Die Polizei wurde am Mittwochnachmittag über eine schwere Sachbeschädigung in der Hauptstraße in Jamlitz informiert. Unbekannte hatten eine etwa 230 x 85 Zentimeter große Schautafel der Dokumentationsstätte des ehemaligen KZ-Nebenlagers Lieberose/ Jamlitz vermutlich mit Pyrotechnik schwer beschädigt. Kriminaltechniker sicherten im Rahmen der Tatortarbeit zahlreiche Spuren. Kriminalisten haben erste Ermittlungen im Umfeld begonnen.
Kulturministerin Martina Münch zeigt sich entsetzt über den neuerlichen Anschlag auf die Dokumentationsstätte des ehemaligen KZ-Außenlagers Jamlitz-Lieberose (Landkreis Dame-Spreewald). „Ich verurteile diesen gezielten und feigen Angriff auf die Erinnerung an die nationalsozialistischen Verbrechen und ihre Opfer aufs Schärfste. Derartige Angriffe sind nicht nur eine Schande – sie sind ein Angriff gegen unsere freiheitliche Gesellschaft insgesamt, denen wir gemeinsam entschieden entgegentreten müssen. Dabei werden wir die Gemeinde und die örtliche Kirchengemeinde als Trägerin der Dokumentationsstätte nach Kräften unterstützen.“ Das Land unterstützt die Kirchengemeinde in Jamlitz als Trägerin der Dokumentationsstätte in diesem Jahr mit 12.000 Euro.
Bischof Dr. Markus Dröge: „Ich verurteile die abscheulichen Anschläge auf das Schärfste. Die Landeskirche ermutigt die Evangelische Kirchengemeinde Lieberose und Land, trotz des Angriffes ihre wichtige Arbeit als Trägerin des Dokumentationsortes weiterzuführen und unterstützt sie darin nachdrücklich.“
Pfarrerin Marion Gardei, Beauftragte für Erinnerungskultur der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO): „Der erneute Anschlag hat bei der Evangelischen Kirchengemeinde und bei der Landeskirche Entsetzen und tiefe Abscheu hervorgerufen. Die Tat zeigt eine neue Stufe des Hasses und der Gewalt. Wir lassen uns aber davon in unserer kirchlichen Erinnerungsarbeit nicht beirren oder einschüchtern.“
Gegen 13:10 Uhr hörten Anwohner eine Explosion. Sie benachrichtigen umgehend die Evangelische Kirchengemeinde Lieberose und Land, die Trägerin der Dokumentationsstätte ist. Der zuständige Historiker Dr. Andreas Weigelt, der Mitglied des Gemeindekirchenrates ist und die Freiluftausstellung wissenschaftlich betreut, benachrichtigte die Polizei und fuhr umgehend auf das Gelände.
Das Außenlager Lieberose des KZ Sachsenhausen in Jamlitz wurde 1943 im Zusammenhang mit dem Aufbau des SS-Truppenübungsplatzes „Kurmark“ errichtet. Die rund 6.000 bis 10.0000 Häftlinge, die hier bis zur Auflösung des Lagers Anfang Februar 1945 unter mörderischen Bedingungen Zwangsarbeit leisten mussten, waren überwiegend Juden, darunter viele aus Ungarn und Polen. Arbeitsunfähige wurden nach Auschwitz deportiert. Bei der Auflösung des Lagers Anfang Februar 1945 wurden 1.342 kranke und marschunfähige Häftlinge von der SS erschossen. Rund 1.500 Häftlinge trieb die SS auf einen etwa 200 Kilometer langen Todesmarsch in das Hauptlager Sachsenhausen, in dessen Verlauf mehrere Häftlinge erschossen wurden. Nach der Ankunft im Hauptlager selektierte die SS erneut mehrere hundert Häftlinge, um sie zu ermorden.
pm/red
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