Am 1. April kommt Jenny Erpenbecks Roman „Kairos“ in einer Fassung von Armin Petras in der Cottbuser Kammerbühne zur Uraufführung. Wie das Staatstheater mitteilte, hatte Erpenbeck im letzten Jahr für ihren Roman den Uwe-Johnson-Literaturpreis erhalten. Tickets gibt es unter anderem online unter www.staatstheater-cottbus.de.
Das Staatstheater Cottbus teilte dazu mit:
Für ihren Roman „Kairos“ hat Jenny Erpenbeck im letzten Jahr den Uwe-Johnson-Literaturpreis erhalten. Die Jury begründet diese Entscheidung mit der großen Sensibilität, mit der die Autorin die wachsende Bedeutung unterschiedlicher Lebenserfahrungen für die beiden Hauptfiguren beschreibt. Kairos, der „Gott des richtigen Augenblicks“ gibt diesem Roman seinen Titel. Er hat an der Stirn eine Locke, an der man ihn festhalten kann und am Hinterkopf eine Glatze, an der man abrutscht, wenn er an einem vorüberzieht. In der Bühnenfassung von Hausautor und -regisseur Armin Petras erlebt KAIROS am Staatstheater Cottbus seine Uraufführung. Petras´ Text konzentriert den Roman auf zwei Frauenstimmen und eine Männerstimme: die Katharina von damals und die Katharina von heute. Sie lassen gemeinsam mit dem Hans aus der Vergangenheit dieses Stück Leben noch einmal auflodern.
Hans und Katharina: Er ein verheirateter Schriftsteller Mitte 50, der mit Heiner Müller und Christa Wolf zu Abend isst, sie eine 19-Jährige, die sich gerade zur Schriftsetzerin ausbilden lässt. Wieviele Möglichkeiten, sich nicht zu sehen, nie zu treffen? Doch diese beiden sehen sich das erste Mal an einem regnerischen Tag im Bus. Sie verlieben sich sofort ineinander, es beginnt eine leidenschaftliche Liebesgeschichte. Eine Affäre, ein Kennenlernen, eine Passion, ein Eindringen ineinander, das Finden und Erfinden einer Beziehung miteinander. Eine große Liebe, die im Berlin der späten 80er Jahre stattfindet, in Wohnungen und Cafés, an der Ostsee, in Moskau und in Form der Rituale, die die beiden für sich erfinden.
Irgendwann wird es schwieriger. Als Hans erfährt, dass Katharina ihn betrogen hat, findet Katharina sich in einer Atmosphäre von Angst, Zweifeln und Schuld wieder. In einer lang andauernden Befragungsaktion versucht Hans, eine Wahrheit zu finden, die es nicht gibt, während Katharina immer größere Schuld empfindet, die sie in der Beziehung hält, obwohl die Liebe zu Hans sie längst verlassen hat.
Parallel zur langsamen Zerstörung dieser Liebe, löst sich auch der Staat auf, der beiden eine Heimat war. Jahrzehnte später liegen die Zeugnisse dieser Zeit in zwei Kartons vor Katharina. Im Staub der Jahrzehnte: Liebesbriefe, Akten, Tagebücher und Zettelchen. Die erwachsen gewordene Katharina sitzt vor den Kartons, wühlt darin, forscht darin nach ihrer eigenen Biografie. Wie im Museum holt sie die Exponate ihres gelebten Lebens hervor, lässt sie wiederauferstehen, überprüft, versucht nochmal neu, denkt nach, fühlt nach, was damals geschah und wie es sich anfühlte.
Die Bühne von Ann-Christine Müller ist dabei Kunstobjekt und Bühnenbild des Lebens zugleich. Auf drei Ebenen stellt sie die Wohnungen, Cafés und Straßen dar, in denen die Vergangenheit stattfand. Die erwachsene Katharina bewegt sich wie eine Kuratorin durch diese „Ausstellung ihres Lebens“ und stellt Jahre später Fragen: Wer war sie? Wer war dieser Mann, der ihr Lebens so beeinflusst hat? Warum war es so intensiv und so schön und ab wann wurde es falsch? Das Publikum sitzt auf drei Seiten um das sich bewegende Bühnenbild, dadurch werden szenische Elemente verhüllt und wieder freigegeben. Das Spiel aus Erinnerung und Verdrängung, Rückblicken und Andenken wird so szenisch fassbar gemacht. In der Regie von Fania Sorel entsteht eine mal zarte, mal kräftige Lebens-RechercheArbeit, die von dem Gefühl der ganz großen Liebe und ihrem Vergehen in der Atmosphäre eines mittlerweile untergegangenen Staates geprägt ist. Es spielen: Ingolf Müller-Beck, Sigrun Fischer, Nathalie Schörken Fania Sorel, Regie: Fania Sorel wurde 1971 in Belgien geboren. Ab 1999 war sie Ensemblemitglied am Ro Theater in Rotterdam. Seit der Spielzeit 2016/17 ist sie festes Mitglied des Schauspielensembles am Theater Bremen. Nach kleineren Regieaufträgen in Belgien und den Niederlanden ist KAIROS ihre erste Regiearbeit für das Staatstheater Cottbus. Sie arbeitet vorrangig mit der Grotowski-Methode.
Die nächsten Vorstellungen:
Sa 08.04.2023, 19:30 Uhr; Fr 19.05.2023, 19:30 Uhr; So 04.06.2023, 19:00 Uhr; Sa 24.06.2023, 19:30 Uhr
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Red. / Presseinformation