uwe Tresp stellte auch die Frage in den Raum, war es überhaupt eine Schlacht? Die protestantische kursächsische Armee bestand im April 1547 nur noch aus Resten mit kaum 7.000 Mann. Ihr gegenüber stand das kaiserliche Heer, das viermal größer war. Zahlen, die für damalige Verhältnisse nicht sonderlich groß sind. Wenn überhaupt, so Dr. Tresp, kann man von einem Abschlachten sprechen. Die kursächsische Armee war sich an diesem Aprilsonntag der Gefahr nicht bewusst, wiegte sich in Sicherheit da niemand glaubte, die kaiserlichen Truppen könnten über die Elbe kommen. Doch es kam anders. Berittene Soldaten metzelten das Fußvolk und später große Teile der kursächsischen Armee ohne nennenswerten Widerstand bei der Flucht nieder. Kaiser Karl V., feierte den Sieg. Erst viele Jahre später wurde klar, was für Bedeutung diese Schlacht haben sollte und sie trotzdem als erster Religionskrieg verstanden wird.
Weitere Vorträge schlossen sich an. Dr. Rainer Ernst, Leiter des Museumsverbundes Elbe-Elster referierte zur Geschichte der Kantorei Finsterwalde. Altenau – Ein Dorf in Biografie und Fotografie, stellte Paul Böckelmann in seinem Vortrag vor. Im Anschluss an die Vorträge im Rathaus gab es für die Heimatfreunde eine Kuratorenführung durch das Museum Mühlberg 1547. Es gab es Erläuterungen von Dr. Lars-Arne Dannenberg und Dr. Uwe Tresp zur Gesamtrestaurierung des Gebäudes und den Ausstellungsstücken.
Quelle & Fotos: Landkreis Elbe-Elster