Kulturstaatssekretär Martin Gorholt hat heute ein Grußwort auf dem Soldatenfriedhof im Bad Liebenwerdaer Ortsteil Neuburxdorf (Landkreis Elbe-Elster) anlässlich des 70. Jahrestags des Kriegsendes gesprochen und der rund 3.000 Toten des ehemaligen Kriegsgefangenenlagers Stalag IV B gedacht. Er betonte, dass das Gedenken an die Opfer des Zweiten Weltkrieges dazu mahne, den Opfern von Kriegen und kriegerischen Auseinandersetzungen in der heutigen Zeit beizustehen.
„Die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus ist gerade in diesem Jahr, in dem sich das Ende des Zweiten Weltkrieges und die Befreiung der Konzentrations- und Kriegsgefangenenlager zum 70. Mal jähren, von besonderer Bedeutung. Das Schicksal der Kriegsgefangenen des ehemaligen Stalag IV B führt uns das unermessliche Unrecht und Leid vor Augen, dass das NS-Regime mit dem 2. Weltkrieg über Europa und die Welt gebracht hat – aber es erzählt auch Geschichten der Versöhnung und der lebendigen Vermittlung von Erinnerungen. Ich bin dankbar, dass sich viele der NS-Opfer, wie die heute anwesenden ehemaligen britischen Kriegsgefangenen, nicht für ein Verdrängen entschieden haben, sondern für den schmerzhaften Weg des Erinnerns und die Weitergabe ihrer Erinnerungen. Auch nach dem Krieg starben, unter sowjetischer Herrschaft, noch Tausende in diesem Lager – auch das gehört, wie an anderen Orten im Land, zur mehrfachen Geschichte der Verfolgung und muss erinnert werden. Orte wie der Soldatenfriedhof von Neuburxdorf sind wichtige Bestandteile der zeitgeschichtlichen Erinnerungskultur des Landes und der historisch-politischen Aufarbeitung und Bildung für nachfolgende Generationen. Gerade junge Menschen sollen für die Mechanismen eines Unrechtssystems sensibilisiert werden – und damit auch für die Notwendigkeit, rassistischen und antisemitischen Stimmungen bereits früh entschlossen entgegenzutreten und sich engagiert für Demokratie, Pluralismus und Freiheit einzusetzen. Das ist gerade heute, wo so viele Opfer kriegerischer Auseinandersetzungen Zuflucht und Schutz bei uns suchen, wichtiger denn je. Die Botschaft, die von dem ehemaligen Soldatenfriedhof ausgeht, lautet: ‘Nie wieder Hass! Nie wieder Krieg!‘“
An der Gedenkveranstaltung hat naeine Delegation von 29 Engländern, darunter ehemalige Kriegsgefangene des Lagers, teilgenommen. Im Rahmen des 70. Jahrestages des Endes des Zweiten Weltkriegs und der Befreiung der Konzentrationslager finden in Brandenburg rund 30 Veranstaltungen an verschiedenen Orten statt.
Das Kriegsgefangenen-Stammlager IV B wurde 1939 zwischen der Stadt Mühlberg/Elbe und dem Dorf Neuburxdorf von der Wehrmacht errichtet. Es diente bis 1945 als Durchgangs- und Sammellager gefangener Soldaten aus fast allen Krieg führenden Nationen. Im Lager waren zeitweise bis zu 16.000 Soldaten untergebracht. Etwa 3.000 Kriegsgefangene kamen ums Leben, die meisten davon aus der Sowjetunion. Die verstorbenen Kriegsgefangenen der meisten Nationen wurden während des Krieges auf dem Soldatenfriedhof Neuburxdorf in Einzelgräbern bestattet, die Sowjetsoldaten beerdigte man zum großen Teil in Massengräbern. Das Lager wurde am 23. April 1945 von der Roten Armee befreit.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Lager vom September 1945 bis 1948 als Speziallager Nr. 1 Mühlberg vom sowjetischen NKWD und SMERSCH betrieben. Etwa 22.000 Personen wurden in dieser Zeit inhaftiert, von denen etwa 7.000 die Gefangenschaft nicht überlebten.
Quelle & Foto: Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur