Eine schwer kranke Sau wird nicht behandelt, brutal getreten und getötet; kleine und schwache Ferkel werden erschlagen und männliche Ferkel sind während der Kastration offenbar nicht ausreichend betäubt. Diese schrecklichen Bilder filmten versteckte Kameras Ende Mai 2021 in der Porky Gröden Schweinezucht und Mast GmbH in Brandenburg (Elbe-Elster-Kreis). Seit dem 1. Oktober wird die Mastanlage von einem neuen Geschäftsführer geleitet. Doch die Tierschutzorganisation Animal Rights Watch e.V. (ARIWA) geht nicht davon aus, dass sich an Zuständen groß etwas ändert. “Denn immer wieder beweisen heimliche Stallbilder, dass unendliche Grausamkeit gegen Tiere zum Alltag in der Schweinezucht gehört.” heißt es in einem Statement. ZDF WISO berichtete am 6.12.2021 exklusiv mit Bildern von ARIWA.
Ein Ausschnitt des Videomaterials ist im Titelvideo zu sehen (ACHTUNG sehr brutal). Der Bericht von ZDF WISO ist weiter unten im Artikel zu finden.
Kleine Ferkel erschlagen, Gerbärmuttervorfälle bei Sauen, “Nottötungen”
Versteckte Kameras filmten im Mai 2021 in dem Betrieb mit 13.000 Ferkeln und 3.700 Mutterschweinen grausame Szenen. Kleinere Ferkel werden hier illegal erschlagen. In einen Abfalleimer geworfen, strampeln sie vor den Augen einer Arbeiterin noch minutenlang um ihr Leben. Dieses Vorgehen ist Standard in der Branche. „Das zeigen wir regelmäßig seit 2013, ohne dass Presseberichte, politische Debatten, Erlasse oder Strafanzeigen etwas daran ändern würden. Meist sind diese Ferkel überlebensfähig. Doch der Aufwand, um sie aufzupäppeln, rechnet sich nicht. Die Tiere sind damit als Ware schlicht wertlos“, so Sandra Franz, Pressesprecherin von ARIWA.
“Wenige Tage alte männliche Ferkel werden hier allem Anschein nach ohne ausreichende Betäubung kastriert. Ihnen wird zwar ein Narkosemittel gespritzt, doch die Bewegungen der Ferkel deuten darauf hin, dass sie nicht vollständig bewusstlos sind. Die Hoden werden Ihnen herausgerissen, ohne zu überprüfen, ob die Narkose ausreichend wirkt. Die damit verbundenen starken Schmerzen halten oft mehrere Tage an.”
„Auffällig viele Säue leiden an einem Gebärmuttervorfall, einer schmerzhaften Ausstülpung der Gebärmutter nach der Geburt. Doch sie werden nicht behandelt und auch nicht in eine Krankenbucht verlegt. Denn dort könnten sie nicht mit Gittern fixiert werden, um ihre Funktion als unbewegliche Gebär- und Milchmaschinen zu erfüllen“, erklärt Sandra Franz.
Die Aufnahmen zeigen auch die „Nottötung“ einer Sau mit extremem Gebärmuttervorfall. “Einen Tag vorher wird sie von einer Arbeiterin geschlagen, um zu prüfen, ob sie noch aufstehen kann. Erst wenn die Sau dafür keine Kraft mehr hat, wird sie getötet. Auch sie soll noch möglichst lange ihre Ferkel säugen und bis zum Ende ‚funktionieren‘“, so Franz weiter. „Um die Sau aus ihrer Bucht zu bewegen, tritt ein Arbeiter dann minutenlang auf sie ein und reißt an ihrem Schwanz. Als wären die Qualen in ihrem Unterleib nicht schon genug. Als sie nicht aufsteht, wird sie mit einem Bolzenschuss in den Kopf betäubt und mit einem Schnitt in den Hals getötet. Ihr Todeskampf dauert mehrere Minuten.“
„Bilder wie diese gehören zum Alltag in der Schweinezucht. Wo Tiere als Waren gelten, sind ihre Gesundheit, ihr Wohlbefinden und ihr Leben ausschließlich ein Teil der Kosten-Nutzen-Kalkulation. Deshalb kann nur eine vollständige Abkehr von der Tiernutzung und die Umstellung der Landwirtschaft auf einen veganen Pflanzenbau das Leiden der Tiere beenden“, so Franz abschließend.
Die Geschäftsführung von Porky Gröden Schweinezucht und Mast GmbH äußerte sich gegenüber ZDF WISO schriftlich: “Sollten sich, die von ihnen dargestellten tierschutzrechtlichen Ereignisse (was ich in Frage stelle) tatsächlich so zugetragen haben, ist es meine wichtigste Maßgabe sie schnellstmöglich zu unterbinden.”
Der Fraktionsvorsitzende der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Brandenburger Landtag Benjamin Raschke: „Ich bin tief erschüttert, so grausame Bilder habe auch ich noch nicht gesehen. Die Vorwürfe müssen umfassend und lückenlos aufgeklärt werden. Die wirtschaftlich desolate Lage der Betriebe darf nicht auf dem Rücken der Tiere ausgetragen werden.“
Magazin WISO vom 6.12.2021
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Hintergrund
Animal Rights Watch e.V. (ARIWA) ist eine gemeinnützige Tierrechtsorganisation. ARIWA deckt die Zustände in der Tierindustrie auf und fördert eine tierfreundliche, vegane Lebensweise. Bundesweite Bekanntheit erlangte ARIWA durch die Veröffentlichung von Recherchen in Bio-Betrieben und Schweinezuchtanlagen und durch die Ausrichtung der „Vegan Street Days“ in Stuttgart und Dortmund. Zahlreiche politische TV-Magazine sowie viele Print- und Onlinemedien nutzen regelmäßig von ARIWA zur Verfügung gestelltes Bildmaterial.
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Fotos: Animal Rights Watch e.V.