Dem Menschenrechtszentrum Cottbus kommen Fördermittel in Höhe von 210.000 Euro zugute. Der Förderbescheid wurde heute von Brandenburgs Kultur- und Wissenschaftsministerin Manja Schüle übergeben. Das Geld soll für die abschließende Sicherung und Sanierung der ehemaligen Gefängnismauer eingesetzt werden. Konkret soll damit der Eingangsbereichs zum Gelände des Menschenrechtszentrums aufgewertet werden.
Das Brandenburger Kulturministerium teilte dazu mit:
Brandenburgs Kultur- und Wissenschaftsministerin Manja Schüle hat heute die Gedenkstätte Zuchthaus Cottbus besucht und der Geschäftsführerin des Trägervereins Menschenrechtszentrum Cottbus e.V., Heide Schinowsky, einen Bescheid über zusätzliche Fördermittel in Höhe von 210.000 Euro aus dem Vermögen der Parteien und Massenorganisationen der DDR (PMO-Mittel) für die abschließende Sicherung und Sanierung der ehemaligen Gefängnismauer übergeben. Damit erhöht sich die Förderung in diesem Jahr auf 346.830,10 Euro. Die Gedenkstätte erhält von 2020 bis 2022 insgesamt 850.000 Euro aus PMO-Mitteln für das Projekt.
Ministerin Manja Schüle: „Ein steinernes Symbol der Unterdrückung und der politischen Verfolgung – das war und ist das einstige Zuchthaus Cottbus in der Zeit des Nationalsozialismus sowie der sowjetischen Besatzungsmacht und der SED-Diktatur. In der Zeit des Nationalsozialismus diente es als Jugendgefängnis, Frauenzuchthaus, Haftort für deutsche und ausländische Widerstandskämpferinnen sowie Ausgangspunkt für Deportationen in Konzentrationslager. Zu DDR-Zeiten reichten bereits Kontakte zu Menschenrechtsorganisationen, um hier inhaftiert zu werden. Die Entwicklung dieser Haftanstalt zu einer Gedenkstätte ist maßgeblich dem großen ehrenamtlichen Einsatz ehemaliger Häftlinge des Zuchthauses der DDR zu verdanken, die ihren Ort des Leidens in einen Ort der Aufklärung verwandelt haben. Ich danke dem Verein und seinen Mitgliedern von ganzem Herzen für dieses herausragende und für viele sicher nicht immer einfache Engagement! Und ich freue mich, dass wir den Verein bei der Aufwertung des Eingangsbereichs zum Gelände des Menschenrechtszentrums finanziell unterstützen können. Nicht nur die Auseinandersetzung mit den menschenfeindlichen Bedingungen im früheren Zuchthaus Cottbus, auch der völkerrechtswidrige Angriffskrieg Russlands in der Ukraine machen eindrücklich und unmissverständlich klar, warum es wichtig ist, für Menschenrechte zu streiten.“
Heide Schinowsky, Geschäftsführende Vorsitzende vom Menschenrechtszentrum Cottbus e.V.: „Es ist ein wichtiges Zeichen für ehemalige politische Häftlinge, dass das Land Gelder aus dem DDR-Vermögen für den Erhalt dieses SED-Unrechts-Ortes einsetzt. Derzeit bereiten wir in Zusammenarbeit mit dem Stasi-Unterlagen-Archiv und der Stadt Cottbus die inhaltliche Verstärkung der Gedenkstätten- und Bildungsarbeit auf dem MRZ-Gelände vor, das zum Gedenkort an die zwei deutschen Diktaturen geworden ist. Auch hierfür setzen wir auf finanzielle Unterstützung von Bund und Land, unter anderem aus Strukturstärkungsmitteln.“
Das 1860 fertiggestellte ehemalige Cottbuser Zentralgefängnis spiegelt die Entwicklung im deutschen Strafvollzug des 20. Jahrhunderts wider. Während in der Weimarer Republik eher sozialreformerische Konzepte dominierten, waren die Gefangenen unter dem NS-Regime menschenunwürdigen Haftbedingungen ausgesetzt. In der Zeit des Nationalsozialismus diente die Haftanstalt als Jugendgefängnis und Frauenzuchthaus. Cottbus war Ausgangspunkt für Deportationen in Konzentrationslager sowie Haftort für deutsche und ausländische Widerstandskämpferinnen – unter anderen waren hier auch neun Frauen der Widerstandsgruppe Weiße Rose inhaftiert. Ab 1951 waren hier mehrheitlich politische Gefangene inhaftiert. Seit Mitte der 1960er Jahre entwickelte sich die Vollzugsanstalt immer mehr zu einem Schwerpunktgefängnis für ausreisewillige DDR-Bürger*innen, die wegen der Vorbereitung oder Durchführung eines Fluchtversuchs verurteilt worden waren. Nach der Wiedervereinigung wurde der Strafvollzug unter rechtsstaatlichen Bedingungen noch bis 2002 fortgeführt, dann wurde das Gefängnis geschlossen.
Der 2007 gegründete Verein Menschenrechtszentrum Cottbus e.V. (MRZ) ist Träger der Gedenkstätte Zuchthaus Cottbus und widmet sich der Sanierung des Gebäudes der ehemaligen Haftanstalt sowie der Einrichtung einer Gedenk-, Bildungs- und Begegnungsstätte. Die Gedenk- und Begegnungsstätte wurde im Jahr 2012 am Ort des ehemaligen Zuchthauses eröffnet, seit 2013 wird die Dauerausstellung ‘Karierte Wolken – politische Haft im Zuchthaus Cottbus 1933–1989‘ im ehemaligen Hafthaus 1 präsentiert.
Die Mittel aus dem Vermögen der Parteien und Massenorganisationen der DDR sind grundsätzlich für wirtschaftliche, kulturelle und soziale Zwecke in den ostdeutschen Bundesländern einzusetzen. Grundlage sind entsprechende Verwaltungsvereinbarungen zwischen der Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben (BvS) und den ostdeutschen Ländern und Berlin aus den Jahren 1994, 2008 und 2018.
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Red. / Presseinfo
Bild: Menschenrechtszentrum Cottbus e.V.