Es ist das erste Großprojekt aus dem Strukturstärkungsgesetz und soll bis zu 1.100 neue Industriearbeits- und 100 Ausbildungsplätze im Zuge des Strukturwandels in der Lausitz bringen. Das Bahnwerk Cottbus wird laut der Deutschen Bahn zum modernsten, umweltfreundlichsten und innovativsten Instandhaltungswerk seiner Größenordnung in ganz Europa ausgebaut. Unter anderem haben heute Bundesfinanzminister Olaf Scholz, Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer, Bahnvorstand Ronald Pofalla sowie Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke dafür den Startschuss in Cottbus gegeben. Der Cottbuser Standort wird um ein komplettes ICE-Instandhaltungswerk erweitert. Zudem werden Diesel-Loks auf Hybridtechnik umgerüstet. Angeschlossen werden Ausbildungs- und Forschungszentren. 2026 soll das Gigaprojekt der Bahn, wie es Bundesminister Scheuer betitelte, fertig werden und vollständig in Betrieb gehen.
Mehr Infos zum geplanten Werk gibt es in den heutigen Reden vom Bahnvorstand im Titelvideo. Zudem haben wir mit Ministerpräsident Woidke, Bahnvorstand Pofalla und Oberbürgermeister Holger Kelch im Videotalk über das Projekt gesprochen (zu sehen unten im Artikel bzw. auf unserem Youtubekanal)
Wie uns Ministerpräsident Dietmar Woidke im kurzen Videotalk sagte, ist der Ausbau der Bahnwerks der Beginn der Lausitzer Strukturentwicklung nach dem Beschluss des Strukturstärkungsgesetzes. Bundesminister Andreas Scheuer sprach zudem von zahlreichen weiteren Infrastrukturmaßnahmen, die im Zuge des Gesetzes umgesetzt werden sollen. Dazu zählen zum Beispiel auch der Ausbau der Bahnstrecken Cottbus-Berlin-Weißwasser-Görlitz sowie der zweigleisige Ausbau der Bahnstrecke Lübbenau-Cottbus. Dass künftig ICE-Züge in Cottbus nicht nur gewartet, sondern auch im Hauptbahnhof halten werden, davon ist der Cottbuser Oberbürgermeister, Holger Kelch, überzeugt. „Ich bin froh über den heutigen Tag, denn hier wird Wort gehalten. Gemeinsam mit der Bahn haben in den letzten Monaten intensiv die Planungen der entsprechenden Flächen für den Ausbau vorangetrieben“, so Kelch.
Im Videotalk mit OB Holger Kelch:
Die Bahn teilte dazu mit:
Die Braunkohle geht – die Bahn kommt: Cottbus bekommt das modernste und umweltfreundlichste BahnInstandhaltungswerk in Europa. Bis zum Jahr 2026 werden 1.200 neue und hochwertige Industriearbeitsplätze entstehen. Darunter sind 100 Auszubildende, die unter besten Bedingungen ins Berufsleben starten können. Das Werk ist das erste große Vorhaben, das auf Basis des Strukturstärkungsgesetzes des Bundes finanziert wird. Mit dem Strukturstärkungsgesetz unterstützen Bund und Länder die vom Kohleausstieg betroffenen Regionen in Brandenburg, im Freistaat Sachsen, in Sachsen-Anhalt und in Nordrhein-Westfalen beim Aufbau zukunftsfähiger Arbeitsplätze und neuer Wirtschaftsstrukturen. Zweite wichtige Säule des Bahn-Engagements in der Lausitz ist der Ausbau der Schieneninfrastruktur. Die Bahnstrecken von Cottbus nach Berlin, Leipzig, Dresden und Görlitz werden ausgebaut, elektrifziert und für höhere Geschwindigkeiten fit gemacht. Auch die Strecken nach Forst, Guben und in die polnische Nachbarregion erhalten eine umfassende Modernisierung.
