Das Elbe-Elster-Klinikum teilte am heutigen Donnerstag mit:
Vor dem Hintergrund der existenziellen Herausforderungen für die Elbe-Elster Klinikum GmbH hat der Aufsichtsrat in seiner letzten Sitzung am 14. November für einschneidende, aber notwendige Maßnahmen votiert. Diese betreffen die Konsolidierung der Standorte und tiefgreifende Änderungen am Standort Herzberg. Wie bereits in den letzten Monaten mehrfach mitgeteilt, befindet sich das Elbe-Elster Klinikum in einer finanziellen Schieflage. Das Jahr 2023 bringt für das Klinikum ein Defizit von ca. neun Millionen Euro mit sich. Wie etwa 70 Prozent der Krankenhäuser bundesweit, ist auch das Elbe-Elster Klinikum durch die unzureichende Vergütung der Krankenhausleistungen sowie der bislang vom Bundesgesundheitsminister abgelehnten Finanzierung der Krankenhäuser bis zur Umsetzung der Krankenhausreform in finanzielle Schwierigkeiten geraten. In der Aufsichtsratssitzung vom 14. November wurde nun umfassend über die weitere Entwicklung des Elbe-Elster Klinikums beraten und für einschneidende Maßnahmen votiert.
Notwendiger Zusammenschluss der Standorte
Mit Ausnahme der psychiatrischen Abteilung soll die stationäre Versorgung ab Juni 2024 an den beiden Standorten Elsterwerda und Herzberg konzentriert werden. Die aktuelle Auslastung über alle 3 Standorte liegt bei gerade einmal 50 Prozent. Eine Konzentration der stationären Versorgung auf zwei Standorte würde hohe Kosteneinsparungen bringen und weiterhin ausreichend Kapazitäten zur stationären Behandlung der Patienten des Landkreises bieten. „Es geht um den Erhalt des Elbe-Elster Klinikums“, so Aufsichtsratsvorsitzender Bernd Heinke. „Alle Mitglieder des Aufsichtsrates haben in der Sitzung erneut deutlich gemacht, dass die zu treffenden Entscheidungen schwer, aber unausweichlich sind.“
Zukunftskonzept für den Standort Finsterwalde
In Finsterwalde wird sich künftig weiterhin die Abteilung für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik befinden. Seit Oktober 2023 gibt es dort einen neuen Chefarzt, Herrn Dr. (Univ. Sousse) Haythem Zaghdane, welcher die Abteilung fortführen wird. Im Aufsichtsrat wurde zudem deutlich gemacht, dass nach der Konsolidierung der Standorte die medizinische Basisversorgung inklusive der ambulanten Notfallversorgung in Finsterwalde etabliert werden muss. Dies geht jedoch nur im engen Schulterschluss mit der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg, den regionalen niedergelassenen Ärzten und den politischen Verantwortlichen der Region. Dafür nimmt die Lenkungsgruppe Krankenhaus am 4. Dezember ihre Arbeit auf und plant und berät die genannten Themen.
Gynäkologie/Geburtshilfe und Pädiatrie in Herzberg
Aufgrund der personellen ärztlichen Situation der Gynäkologie und Geburtshilfe am Standort Herzberg sind auch hier Veränderungen unausweichlich. Leider kann der stationäre gynäkologische Betrieb nicht aufrechterhalten werden. Die fehlenden Fachärzte machen den dauerhaften Einsatz von Honorarärzten zwingend notwendig. Diese Kosten tragen zusätzlich zur finanziellen Schieflage des Klinikums bei. Der Aufsichtsrat hat sich daher dafür ausgesprochen, die Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe zum Jahrsende zu schließen. Als ein Kompensationsangebot wird die Etablierung eines von Hebammen geführten Kreißsaales geprüft, um noch Geburten am Standort anbieten zu können. Auch die Pädiatrie in Herzberg kann aber Mitte nächsten Jahres nicht mehr durch die personellen Ressourcen des Klinikums aufrechterhalten werden und müsste dauerhaft durch teure Honorarkräfte besetzt werden. Daher hat der Aufsichtsrat auch hier sein Votum für das Schließen der Abteilung gegeben. Gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wird ein Konzept für eine ambulante pädiatrische Tagesklinik erarbeitet.
Landrat Christian Jaschinski zum Votum des Aufsichtsrates
„Ziel dieser hochgradig gravierenden Einschnitte ist ausschließlich die Sicherung des Bestandes der Elbe-Elster Klinikum GmbH, um überhaupt eine Chance zu haben, den vor dem stationären Gesundheitssektor liegenden Reform- und Veränderungsprozess zu erleben, zu überleben und für unsere Region sinnvoll zu gestalten. Für die Zukunft benötigen wir eine Krankenhausversorgung, die den veränderten Rahmenbedingungen gerecht wird und wohnortnah eine Versorgungsstruktur bietet, die auch einer immer älter werdenden Gesellschaft Rechnung trägt. Ganz klar muss es das übergeordnete Ziel bleiben, mit einem leistungsfähigen und modernen Krankenhaus an zentraler Stelle über 95 Prozent unserer Bevölkerung zu erreichen und vor allem künftig Leistungen hier in der Region anzubieten, die wir aktuell als Grundversorgungs-Krankenhäuser nicht vorhalten.“ Weiterhin spricht sich der Landrat dafür aus, dass die Region gemeinsam diese zentrale Forderung an das Land als Krankenhausplanungsbehörde richtet. „Nur geschlossen können wir als Region etwas erreichen! Es ist dringend erforderlich, dass der Bund in einem so genannten Vorschaltgesetz die derzeitigen wirtschaftlichen Risiken der Kliniken bundesweit abfedert, so dass diese überhaupt die Chance haben, den, ohne Zweifel notwendigen, Transformationsprozess mitzugestalten und die stationäre Versorgung zu sichern“, so der Landrat.
Finale Entscheidung liegt beim Kreistag
Ob die genannten Maßnahmen schlussendlich umgesetzt werden, liegt nun am Kreistag. Am 11. Dezember findet die nächste Kreistagssitzung statt. In dieser wird beraten und entschieden, ob dem Votum des Aufsichtsrates gefolgt wird. Landrat Christian Jaschinski weist jedoch darauf hin „dass es die finanzielle Situation des Landkreises nicht hergibt, Defizite der Klinikgesellschaft auf Dauer auszugleichen.“
Protest für Krankenhaus-Erhalt zog Tausende auf Marktplatz Finsterwalde
Im Landkreis Elbe-Elster gibt es seit längerem eine intensive Diskussion über die Zukunft der stationären Gesundheitsversorgung. Eine Aktion, an der laut Sängerstadt etwa 2.000 Personen teilnahmen, setzte sich bereits im August für den Erhalt der Gesundheitsversorgung ein und sammelt Unterschriften für den Einwohnerantrag. ->> Hier weiterlesen