“Wir bitten die Vertreter der Stadt Cottbus und die Stadtverordneten, das besondere und lebendige Projekt Betreuter Spielplatz „Pirateninsel Rabauki“ nicht als einziges Projekt aus der Förderung des Kinder- und Jugendförderplanes der Stadt Cottbus heraus zu nehmen.” heißt es in einem Schreiben des SOS Kinderdorf Lausitz aus Cottbus an die Stadt, in dem die Einrichtung die Kürzungspläne des Jugendhilfeausschusses kritisiert.
Der betreute Spielplatz “Pirateninsel Rabauki” wird seit zwölf Jahren von der Stadt Cottbus gefördert und ist das niederschwelligste Angebot des SOS Kinderdorfs in der Stadt. Seit vier Jahren findet auf dem Betreuten Spielplatz auch die Familienbildung ein festes und gefördertes Angebot. Hier verknüpfen sich Konzepte und Angebote der offenen Kinder- und Jugendarbeit und der Familienbildung. “Gerade diese Kombination funktioniert auf dem großen Gelände reibungslos und ist in der Stadt Cottbus ein einzigartiges Projekt.” sagt Claudia Trojan, Leiterin des SOS-Kinderdorf Lausitz.
Weiter führt sie in dem Schreiben aus: “Die zentrale Lage im Stadtteil und die breit gefächerten Möglichkeiten von handwerklicher Betätigung über gemeinsames Kochen, Backen im eigenen Lehmbackofen, dem Anbau von Gemüse im eigenen Garten, der Begegnung mit den Elementen Feuer, Wasser und Erde, erlebnispädagogischen Angeboten, Ausflüge in unser Land oder der Besuch von Fußballspielen des FC Energie Cottbus bis hin zur Hausaufgabenhilfe, musikalisch/instrumentaler und sportlicher Betätigung etc. sind wesentliche Inhalte unserer täglichen Arbeit. Mehrtägige erlebnispädagogische orientierte Ferienfahrten und jährliche Höhepunkte wie Mittelalterfest, Indianerfest, Halloween, interkulturelle Begegnungen und das Samstagsfrühstück im Sommer runden das tägliche Angebot auf dem Betreuten Spielplatz ab.
Der Betreute Spielplatz ist zugleich eine Stätte der interkulturellen Begegnung. Hier treffen sich täglich Kinder und Jugendliche unterschiedlicher Herkunft und bauen durch gemeinsames Tun wechselseitige Vorurteile ab bzw. lassen diese erst gar nicht aufkeimen. Während der gemeinsamen Begegnung lernen die Kinder und Jugendlichen praktisch nebenbei die deutsche Sprache und die Verständigung untereinander.
Dieser Platz verzeichnet nicht nur hohe Besucherzahlen, er zeichnet sich außerdem durch eine besondere Atmosphäre als offener und öffentlicher Begegnungstreffpunkt und Aneignungsraum, welcher immer wieder neu einlädt, Freunde und neue Besucher mit zubringen, die zentrale Lage im Quartier sowie als Praxislehrstelle der BTU Cottbus-Senftenberg aus.”
Bereits vor 20 Jahren hat sich der SOS Kinderdorf e.V. entschieden, im damals größten Plattenbaugebiet des Landes Brandenburg, etwas gegen die sich zunehmend ausbreitende Kinderarmut, Arbeitslosigkeit und damit gegen den sozialen Verfall eines Stadtteils zu tun. Der Träger war von Anfang an bereit, hier auch Spendenmittel zu investieren, wo die Not am Größten ist.
Bis heute ist in Sachsendorf beim SOS Kinderdorf Lausitz/ MGH ein Netzwerk präventiver Kinder,- Jugend und Familienarbeit sowie der frühen Hilfen bis hin zur Mehrgenerationenarbeit und der Flüchtlingsintegration entstanden. Dieses Netzwerk arbeitet mit allen Ausbildungseinrichtungen für Erzieher der Stadt und der BTU Cottbus- Senftenberg zusammen und unterhält Kooperationsverträge mit Schulen und Kitas.
“Unserem breit gespannten präventiven Netzwerk ist es tatsächlich gelungen, die teuren Hilfen zur Erziehung von ambulanten bis stationären Maßnahmen im Stadtteil deutlich zurück zu drängen, was in der letzten Jugendhilfestatistik der Stadt Cottbus nachzulesen ist. Über alle Angebote im Stadtteil erreichten wir im Jahr 2016 eine Gesamtbesucherzahl von 54.342. Unsere Öffnungszeiten über alle Projekte sind täglich durchschnittlich 7 Öffnungsstunden, welche von minimal 5 bis max. 10 Stunden reichen.
In unseren Jahresberichten geben wir entgegen der allgemeinen Auffassung, dass Zahlen und Leistungsmengen in der offenen Arbeit nicht erfassbar seien, konkret Auskunft über tägliche Nutzerzahlen unterteilt in Erwachsene/ Kinder/ männlich/ weiblich/ Alter an. Jeder Besucher trägt sich dazu täglich selbst in ausliegende Teilnehmerlisten ein. Öffentliche Veranstaltungen fließen in diese Nutzerzahlen nicht mit ein.
Ein wichtiges Anliegen des Trägers ist es, als weltweiter Träger, die Integration unserer ausländischen Mitbürger zu fördern. Der Standort Sachsendorf Madlow ist gekennzeichnet durch einen hohen Ausländeranteil. Ebenfalls sind im Stadtteil zwei Gemeinschaftsunterkünfte verortet. Bei unseren Besuchern in den Angeboten verzeichnen wir einen Ausländeranteil von 5 bis 60%.
Nicht nur wir sondern gerade unsere Kinder und Jugendlichen fragen sich nun ernsthaft, darf oder kann man verantworten, dass die erfolgreiche präventive Arbeit auf dem Betreuten Spielplatz einfach geschlossen wird?” fragt Claudia Trojan abschließend.