Ramon for Präsident? Übertragen heißt dies, dass die Mitglieder eines Vereins die Ansichten und Absichten toll finden, ihn daher für geeignet halten, Präsident zu werden. Exakt auf eine solche Vision ist die gescheiterte Wahlversammlung der Mitglieder des Lausitzer Handballclubs hinausgelaufen. Waren es doch die klugen Einlassungen des seit August amtierenden Trainers der Frauenmannschaft des LHC, Ramon Quarta, die während der Mitgliederversammlung des Lausitzer Handballclubs einen Funken Hoffnung auf eine künftig kluge Vorstandsarbeit verbreitet haben. Weil die Sitzung vor den Augen der erschienenen 47 Mitgliedern, die einen neuen Vorstand wählen sollten, augenscheinlich ausgesprochen schlecht vorbereitet worden war. Was nicht nur an der fehlenden Mindestbewirtung der Mitglieder, sondern erst recht bei der Findung von sieben Kandidaten für den neuen Vorstand sichtbar wurde.
Mehr dazu im Interview mit Ramon Quartar im Titelvideo.
Bislang bestand ein Präsidium, aus dem sich Peter Gronem, Marcel Linge und Marco Doil aufgrund innerer Spannungen längst zurückgezogen hatten, aus fünf Personen. Entsprechend eines Antrages zur Tagesordnung und einer positiven Abstimmung wurde die Zahl der fortan im LHC-Präsidium handelnden Personen auf sieben aufgestockt, was die Kandidaten-Suche allerdings nochmals erschwerte. Am Beispiel des Marcus Meier, einem langjährigen Spieler der 1.Männermannschaft wurde das sorglose Verhalten des amtierenden Restvorstandes Frank Prätzel und Gerald Haschick deutlich. Hatte doch Meier seine grundsätzliche Bereitschaft zur Mitarbeit im neuen Vorstand erklärt. Doch wollte der vorab während einer seriösen Unterhaltung, die nicht am Biertisch und nicht zwischen Tür und Angel stattfinden sollte, einen präzisen Einblick in sein Aufgabengebiet und in die aktuelle Situation des LHC erhalten. Da diesem Wunsch kein Verantwortlicher nachkam, zog Meier seine Bereitschaft zur Mitarbeit zurück.
Im Gegensatz dazu erklärte sich Ramon Quarta bereit, in einer sich wegen der missglückten Wahl eilends zu konstituierender Arbeitsgruppe mitzuarbeiten. Um auf diesem Weg Einsicht in die wirtschaftliche Situation des Clubs zu erhalten, ein machbares Konzept zu erkennen und auf die aktuelle und kommende Etatplanung zu schauen. Womit der in Frankfurt/Oder lebende offenbar jene Überraschungen vermeiden will, mit denen sich Ex-Präsident Gronem nach seinem Amtsantritt konfrontiert sah. „Sollte es zu meiner Mitarbeit kommen, wird man sich hier beim LHC warm anziehen müssen“. Diese bestimmt nicht nur launig vorgetragene „Drohung“ des deutschlandweit agierenden Unternehmers, der nebenher auch Vorstandsmitglied in anderen Vereinen ist und so offenbar über reichlich Erfahrung auf diesem Gebiet verfügt, erntete reichlich Beifall.
Dass sich die aktuelle Finanzsituation des LHC ohnehin kritisch darstellt, wurde während der Mitgliederversammlung in aller Offenheit dargestellt. Zwei vorherige Präsidiumsmitglieder hatten dem Verein 2017 großzügige Darlehen in Höhe von 35.000 Euro zur Verfügung gestellt, die recht schnell (über das „wofür“ wurde geschwiegen) ausgegeben wurden. Nun wurden Teile dieses Darlehens eingefordert. Die Rede ist von 7.000 Euro, die bis Jahresende fällig sind. Der Antrag eines Mitgliedes, den erforderlichen Betrag auf dem Weg einer Umlage von den Mitgliedern einzuspielen, wurde von den Mitgliedern konsequent abgelehnt.
So wurde nach der knapp zweistündigen Sitzung wie beinahe zu erwarten war kein neuer Vorstand gewählt, lediglich die eine Neuwahl vorbereitende Arbeitsgruppe wurde bestellt. „Eine Arbeitsgruppe, aus der sich die künftigen Präsidiumsmitglieder herausbilden sollten, wird Ende Januar ohne Form und Frist zu einer weiteren Mitgliederversammlung einladen. Bis dahin werden wir beim Amtsgericht einen vierwöchigen Aufschub unserer Neuwahl beantragen“, so Frank Prätzel, der trotz der Brisanz des Tages als Versammlungsleiter ausgesprochen besonnen im derzeitigen Zwei-Mann-Präsidium agierte.
Georg Zielonkowski