Seit Ende Februar ist ein Cottbuser Wahrzeichen und Touristenmagnet zu. Der Spremberger Turm, von den Menschen liebevoll “Der Dicke” genannt, schloss am 28.02.2014 seine Pforten. 2012 und 2013 hatten noch jeweils etwa 10.000 Besucher den Ausblick über die Stadt genießen können. Seitdem hört man die Menschen nur in Grüppchen reden, wenn man die Sprem entlang läuft, dass “man früher da hoch konnte und einen tollen Ausblick hatte, das aber leider nicht mehr geht”.
Der Grund dafür liegt im Auslaufen der Förderperiode seitens der EU und des Landes, die am 28.02.2014 endete. Bis dahin wurde der Turm über das sogenannte Regionalbudget betrieben, 1 Euro-Jobber gewährleisteten die Öffnungszeiten und kassierten den Eintritt. Die Gelder flossen an das Regionalbudget zur Verrechnung der Aufwendungen. Als es vielen bewusst wurde, das dies das Aus des Anlaufpunktes bedeutet ging ein Aufschrei durch die Stadt. Viele monierten, dass es nicht sein könne und der Turm weiter offen bleiben müsste. Andere meinten “da müsste man doch was machen”. Genau das dachten sich Gilbert Gulben (freier Fotograf www.gulben-fotografie.de) und Benjamin Andriske (Herausgeber www.niederlausitz-aktuell.de) auch und da sich beide Gedankengänge zufällig trafen wurde das Projekt “Wir retten den Dicken” recht schnell angeleiert.
Gespräche mit der Stadtverwaltung (Cottbus ist Eigentümer des Turms), dem Turmverein (der sich um den Denkmalschutz kümmert) und dem Tourismusverband der Stadt folgten und waren sehr fruchtbar. Alle Beteiligten zeigten hohes Interesse an dem von Gilbert und Ben entwickelten Konzept aus einer Mischung von Ehrenamt und Bürgerbeteiligung. Die Stadt unterstützt das Projekt wohlwollend und will auch weiterhin die sowieso anfallenden Betriebskosten übernehmen und ist sich der Bedeutung des Turms als Anziehungspunkt bewusst.
Die Grundidee ist, die Menschen mit einzubeziehen und nicht der Stadt unnötig auf der sowieso leeren Tasche zu liegen. Weiterhin ist eine Abkehr von den sogenannten “1-Euro-Jobs” vorgesehen, der Dienst im Turm soll über eine Aufwandsentschädigung im Ehrenamt geregelt werden, die bei etwa 5 Euro pro Stunde liegt. Die benötigten Summen für den Betrieb des Turms, mindestens zu den genannten Öffnungszeiten, wurden zusammengetragen und mit möglichen Einnahmequellen gegenübergestellt. Der Eintrittspreis wird um die 1,50 Euro pro Erwachsenen liegen (bisher 1 Euro), Kinder unter 14 haben freien Zutritt. Das Geld geht künftig komplett in die Vereinsarbeit zum Betrieb des Turms und kommen so den dort tätigen Menschen und der Verbesserung der Gegebenheiten zugute. Auch eine Verlagerung der Öffnungszeiten, hin zu Touristenfreundlicheren Zeiten ist, nach Gesprächen mit Innenstadthoteliers, vorgesehen. So wäre gerade im Sommer eine Ausweitung der Öffnungszeiten auf 21 oder 22 Uhr sinnvoll, denn viele Besucher der Stadt wollen nach dem Abendessen nochmal einen Rundgang durch die Stadt machen. Da bietet sich ein Spaziergang und Aufstieg auf den Turm regelrecht an. Auch Spezialabende für Fotografen oder Anlässe wie Hochzeiten und Geburtstage sind eingeplant.
Weiterhin wird es Turmpatenschaften für Privatleute und Firmen geben, um sich langfristig für den Spremberger Turm zu engagieren und die Finanzierung sicher zu stellen. Alle Spender werden auf einer repräsentativen Tafel verewigt, Engagement muss geehrt werden! Dafür wird in den nächsten Tagen eine sogenannte Crowdfundingkamapgne starten, mit verschiedenen Möglichkeiten der Hilfe für den Turm.
Für den Turmdienst suchen Gilbert und Ben engagierte Cottbuser, die zu den Öffnungszeiten Touristen am Turm empfangen. Der Turmdienst wird über eine Aufwandsentschädigung im Ehrenamt abgegolten. Stadthistorische Kenntnisse sind von Vorteil, können aber auch im Nachhinein vermittelt werden. Interessierte melden sich unter sprembergerturm [at] gmail.com oder persönlich unter 0162 970 5022.
Bereits jetzt haben sich mehrere Cottbuser gefunden, die das Projekt aktiv unterstützen wollen, zusammen mit Gabi Grube, Ingo-Wolfgang Richter, Steffi Bahl, Uwe Karge, Anke Fischer und Steffen Krestin wollen Gilbert und Ben den Turm wieder zum Leben erwecken. Weitere engagierte Bürger sind gern willkommen.
Die Neueröffnung des Spremberger Turms ist im Juni 2014 geplant, doch bereits am 29.05.2014 bietet sich die Gelegenheit zur Sonderöffnung. Am Herrentag können Radler einen Tankstopp am Turm einlegen, hinaufsteigen und danach ein kühles Cottbuser Pils (frisch gezapft oder als Flasche) oder eine rote Brause vor der Tür genießen, die Einnahmen des Tages fließen komplett in die Turmarbeit. Interessierte Bürger können sich an dem Tag über das Projekt und Möglichkeiten der Unterstützung informieren, aber auch weitere Ideen sind immer willkommen!
Weitere Infos unter:
www.facebook.com/spremberger.turm
www.turmverein-cottbus.de – Die Seite wird zeitnah überarbeitet
Niederlausitz aktuell begleitet die Kampagne und wird weiter über die Entwicklung berichten.