Mit Baubeginn 2023 entstehen am Standort des heutigen Bahnwerks Cottbus eine neue ICE-Halle für die schwere Instandhaltung von Elektrotriebzügen (ICE 4), eine Halle für die Umrüstung von Dieselfahrzeugen auf Hybridtechnik mit Elektroantrieb sowie ein Technologiezentrum zur Hybridforschung und moderne Lehrwerkstätten. Die Pläne für Cottbus und die Lausitz stellten heute der Bundesminister der Finanzen, Olaf Scholz, der Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, Andreas Scheuer, gemeinsam mit Ronald Pofalla, Vorstand Infrastruktur der Deutschen Bahn, und Prof. Sabina Jeschke, Vorstand Digitalisierung und Technik sowie den Ministerpräsidenten von Brandenburg und des Freistaates Sachsen, Dr. Dietmar Woidke und Michael Kretschmer vor. Ronald Pofalla, DB-Vorstand Infrastruktur: „Die Braunkohle geht, die Bahn kommt. Aus dem Kohleausstieg ist ein tragfähiges Zukunftsprogramm geworden. Das Werk Cottbus, der Schienenausbau – das sind nicht bloß Projekte. Das sind Zukunftsperspektiven für eine ganze Region. Die Lausitz wird sich positiv verändern: Wir schaffen hier 1.100 zusätzliche Arbeits- sowie 100 Ausbildungsplätze. Und wir binden die Region exzellent an das Schienenverkehrsnetz an – alle Schlagadern werden ausgebaut, es wird mehr und schnellere Verbinungen aus der Region in alle Richtungen geben. So wird die Lausitz attraktiv für weitere Industrieansiedlungen, für Forschung und den Tourismus.
Denn es geht hier um das Wichtigste, was wir bieten können: Um eine gute Zukunft für die Menschen, für Familien, für Unternehmen, für eine ganze Region. Olaf Scholz, Bundesminister der Finanzen: „Wir tun alles dafür, dass der Strukturwandel in der Lausitz ein Erfolg wird. Mit der Bahn bringen wir jetzt mehr als tausend gute Arbeitsplätze und eine hochmoderne Infrastruktur in die Region. Das gibt einen Riesenschub für Cottbus und die gesamte Lausitz. Die Modernisierungsmaßnahmen sind auch gut für das Klima. CO2-Emissionen werden gesenkt und für nachhaltiges Wachstum wird gesorgt. All das sind gute Nachrichten für die Lausitz.“ Andreas Scheuer, Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur: „Starke Infrastruktur heißt: starke Region. Die Deutsche Bahn errichtet einen Standort der Superlative – modern, innovativ, digital – und wird damit zur JobMaschine: Neue Arbeitsplätze, neue Dynamik, neuer Schub und eine klare Persprektive für die Menschen in Cottbus und in der Lausitz.“ Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke machte deutlich: „Das Strukturstärkungsgesetz ist seit Mitte August in Kraft. Jetzt haben wir endlich Klarheit für die Lausitz und auch die erforderlichen Mittel, um Zukunftsprojekte anzuschieben. Der Ausbau des Bahnwerkes Cottbus ist dabei ein zentrales Projekt. Hier werden sofort Industriearbeitsplätze geschaffen.
Im Videotalk mit Ministerpräsident Dietmar Woidke:
Der Ausbau des Bahnwerks passt auch haargenau zu den weiteren versprochenen Infrastrukturmaßnahmen in Bahn und Schienen für die Lausitz. Lange haben wir dafür gekämpft. Jetzt geht es endlich los, und darüber bin ich unendlich glücklich für die Menschen in der Region, die das verdient haben.“ Michael Kretschmer, Ministerpräsident des Freistaates Sachsen: „Das neue Instandhaltungswerk der Deutschen Bahn in Cottbus ist ein starkes Signal für die Lausitz. Es schafft hochwertige Arbeits- und Ausbildungsplätze und hilft qualifizierte Fachkräfte in der Region zu halten. Für einen erfolgreichen Strukturwandel braucht es ein modernes Schienennetz, damit sich innovative Unternehmen und Forschungseinrichtungen zukünftig in der Lausitz ansiedeln. Das neue Werk kann einen wichtigen Beitrag leisten, den Personenfernverkehr in Brandenburg und Sachsen weiter voranzubringen.