Heute ist das Lausitzcamp zu seiner Fahrradtour durch die Lausitzer Braunkohleregion aufgebrochen. Auftakt der einwöchigen Fahrradtour war eine Protestaktion vor der LEAG-Zentrale. Der Protest richtete sich gegen die Hinhalte-Taktik des Konzerns, eine Entscheidung über den Tagebau Welzow-Süd II bis ins Jahr 2020 zu verschieben. „Es kann nicht sein, dass die betroffenen Anwohnerinnen und Anwohner noch über Jahre hinweg über ihre Zukunft im Unklaren gelassen werden“, kritisiert Josephine Lauterbach, Pressesprecherin der Tour. „Kein weiteres Dorf darf mehr der Kohle zum Opfer fallen.“
Unterdessen appelierte die LEAG an die Kohlegegner: „Tagebaue und Kraftwerke sind versorgungswichtige Produktionsanlagen, deren Störung nicht nur Schaden für den Betreiber, sondern für Verbraucher in ganz Deutschland verursachen kann. Wir möchten, dass die Teilnehmer und Besucher des Lausitzcamps die deutlich gekennzeichneten Grenzen unseres Betriebsgeländes respektieren und sich nicht durch zu große Nähe zu den Betriebsanlagen und Maschinen selbst in Gefahr bringen“, erklärt Uwe Grosser, Vorstand Bergbau der Lausitz Energie Bergbau AG und Lausitz Energie Kraftwerke AG. Darum sei den Organisatoren des Lausitzcamps ein Infoblatt mit Sicherheitshinweisen übermittelt worden. Das Infoblatt der LEAG an die Lausitz-Teilnehmer weist deutlich auf die Risiken solcher Besetzungsaktionen in der Lausitz hin. „Im Lausitzer Revier werden Kohlezüge nicht nur gezogen, sondern auch geschoben“, erklärt Uwe Grosser. „Das heißt, dass der Triebwagenführer in einem solchen Fall die vor sich liegende Strecke nur bedingt einsehen kann. Zudem ist ein kurzfristiges Reagieren des Lokführers aufgrund langer Bremswege schwierig. Eine weitere Gefahrenquelle ist die hohe elektrische Spannung der Fahrleitungsanlage. Auch an den bergbaulichen Anlagen im Tagebau gebe es zahlreiche stromführende und sich bewegende Maschinenteile, die für uneingeweihte Betriebsfremde zur Gefahr werden können.”
Die Protestierenden bildeten mit ihren Fahrrädern eine rote Linie. Lauterbach erklärt: „Das ist ein Symbol für die Grenzen des Braunkohletagebaus. Wenn die Bagger diese rote Linie überschreiten, werden Dörfer zerstört. Wir fordern von der LEAG eine zügige Absage von Welzow-Süd II und eine klare Ansage, wie der Konzern den Strukturwandel aktiv zu gestalten gedenkt.“
Der Protest mit roten Linien ist ein wiederkehrendes Motiv bei Klimaprotesten. Es wurde im Dezember 2015 während der UN-Klimaverhandlungen in Paris eingeführt. Seitdem benutzen Aktivistinnen und Aktivisten weltweit dieses Symbol, um Grenzen der fossilen Industrie aufzuzeigen. Wenn die Industrie bestimmte Grenzen überschreitet, befeuert sie soziale Ungerechtigkeit und die Klimakrise.
Zuvor waren die Klimaaktivisten laut Camporganisatoren von der Polizei massiv an ihrem Protest behindert worden. Auf öffentlichem Gelände sollte eine Personalüberprüfung stattfinden. Die Klimaaktivisten verweigerten dies und machten ihren Anspruch auf Versammlungsfreiheit geltend. „Die Polizei hat heute völlig willkürlich gehandelt und hatte die Absicht, einen friedlichen Protest zu unterbinden“, berichtet Lauterbach.
In der kommenden Woche wird die Fahrradtour an verschiedenen Orten in der brandenburgischen, sächsischen und der polnischen Lausitz Station machen. Information, Austausch, Aktionen und das Ausprobieren eines nachhaltigen Lebensstils werden auch in diesem Jahr zentrale Eckpunkte des mobilen Camps sein. Die Tour ermöglicht einen Einblick in die verschiedenen Probleme, die mit der Kohleförderung in der Lausitz verbunden sind und macht den Widerstand gegen diesen klimapolitischen Irrsinn deutlich. Die Lausitzcamper suchen auf ihrer Tour das Gespräch mit vom Kohletagebau Betroffenen, um mit ihnen gemeinsam über eine Zukunft ohne Kohle nachzudenken.