Lübben, 16. März 2017. Traumatisierungen waren ein zentrales Thema bei einer Tagung von rund 50 Erzieherinnen und Präventionsexperten am Montag und Dienstag im Landratsamt Lübben. „Kinder zeigen ganz unterschiedliche Symptome“ erklärte der Trauma-Experte, Arzt und Kinder und Jugendpsychiater Tilman Rentel. „Manche wirken erstarrt und teilnahmslos, manche sind aggressiv, wieder andere spielen schreckliche Erfahrungen nach und hacken z.B. ihrer Puppe immer wieder den Kopf ab.“
Trauma heißt wörtlich übersetzt „Verletzung“. Ein Trauma entsteht nicht nur durch plötzliche und heftige Einzelereignisse, sondern kann sich auch infolge von anhaltenden oder sich widerholenden Situationen ausbilden, z.B. durch zu wenig Zuwendung, mangelnde Versorgung, körperliche Gewalt oder sexuellen Missbrauch. Wenngleich also Flüchtlingskinder der Anlass dafür sind, dass dieses Thema wieder mehr ins Bewusstsein rückt, profitieren davon auch viele Kinder, die aus dem vermeintlich sicheren Deutschland kommen. Maßgeblich für die Ausbildung eines Traumas sind zudem subjektive Empfindungen wie Ohnmacht, Hilflosigkeit oder Todesangst.
Kinder sind besonders verletzlich und schutzbedürftig. Die Experten machten sich in Referaten, Diskussionen und Reflexionen aber auch bewusst, dass Kinder über große Ressourcen verfügen. Zum Beispiel suchen sie im Spiel intuitiv Wege, ihre Erlebnisse und Aggressionen auszudrücken. Pauschale Empfehlungen helfen nicht weiter, entscheidend ist die Haltung der Erziehungspersonen. Es geht nicht darum, das Verhalten eines Kindes als „falsch“ zu bewerten oder zu verbieten. Erfolgversprechender ist es, sich auf das Kind einzulassen und ihm Sicherheit, Bindung und positive Erlebnisse anzubieten.
Eingeladen zu der bundesweiten pädagogischen Fachtagung hatte das Sozialunternehmen Papilio in Augsburg. Papilio engagiert sich für Entwicklungsförderung und Prävention in Kitas bundesweit. In Brandenburg arbeiten über 360 pädagogische Fachkräfte in Kitas mit dem Präventionsprogramm Papilio-3bis6. „Papilio Integration“ ist eine neue Fortbildung von Papilio, die bei der Lübbener Tagung vorgestellt wurde.
Gefördert werden die Papilio-Fortbildungen in Brandenburg vom Ministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz. Interessenten können sich bei der Tagungsorganisatorin und Papilio-Trainerin Ellen Martin von der überregionalen Suchtpräventionsfachstelle Tannenhof Berlin-Brandenburg melden.
Weitere Informationen unter www.papilio.de.
pm/red