Wenn sich am 24. August 2025 der Vorhang für das sechste Lausitz Festival hebt, geschieht das nicht in einem klassischen Theaterbau, sondern in der Brikettfabrik Louise in Domsdorf, einem Technischen Denkmal und Sinnbild des Strukturwandels in der Lausitz. Passender könnte der Auftakt kaum gewählt sein: Mit Shakespeare beginnt ein Festival, das nicht nur Kunst feiert, sondern sich auch der Frage widmet, wie eine Region ihre Identität im Wandel neu entdeckt – unter dem Motto „unsbewusst“. Intendant Daniel Kühnel sprach nach der Pressekonferenz mit uns über das Festival.
Kunst an ungewöhnlichen Orten
Für das Festival verwandeln sich verlassene Fabrikhallen, ehemalige Bergwerke und Kirchen in Bühnen für Theater, Tanz, Konzerte, Lesungen und Ausstellungen. „Unsbewusst“ steht dabei als Leitmotiv für die Kraft der Kunst, neue Perspektiven zu eröffnen und sich über das eigene Selbstverständnis klar zu werden. Intendant Daniel Kühnel sieht darin eine Einladung zur Selbstvergewisserung einer Region, die nicht nur eine bewegte Vergangenheit hat, sondern auch kulturell reich und vielfältig ist.

„Krabat“ als musikalisches Highlight
Ein Höhepunkt des diesjährigen Programms ist die Uraufführung der Familienoper „Krabat“ am 13. September in Görlitz. Der Berliner Komponist Marius Felix Lange bringt die bekannte sorbische Sagengestalt als Auftragswerk auf die Bühne – eine Hommage an die lokalen Wurzeln und Mythen der Region. Die Produktion entsteht in Zusammenarbeit mit dem Gerhart-Hauptmann-Theater, das sich seit Jahren für die kulturelle Verankerung in der Lausitz einsetzt.
Shakespeare in der Glasfabrik, Müller & Müller auf der Förderbrücke
Bereits im vergangenen Jahr sorgte die Inszenierung von „Othello/Die Fremden“ in einer ehemaligen Glasfabrik in (Telux-Gelände) Weißwasser für Begeisterung – nun kehrt das Stück aufgrund der hohen Nachfrage mit vier Aufführungen zurück. Regisseur Marcel Kohler wurde für seine mutige Interpretation gefeiert.

Ein weiteres Highlight ist die Kooperation mit der Bühne Senftenberg, die sich dem Schriftstellerpaar Heiner und Inge Müller widmet. Unter dem Titel „Müller & Müller“ erleben die Besucher ein Live-Hörspiel, das als Beziehungsdrama inszeniert ist – kombiniert mit einer Nachtführung über die gigantische Förderbrücke F60 im Besucherbergwerk Lichterfeld-Schacksdorf.
Musik für große Namen und große Räume
Auch musikalisch setzt das Lausitz Festival starke Akzente: So findet in der Görlitzer Pfarrkirche St. Peter und Paul ein Geburtstagskonzert zu Ehren von Arvo Pärt statt, der am 11. September seinen 90. Geburtstag feiert. Das Konzert wird europaweit als Arte.TV-Livestream übertragen.
Zum 125. Geburtstag von Kurt Weill gibt es zudem einen Liederabend mit der weltweit gefeierten Sängerin Ute Lemper in Bautzen – ein weiteres Beispiel dafür, wie das Festival internationale Stars in die Lausitz holt, ohne den regionalen Bezug zu verlieren.

Kultur im Zeichen des Wandels
Seit seiner Gründung im Jahr 2020 versteht sich das Lausitz Festival als kultureller Impulsgeber in einer Region im Umbruch – vom Braunkohleabbau hin zur lebendigen Kulturlandschaft. Finanziert von den Ländern Sachsen, Brandenburg sowie durch Bundesmittel, versucht das Festival, Vergangenheit und Zukunft miteinander zu verknüpfen.
Die Kritik, in früheren Jahren zu wenig lokale Stimmen eingebunden zu haben, scheint gehört worden zu sein: Das Festival 2025 setzt verstärkt auf Themen und Künstler mit regionalem Bezug, ohne auf internationale Qualität zu verzichten.
Mit „unsbewusst“ gelingt dem Lausitz Festival ein Spagat zwischen Tradition und Zukunft, zwischen lokalem Erbe und globaler Strahlkraft – an Orten, die selbst Teil dieser Erzählung sind. Ein kulturelles Statement für eine Region im Wandel.
Der Vorverkauf hat bereits begonnen! Unter www.lausitz-festival.eu finden Sie das Programm und alle relevanten Informationen, auch zu den außergewöhnlichen Spielstätten.
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