“ Prof. Sabina Jeschke, DB-Vorstand Digitalisierung und Technik: „Wir nutzen hier in Cottbus die Chance, das modernste Werk der Zuginstandhaltung Europas zu bauen. Dieses Werk wird so weit automatisiert und digital gesteuert werden wie kein anderes und ist auch ein Leuchtturm für deutsche Ingenieurskunst. Roboter, lernende Maschinen und künstliche Intelligenz verkürzen den Werkstattaufenthalt der ICE-Züge radikal. Die Fahrzeuge können viel schneller wieder auf die Schiene – für einen pünktlichen Bahnbetrieb. Mit dem neuen Werk und mehr als doppelt so vielen Arbeitsplätzen erweitern wir unsere Kapazitäten enorm. Das ist notwendig, weil die ICE-Flotte bis 2026 auf mehr als 420 Fahrzeuge wächst.“
Im Videotalk mit Bahnvorstand Ronald Pofalla:
Reaktionen
Peter Kopf, Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Cottbus: „In der Geschichte der Lausitz ist die Entwicklung der Eisenbahn eng mit dem Wachstum der Kohleindustrie verwoben. Dass der Bund nach dem beschlossenem Kohleausstieg nun eine Milliardeninvestition für den Neustart des Cottbuser Traditionsstandortes bereitstellt, verschafft der Region einen bedeutenden Wachstumsimpuls im Strukturwandel. Mit dem Ausbau des Werks in den drei Geschäftsfeldern Hybridlok, ICE-Werkstatt sowie Verwaltungs- und Technologiezentrum werden die Weichen für die so wichtigen neuen Wertschöpfungsketten und den Erhalt attraktiver Industriearbeitsplätze in der Region gestellt. Das schafft auch Raum für weitere Andock- und Gestaltungsmöglichkeiten von Unternehmen. Top Ausbildungsperspektiven für die Jugend werden aufgetan. Mit ihrer gemeinsamen Entscheidung für dieses erste Großprojekt im Lausitzer Strukturwandel haben Politik und Wirtschaft gezeigt, was gemeinsam umsetzbar ist. Sie schafft wichtiges Vertrauen, den Wandel erfolgreich gestalten zu können. Auch die weiteren 32 Infrastrukturprojekte Schiene-Straße in der Lausitz müssen jedoch schnellstmöglich geplant und realisiert werden, um die Region voranzubringen. Auf die BTU Cottbus-Senftenberg als regionalen Innovationsmotor und Wirtschaftspartner kommt bei den Themen Forschung, Technologieentwicklung und -transfer, Ausbildung und Qualifizierung nun eine wichtige Rolle zu. Die regionale Wirtschaft würde es daher sehr begrüßen, wenn Präsidentin Prof. Gesine Grande dem Lehrstuhl Eisenbahnwesen neue Chancen einräumt und sich für seinen Erhalt beim Land einsetzt. Die Deutsche Bahn benötigt hochspezialisierte Ingenieure und Fachkräfte, die die Entwicklungen dann auch in der Praxis umsetzen können. Eine Ausbildung und Weiterbildung qualifizierter Industriearbeiter aus der Region an der BTU in Cottbus wäre ein weiterer Zugewinn für den Standort. Ziel muss es sein, die Fachkräfte von morgen hier auszubilden und mit Perspektive zu beschäftigen. Die Unterstützung von Seiten der IHK Cottbus wäre ihr in jedem Fall zugesichert.“
Ricarda Budke, Landtagsabgeordnete Bündnis90/Die Grünen: “Das klare Bekenntnis zu Cottbus und eine nachhaltige zukunftsorientierte Aufstellung des Bahnwerkes ist ein wichtiges Signal für die Lausitz”, sagte die strukturwandelpolitische Sprecherin der Bündnisgrünen Landtagsfraktion Ricarda Budke: „Alleine mit der Schaffung von neuen Arbeitsplätzen ist es nicht getan, jetzt müssen die neuen Jobs – auch in Zeiten des Fachkräftemangels – besetzt werden. Das werden jetzt unsere Hausaufgaben sein. Da der Kohleausstieg in der Lausitz erst sehr spät kommen soll, wird man die neuen Arbeitsplätze im Bahnwerk nicht nur aus ehemaligen Kohlearbeiterinnen und -arbeitern besetzen können. Cottbus ist eine lebenswerte Stadt mit verhältnismäßig günstigen Wohnraum, spannenden Kulturangeboten, umgeben von einer wundervollen Landschaft. Das sind beste Voraussetzungen“.
Red / Presseinfo
Grafiken/Bilder: DB AG / Paula Klattenhoff