“Jeden Tag besuchen uns mindestens ein dutzend Schulklassen.” sagt Judith, eine der Betreuerinnen der Ausstellung. Das weiße Zelt auf dem Altmarkt ist nicht zu übersehen, bei dem Wetter zieht es viele in die Cafés und macht es auch zum Blickfang. Insgesamt halten sich Schulklassen und einzelne Besucher etwa die Waage. Hauptsächlich jüngere Menschen von Mitte 20 bis Anfang 30 kommen neugierig rein und zeigen sich durchaus interessiert und mit konkreten Fragen. Aber auch Großeltern mit ihren Enkeln gehören zu den Besuchern. Es geht auch nicht um den klassischen Aufklärungsuntericht, sondern um Aufklärung über sexuell übertragbare Krankheiten und Verhütung. Natürlich spielt dabei HIV eine große Rolle, aber auch Geschlechtskrankheiten wie Syphillis oder Tripper sind Thema. “Wir wollen sensibilisieren für das Thema und zeigen wie wichtig Prävention ist. Dabei geht es uns auch darum, dass die Besucher durch Alltagssituationen merken wie einfach es ist, vorzubeugen.” erklärt mir Judith, als ich durch die Ausstellung wandere. Exemplarisch werden verschiedene Szenarien an acht fiktiven Personen durchgespielt, angefangen beim eigenen Nachttisch in denen sich so einiges wiederfindet. Durch die Erzählung der Hintergründe, Einstellungen und Lebensgeschichten der einzelnen Personen entdeckt man sich selbst teilweise wieder.
Aufrüttelnd ist auch, wieviele Medikamente ein jüngerer Mensch in seinem Leben nehmen muss, falls er sich mit HIV infiziert hat. “Gerade bei dem Thema ist Prävention und im Fall der Fälle frühzeitiges Erkennen entscheidend, dann kann man, bis auf die Medis, fast normal weiterleben.” Da hat sich viel getan in den letzten Jahren. Laut Robert Koch Institut gibt es in Deutschland 70.000 infizierte Patienten, die Dunkelziffer soll noch einmal um 14.000 höher sein. Teilweise räumt die Ausstellung auch bei mir mit ein paar Mythen der Ansteckungsgefahren auf. Kurz und bündig ist es auf einer blauen Tür dargestellt, wovon Gefahr ausgeht und wovon nicht. Bei der Frage nach dem typischen “Arzt bekommt bei einer OP Blutspritzer von einem HIV-Infizierten ab und bekommt selbst HIV” schmunzelt Judith und erklärt, das egal ob bei Blut oder anderen Körperflüssigkeiten größere Mengen nötig sind, um sich anzustecken. “Auszuschließen ist es aber nicht gänzlich, daher verschafft ein Test Sicherheit.”
Mitmachen, zuhören und entdecken ist angesagt beim Rundgang im Zelt. Viel wissenswertes aber auch amüsantes ist zu lesen, es gibt einen Raum wo viele ihren Spruch aufschreiben sollten, um den Partner vom Kondom zu überzeugen. Ein Spruch ist im Titelbild, ein paar ausgewählte finden sich in der Bildergalerie. Selbst das Kondome überziehen wird geübt, im hellen und dunklen, wie es auch im Alltag vorkommen kann. Darüber hinaus gibt es einen Raum nur für Männer und nur für Frauen (wie bei der Mädchentoilette habe ich den Blick in diesen Raum auch nicht gewagt). Insgesamt wird locker mit dem Thema umgegangen, aber dennoch anschaulich, ernst und interessant. Wir lassen am Ende noch ein Kondom platzen, erst bei über 40 Litern Luft ist Schluss, vorgeschrieben sind 19 Liter.
Bis Samstag können Cottbuser die Ausstellung noch besuchen und sich informieren. Sie ist von 8:30 Uhr bis 20 Uhr geöffnet.
In Cottbus wirken Fachstellen aus der Stadt und der Umgebung aktiv bei dem Ausstellungseinsatz mit. Gemeinsam mit dem BZgA-Ausstellungsteam stehen die örtlichen Experten den Besuchern für Gespräche und Beratungen zur Verfügung und beantworten gerne ihre Fragen.
Weitere Informationen zur Ausstellung „GROSSE FREIHEIT – liebe.lust.leben.“ und zur Tourplanung 2014 finden Sie hier:
www.große-freiheit.de und www.facebook.com/grossefreiheit.ausstellung
Informationen zu HIV/AIDS und STI:
Zahlen/Daten/Fakten zu HIV/AIDS und STI:
www.bzga.de/presse/daten-und-fakten/
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