Im Cottbuser Uniklinikum wurde erstmals ein neuer schonender Herzklappenersatz durchgeführt. Wie das Krankenhaus mitteilte, wurde am Hybrid-Labor der 1. Medizinischen Klinik das TricValve-System eingesetzt, um eine undichte Trikuspidalklappe zu behandeln. Dabei wurden zwei biologische Katheterklappen über die Blutgefäße implantiert, um den schädlichen Blutrückfluss zu stoppen. Die Eingriffe unter Leitung von Chefarzt PD Dr. med. habil. Wolfgang Bocksch sollen bereits an zwei Patienten aus Guben und Cottbus erfolgreich verliefen sein. Das Verfahren soll eine neue Alternative für Patienten bieten, bei denen andere Therapien nicht mehr möglich sind.
Das Uniklinikum Cottbus teilte dazu mit:
In der vergangenen Woche wurde im Hybrid-Labor der 1. Medizinischen Klinik (Interventionelle Kardiologie und Angiologie) der Medizinischen Universität Lausitz – Carl Thiem (MUL – CT) erstmals in Cottbus ein heterotoper Trikuspidalklappenersatz mit dem TricValve-System (zur Behandlung der Insuffizienz der Trikuspidalklappe) bei zwei Lausitzer Patienten durchgeführt. Dabei wird unter Röntgen und Ultraschallkontrolle durch eine transvenöse Implantation von zwei biologischen Katheterklappen in die obere und untere Hohlvene unmittelbar vor Einmündung in den rechten Herzvorhof der organschädigende Rückfluss des Blutes über die defekte Trikuspidalklappe in Richtung Leber, Niere und Gehirn gestoppt. Mit dem sogenannten Trikuspidalklappenersatz ist nun auch die letzte der vier Herzklappen ohne große Operation minimalinvasiv in Schlüssellochtechnik ersetzbar.
Der Chefarzt der 1. Medizinischen Klinik an der MUL – CT, PD Dr. med. habil. Wolfgang Bocksch, hat beide Eingriffe gemeinsam mit dem Leitenden Oberarzt Dr. med. Martin Steeg und der Leiterin der interventionellen Bildgebung, PD Dr. med. Dipl. chem. Suzanne Fateh-Moghadam, durchgeführt. Die Patienten aus Guben und Cottbus – beide Mitte 70 – haben sich von dem Eingriff inzwischen gut erholt und fühlen sich bereits wieder besser.
Fehlfunktion der Trikuspidalklappe und heutige Behandlungsoptionen
Die Trikuspidalklappe zwischen dem rechten Herzvorhof und der rechten Herzkammer ist eine der vier Herzklappen. Sie wird im höheren Lebensalter häufig undicht. Die Erkrankung führt zu einer Reihe von Symptomen, die die Lebensqualität der betroffenen Patienten stark einschränken. „Dazu gehören Wasseransammlungen in den Beinen und im Bauch, Kurzatmigkeit, starke Erschöpfung sowie Veränderungen der Leber- und Nierenfunktion“, erläutert PD Dr. med. habil. Wolfgang Bocksch. „Häufig liegen jedoch bereits Leber- oder Nierenschäden oder eine deutlich eingeschränkte Rechtsherzfunktion vor, was das Risiko für eine Korrektur durch eine offene Herzoperation unter Herz-Lungen-Maschine deutlich erhöht“, so Bocksch weiter. „Daher brauchen wir andere minimalinvasive Alternativen“, sagt er.
Das Clip-Verfahren zur Reparatur der defekten Klappe ist an der MUL – CT seit vielen Jahren im klinischen Alltag angekommen. Allerdings kann bei einem sehr komplexen Klappenaufbau, aber auch bei Rezidivpatienten (Rückfall oder Wiederauftreten einer Krankheit) nach einer Clip-Therapie ein solches Clip-Verfahren nicht erneut durchgeführt werden. In diesem Fall muss die Klappe komplett ersetzt werden. Diese Patienten sind dann mögliche Kandidaten für das neue TricValve-Verfahren.
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Red. / Presseinformation
Bild: MUL-CT