Am 4. August des Vorjahres sind Anni und Justin Wenzke zu einer ungewöhnlichen Weltreise aufgebrochen. Das Besondere dabei war, dass die zwei ihre Tour durch Europa, Asien und Amerika mit Fahrrädern ohne Hilfsmotor(!) angetreten haben. Auf der letzten Etappe vom Spreewald zum heimatlichen Hof in Sielow wurde die 15.000 Kilometer-Marke geknackt, doch war diese stolze Zahl niemals das Ziel der Reise. Darüber und über manch andere Einzelheit werden die beiden uns noch ausführlich berichten.
Zurück nach dreizehnmonatiger Reise
Hier schon mal die ersten Antworten, die wir direkt bei ihrer Ankunft in Sielow auf unsere Fragen bekommen haben.
Herzlich Willkommen daheim! Eure Familien haben Euch eben in die Arme geschlossen, wovon musstet ihr zuerst erzählen?
Anni: Natürlich wird man gefragt, wo es für uns auf der dreizehnmonatigen Reise am Schönsten war. Ich kann darauf aber nicht konkret antworten, wo es am Schönsten war. Es war einfach überall schön, in jedem der von uns bereisten 21 Länder. An jedem Ort, überall gab es so viele Eindrücke für uns.
Justin: Ich fand es im muslimisch geprägten Oman am besten. Dort wurde es mir sehr einfach gemacht, denn gerade als Mann hat man dort ein super-Standing. Dazu die tollen Landschaften, alles war wunderbar dort, auch weil man alles mit dem Fahrrad erreichen konnte. Von den Bergen, zur Wüste und ans Meer, alles war einfach.
Anni: Und das zelten war dort sehr einfach, im Gegensatz zu manch anderer Station.
Eure Unterkünfte waren sehr unterschiedlich, die Nächte im Zelt hatten doch sicher etwas Abenteuerliches. Sehr gegensätzlich zu den Nächten im Hotel. Wie war die Aufteilung?
Justin: Ich meine es war bestimmt so halb und halb. Manchmal haben wir uns nach anstrengenden Etappen mit einer Nacht im Hotel „belohnt“. Auch als wir mal gesundheitlich nicht so ganz hundertprozentig auf der Höhe waren, war es gut, ein paar Nächte im Hotel zu leben. Und beim Anteil der Zeltnächte haben wir ungefähr die Hälfte wild gecampt, also ohne jede Infrastruktur.
Beim wilden Campen sieht Körperpflege generell anders aus. Wie war das für Dich Anni?
Anni: Natürlich gibt es Einschränkungen. Prinzipiell war es ok, und für eine Katzenwäsche hat es immer gereicht.
Justin: Wir hatten so eine Art IKEA-Beutel mit Ventil am Boden dabei. Wenn man das Ding mit Wasser befüllt hat, konnte man sich notdürftig abspülen, ich würde dann aber nicht von duschen reden.
Gab es denn unterwegs Momente, an denen ihr alles hinschmeißen wolltet? Und euch nach dem nächsten Flughafen erkundigt habt?
Anni: Meinen Höhepunkt der Sehnsucht habe ich in Indien erlebt, da hatten wir noch rund sieben Monate vor uns. Aber direkt aufgeben war trotzdem nicht das Thema, weil es eben auch dort so schön war. Alles Multikulti, dazu das leckere Essen. Darauf habe ich mich dann konzentriert bald danach ging es ja nach in Vietnam und Thailand, da gab es wiederum so wunderbare Eindrücke. Und ganz am Ende, als wir gestern Abend im Spreewald alles auf und an unseren Rädern verstaut haben und wir wussten, dass wir jetzt zur letzten Etappe aufbrechen und danach alles vorbei ist, da wären wir auch gern noch weitergefahren.
Justin: Aber die Vorfreude auf unsere Familien und Freunde hat natürlich gesiegt und wir sind gern wieder hier gelandet.
Wenn man sich über Wochen und Monate gegenseitig „auf der Pelle“ hängt und man Tag und Nacht jede Stunde zusammen ist, kann man da den Gegenüber immer noch „ertragen“?
Anni: Klar war es hier und da mal anstrengend und er andere war schon mal „im Weg“, wie man so sagt. Aber das lag halt an den Herausforderungen und den Anstrengungen, die mitunter schon recht groß waren. Was aber eben nicht direkt mit der Person zu tun hat.
Justin: Man muss ja dazu wissen, dass wir zwar erst zwei Jahre verheiratet sind, wir aber davor schon sieben Jahren zusammensind, wir uns also schon so gut kannten. So sind wir mit dem Wissen angetreten, dass wir beide das genauso wollen und wir zuversichtlich waren, das auch zusammen zu schaffen. Von daher überrascht es sicher nicht, wenn ich sage, dass uns die Anstrengung einer solchen Reise, erst recht aber die gemeinsamen Erlebnisse noch viel mehr zusammengeschweißt haben.
Ihr hattet bei Reiseantritt keine Liste dabei, auf der die Sehenswürdigkeiten in den 21 Ländern verzeichnet waren, die ihr unbedingt aufsuchen wolltet. Eher war es die Natur, die euch von Ziel zu Ziel geleitet hat …
Anni: Drei Dinge waren es, die uns begleitet und auch ein Stück auch motiviert und angetrieben haben. Die Natur, die Menschen und das Essen. Gerade die vielen Kontakte mit Menschen in den unterschiedlichen Ländern waren hochinteressant.
Justin: Schön war auch, dass wir unterwegs immer mal Radreisende oder Fußgänger getroffen haben, wie wir. Die wir an einer Station trafen und Tage später anderswo erneut getroffen haben. Das war dann immer so, als trifft man jemanden aus der eigenen Familie. Sehr schön war das und das hat zugleich auch vieles erleichtert.
Haben solche Mini-Kontakte auch über die Reise hinaus Bestand?
Justin: Das werden wir ja sehen. Klar haben wir Adressen und Kontakte getauscht. Wir haben einige dieser neuen Freunde aus aller Welt auch gleich zu uns eingeladen, um denen hier unsere Welt zu zeigen. Mal schauen, ob sich da Dinge anschließen werden, über die wir uns freuen würden.
Jetzt seid ihr im Alltag angekommen, was steht in den nächsten Tagen und Wochen auf dem Programm?
Anni: Ganz wichtig wird sein, dass wir uns um Wohnung und Arbeit kümmern. Wir hatten ja vor der Abreise alles aufgegeben und fangen nun praktisch wieder bei null an.
Na dann, viel Erfolg und bis die Tage, wenn ihr bei uns im Studio für ein langes Frage-und-Antwort-Spiel zur Verfügung steht, was ihr ja schon zusagt habt.
Justin: Danke für die Einladung, mal schauen, wann es auf beiden Seiten passt, wir freuen uns jedenfalls schon sehr!
Das Gespräch hat Georg Zielonkowski geführt
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Red./ Georg Zielonkowski