Die große Anhängerschaft des Professor Higgins und der Blumenverkäuferin Eliza Doolittle kann das temperamentvolle Stück endlich wieder auf der Cottbuser Bühne erleben. Am Samstagabend feierte das Musical mit der Musik von Frederick Loewe seine Premiere im ausverkauften Großen Haus des Staatstheaters. Regie führte der österreichische Autor, Theaterregisseur und Schauspieler Michael Wallner.
Unter musikalischer Leitung von Alexander Merzyn schmetterte das Philharmonische Orchester die vielen bekannten Musical-Hits, welche das Lausitzer Publikum immer wieder zu gellendem Applaus verleiteten.
Das Musical hat bestimmt jeder schon mindestens einmal gesehen – es soll eines der meistgespielten Stücke aller Zeiten sein: Die rotzfreche Blümchenverkäuferin Eliza Doolittle (gespielt von Eve Rades) versucht, mit ihrem vulgären, einer Dame unwürdigen Jargon, ihre Sträußchen an den Mann zu bringen. Professor Higgins (gespielt von Holger Hauer) – entsetzt von ihrer gossenhaften Ausdrucksweise – übernimmt nicht nur wegen einer Wette mit seinem Freund Oberst Pickering (gespielt von Andreas Jäpel) die Aufgabe, die missratene Muttersprache des Mädels wieder zu richten. Dieser Rinnsteinpflanze, dieser kannibalischen Schlampe, werde er das Sprechen beibringen! Schließlich erkenne man doch an der Sprache seine Herkunft! Kurzerhand zieht Eliza in das Haus des unverheirateten Rhetorikers und bekommt von morgens bis abends Sprachunterricht. Schon bald keimt Wut auf ihren Lehrmeister in Eliza auf. Sind seine Unterrichtsmethoden doch ganz schön ruppig und verletzend. Wart´s nur ab, Henry Higgins!
In Ascot ist die feine Gesellschaft entrüstet, als Eliza ihr Pferd anfeuert „lauf schneller, oder ich streu’ dir Pfeffer in den Arsch!“ Schon allein das Wort „abgemurkst“ finden alle skandalööööös! Eve Rades spielt ihre selbstbewusste Rolle mit viel Temperament und ihre glockenklare Stimme hat mir nicht nur einmal Gänsehaut beschert.
Als feine Dame mit korrekter Ausdrucksweise besteht Eliza dann aber die große Prüfung beim Diplomatenball. Sie feiert sich selbst mit dem Lied „Ich hätt getanzt heut Nacht“ und steckt mit ihrer Überschwänglichkeit das gesamte Publikum an. Längst waren es nicht nur die Unterrichtsstunden, die beide verband. Professor Higgins musste nach gewonnener Wette schnell feststellen, dass er Eliza doch eigentlich sehr vermisst. „Warum kann eine Frau nicht sein wie ein Mann?“. Ein ganz schön selbstverliebter Junggeselle!
Regelrechte Massenszenen spielten sich auf der Bühne des Staatstheaters ab. Ob auf dem Marktplatz oder beim Pferderennen. Die Damen und Herren des Opernchores sowie des Ballettes sorgten für opulente, aber recht dunkel gehaltene Bühnenbilder. Eine Premiere, die gelungener nicht sein konnte! Lang anhaltenden Applaus gab es vom begeisterten Publikum für alle Darsteller, dem Orchester und Regisseur Michael Wallner.
Gibt es ein Happy End? Sie finden es bestimmt heraus. Noch bis in den Mai des nächsten Jahres finden Sie das ohrwurmreiche Musical auf dem Spielplan des Staatstheaters.