Das Landgut Pretschen am Rand des Unterspreewaldes in der Niederlausitz, eines der größten deutschen Landwirtschaftsunternehmen nach biologisch-dynamischen Standards und den Kriterien des DEMETER-Verbandes, kann jetzt einer abgesicherten Zukunft entgegensehen. Pünktlich zum Jahreswechsel hat das Insolvenzgericht Cottbus das Insolvenzverfahren aufgehoben, womit die erfolgreiche Sanierung der „Landgut Prets chen GmbH & Co. KG“ in Eigenverwaltung nach knapp einem Jahr abgeschlossen ist.
Außergewöhnlich hieran ist nicht nur die Zustimmung aller Gläubiger zu dem vom gerichtlich bestellten Sachwalter, Rechtsanwalt Rüdiger Weiß (namensgebender Partner der bundesweit auf die Unternehmenssanierung in Eigenverwaltung spezialisierten Kanzlei WallnerWeiß), vorgelegten Insolvenzplan, welcher einen Schuldenschnitt von über sechs Millionen Euro zur Folge hat, sondern auch die außergerichtliche Entschuldung der „Landgut Pretschen Verwaltungs GmbH“ sowie des geschäftsführenden Alleingesellschafters Sascha Philipp, welcher sich für eine Vielzahl von Verbindlichkeiten verbürgt hatte. An der erfolgreichen Sanierung mitgewirkt haben neben Weiß auch Rechtsanwalt Matthias Schicht von der Dresdner Rechtsanwaltskanzlei PESCHEL SCHICHT, der eigentliche Rechtsanwalt des Landgutes, welcher den Schutzschirmantrag bei Gericht stellte, sowie der Restrukturierungsexperte Jörg Heus von der „LBB Ländliche Betriebsgründungs- und Beratungsgesellschaft mbH“, der den Sanierungsplan konzipiert hat.
Das Landgut hatte im zweiten Halbjahr 2015 mit Finanzproblemen zu kämpfen. Die Schwierigkeiten wurden vor allem durch die Anlaufprobleme bei der Gemüseproduktion im 2011 neu errichteten Groß-Gewächshaus verursacht. „In den ersten Jahren blieb der Umsatz des unter Glas gezogenen Bio-Gemüses weit hinter den Erwartungen des Business-Planes zurück. Inzwischen sind Pflanzenwachstum und Pflanzengesundheit auf dem richtigen Niveau, so dass die Gemüseproduktion ab dem Wirtschaftsjahr 2015/16 der ursprünglichen Planung entsprach. Auch in der laufenden Wachstumsperiode liegt alles im Plan“, berichtet Weiß. „Damit ist das Landgut Pretschen jetzt endgültig wieder in sicherem Fahrwasser. Das freut mich umso mehr, da der Bio-Landwirtschaftsbetrieb ein grundsolides Unternehmen ist, mit einem festen Kundenstamm und vielen Direktabnehmern.“
„Unser Geschäftsbetrieb lief über die gesamte Zeit der Insolvenz im Eigenbetrieb normal weiter“ ergänzt Sascha Philipp, Geschäftsführer der Landgut Pretschen GmbH & Co. KG. „Wir mussten keinem einzigen unserer Mitarbeiter kündigen und konnten so unseren Betrieb weiter aufbauen und stabilisieren. Dass unser im Grunde gesundes Unternehmen die finanziellen Schwierigkeiten so gut meistern konnte, haben wir der Umsicht und Erfahrung von Sachwalter Weiß zu verdanken, der die Gläubiger von der Solidität unseres Unternehmens überzeugt hat. Neben Weiß hat auch Jörg Heus einen erheblichen Anteil an dem guten Ausgang. Seine LBB verfügt über die Kooperation mit der AMBG mbH über exzellentes Know-how bei gerichtlichen und außergerichtlichen Sanierungen und bei Restrukturierungen von Unternehmen. Heus erstellte bereits 2015 im Rahmen der versuchten außergerichtlichen Einigung ein Konzept, welches letztendlich den gerichtlichen Sanierungsweg ermöglichte. Außerdem ge lang es dank des frühzeitigen Sanierungsplanes die Stiftung Edith Maryon und auch die GLS Bank für eine konstruktive Mitarbeit zu gewinnen.“
Das Landgut Pretschen bewirtschaftet eine Gesamtfläche von 820 Hektar, davon 520 Hektar Ackerland, 240 Hektar Grünland und 40 Hektar Wald. Das Gut hält rund 270 Kühe und liefert deren Milch an die Öko-Molkerei Brodowin. Fleisch- und Wurstwaren vom Rind werden in Kooperation mit der Landfleischerei zum Brunnenhof in Heidesee unter eigenem Namen auf den Markt gebracht. Außerdem erzeugt das Landgut Leinöl und Leindotteröl, Linsen, Chicorée, Tomaten, Salat und Gurken sowie als Besonderheit die Spirituose Chicorée-Wurzelbrand, geschmacklich angesiedelt zwischen Obstler und Grappa. Der Bio-Betrieb vermarktet seine hochwertigen Bioprodukte vorwiegend in der Region Berlin-Brandenburg.
„Das Landgut Pretschen kann jetzt also ohne finanziellen Ballast in die Zukunft blicken“, freut sich Geschäftsführer Philipp. „Alle 49 Arbeitsplätze sind endgültig gesichert, die Produktion unserer hochwertigen Bio-Lebensmittel läuft unvermindert weiter, und auch die Türen unseres Hofladens stehen unseren Kunden wie gewohnt dienstags, freitags und am Samstag offen.“
Foto: www.landgut-pretschen.de