Die Brandenburger Umweltverbände lehnen den geplanten privaten Sonderlandeplatz in Groß Leuthen (Landkreis Dahme-Spreewald) aus naturschutzfachlicher Sicht ab. „Der Betrieb des Privat-Flugplatzes würde sich direkt und unmittelbar negativ auf die Schutzgebiete auswirken“, heißt es in einer Stellungnahme des Landesbüros der anerkannten Naturschutzverbände, die im Rahmen des laufenden Genehmigungsverfahrens abgegeben wurde. Die Landebahn soll in unmittelbarer Nähe zum Landschaftsschutzgebiet Groß Leuthener See und Dollgensee entstehen. Hier beträgt die Entfernung zur Schutzgebietsgrenze lediglich 500 Meter.
300 Starts und Landungen im Jahr geplant
Weitere angrenzende Schutzgebiete wie das Biosphärenreservat Spreewald, das SPA Spreewald und Lieberoser Endmoräne und das Naturschutzgebiet bzw. FFH Gebiet Teufelsluch befinden sich im Abstand zwischen 1.750 und 4.000 m Entfernung. Die geplante Flugpiste, auf der 300 Starts und Landungen im Jahr stattfinden sollen, ist im Spreewald höchst umstritten. Es wird eine Zunahme von Lärm und eine Beeinträchtigung der Umwelt befürchtet. Geplant wird der Sonderlandeplatz von einem ehemaligen Berliner Flughafenmanager („Mr. Tegel“) und heutigen Geschäftsführer des Bremer Flughafens sowie einem Partner. Der Flughafenmanager besitzt Medienberichten zufolge ein Wochenendhaus in Groß Leuthen und wolle regelmäßig an die Ostsee fliegen. Genehmigt werden muss die Piste von der Luftfahrtbehörde. Die Auslegungsfrist endete am 25. Januar 2021. Bürgerinnen und Bürger konnten bis zum 8. Februar 2021 Einwendungen gegen das Vorhaben erheben.
„Der Luftraum über dem Schutzgebiet gehört der Gemeinschaft und nicht einzelnen Privatpersonen“, so Axel Kruschat, Geschäftsführer des Landesverbandes Brandenburg des Bund für Umwelt und Naturschutz Brandenburg (BUND). Der Eintrag von Lärm und Abgas sowie ein regelmäßiger Überflug stellen für die Umweltverbände eine unzulässige Nutzung des Landschaftsschutzgebietes dar. Der geschützte Charakter der Landschaft besteht nicht zuletzt darin, dass auch der Luftraum optisch und akustisch freizuhalten ist und Naturgeräusche nicht durch vermeidbaren Motorenlärm übertönt werden. „Es handelt sich um ein rein privates Vorhaben zweier Antragsteller und dient in keiner Weise dem Gemeinwohl“, resümiert Kruschat nach Sichtung der Antragsunterlagen. Der Flughafenmanager konnte nicht nachweisen, dass der beantragte Sonderlandeplatz in irgendeiner Weise für sie selbst notwendig ist.
Umweltverbände fürchten Beeinträchtigung für Flora und Fauna
Bei der Fläche für die Landebahn handelt es sich um eine ehemals landwirtschaftliche Nutzfläche, die aktuell extensiv als Wiese genutzt eine Vielzahl von Insekten und Kleintieren Rückzugs- und Lebensraum bietet. „Es ist nicht erkennbar, dass trotz der in den Unterlagen erwähnten Alternativstandorte ein solcher Sonderlandeplatz für eine ausschließlich private Nutzung auf dieser Fläche genehmigt werden sollte.“ so Michael Ganschow, Geschäftsführer des Grüne Liga Brandenburg e. V. .
Die Umweltverbände befürchten zu dem, dass die Kulturlandschaft aus Seen, Fließen, Äckern, Wiesen und Wäldern beeinträchtigt wird. Es ist nicht auszuschließen, dass die Flugzeuge die Schutzgebiete in geringer Höhe überfliegen und die dort vorkommenden Tiere beunruhigen. „Da Auswirkungen auf das in unmittelbarer Nähe liegende Europäische Vogelschutzgebiet Spreewald und Lieberoser Endmoräne nicht ausgeschlossen werden können, bedarf es einer Verträglichkeitsprüfung, die in den Antragsunterlagen gänzlich fehlt.“, erläutert Ganschow.
Zudem wird eine Beeinträchtigung der Erholungsnutzung gesehen. In unmittelbarer Nähe zu dem geplanten Landeplatz liegt einer der größten Campingplätze des Spreewalds. „Durch die jährlich 300 beantragten Flugbewegungen zwischen Frühjahr und Herbst wird die Ruhe der Erholungssuchenden und Touristen besonders beeinträchtigt. Die Hobbypiloten fliegen auf Sicht, also definitiv während der Sommermonate und verstärkt am Wochenende, also genau in den Zeiträumen, an denen Touristen und Erholungssuchende auch vor Ort sind“, sagt Kruschat.
Foto: ideengrün | Markus Pichlmaier