René Markgraf, bisher Verwaltungsratsvorsitzender des FC Energie Cottbus, ist am Freitagabend von seinem Posten zurückgetreten. Das wurde in einer Sondersitzung des Verwaltungsrats entschieden. Markgraf, Mitglied der Senftenberger Wählervereinigung”Stimme freier Bürger”, war in den letzten Tagen durch Berichte zu einem Bürgermeisterkandidaten dieser Liste unter Druck geraten.
Energie Cottbus mit kurzer Mitteilung
Der Regionalligist äußerte sich am Samstag kurz zu der Personalie, gab persönliche und gesundheitliche Gründe an: “Mit René Markgraf tritt der bisherige Verwaltungsratsvorsitzende des FC Energie Cottbus e.V. aus persönlichen und gesundheitlichen Gründen mit sofortiger Wirkung aus dem Verwaltungsrat zurück und stellt demnach sein Amt zur Verfügung. Diese Entscheidung erfolgte im Zuge einer kurzfristig anberaumten Sitzung des Verwaltungsrates am Freitagabend. Der Verwaltungsrat des FC Energie Cottbus e.V. ist in seiner fortan vierköpfigen Zusammensetzung handlungsfähig und wird im Rahmen einer zeitnah anzuberaumenden Sitzung einen neuen Vorsitzenden bestimmen. Zu gegebener Zeit ist der Verwaltungsrat satzungskonform wieder mit fünf Personen zu besetzen.”
Berichte über Senftenberger Fraktion “Stimme freier Bürger”
In den letzten Tagen waren über Twitter und Facebook Berichte aufgetaucht, die sich um Markgrafs Unterstützung von Matthias Stein als Senftenberger Bürgermeisterkandidat drehen. Ob Markgrafs Rücktritt mit den Vorwürfen in Zusammenhang stehen, ist nicht bekannt. Matthias Stein war bis vor kurzem im Stadtparlament für die AfD tätig und wurde nun von “Stimme freier Bürger”, deren Vorsitzender Markgraf ist, als Bürgermeisterkandidat für die Südbrandenburger Stadt aufgestellt.
Paul-Philipp Neumann, im Landesvorstand der Grünen und im Kreisverband Oberspreewald-Lausitz der Partei tätig, beschrieb über Twitter in den vergangenen Tagen die Vorgänge: “Vorsitzender der Fraktion Stimme freier Bürger ist der Unternehmer René Markgraf. Markgraf ist außerdem Verwaltungsratsvorsitzender des @Nur_Energie und Vorstandsmitglied im Förderverein der @BTU_CS. Sein Agieren in der Kommunalpolitik wirft Fragen auf. Gemeinsam mit seinem Fraktionsmitglied Fred Frahnow nutzte Markgraf im letzten Jahr seinen Zugangschip zum Rathaus, um Demonstrant*innen gegen die AfD zu fotografieren. Obwohl es sich um einen Hausfriedensbruch handeln könnte, hatte das wohl nie Konsequenzen. Vor wenigen Tagen bezeichnete Markgraf in einer mir vorliegenden E-Mail an die Fraktionsvorsitzenden und den Bürgermeister einen jüngeren Kandidaten abfällig als “Nichts”. In der selben E-Mail warf er der Generation Z vor, beratungsresistent zu sein. Mitglied der Fraktion Stimme freier Bürger ist auch Roxana Trasper. Sie tritt für die @FREIEWAEHLER_BV ebenfalls bei der Wahl am 18.09.2022 an.”
Wenige Tweets weiter berichtet er über die Landtagswahl 2019, Stein und die Arbeit der “Stimme freier Bürger”: “In die AfD trat Stein im September 2013 ein. Vorher unterstützte er laut eigener Aussage aktiv die islamfeindliche Partei Die Freiheit. Bei der Landtagswahl 2019 unterlag er im Kampf um das Direktmandat im Wahlkreis 39 knapp Wolfgang Roick (SPD). In der SVV arbeiten Stimme freier Bürger und #noafd schon länger zusammen. Im letzten Jahr stimmten Markgrafs Fraktion und Torsten Lauterbach (FDP) einem Antrag des rechtsextremen Verdachtsfalles zu, den BM (Anm.d.Red.: Bürgermeister) aufzufordern, die SARS-CoV-2-Eindämmungs-VO zu ignorieren.”
Auch Fraktionsmitglied Frahnow wird beleuchtet: “In seiner verschwörungserzählerischen Rede für die Fraktion der Stimme freier Bürger rief Frahnow damals zu Widerstand auf und kündigte “in der Tradition Luthers, der von Sophie Scholl und des Herbstes ’89” die Zustimmung zur Beschlussvorlage an.”
Zur Rede:
Schon 2015 machte Frahnow mit einem Statement auf sich aufmerksam: “Am 27. Oktober 2015 rief das Bürgerbündnis „Für ein offenes Senftenberg“ dazu auf, am 30. Oktober auf dem Platz vor der evangelischen Kirche „Peter und Paul“ in Senftenberg gegen Fremdenfeindlichkeit, Nationalismus und damit verbundene Hetze friedlich Gesicht zu zeigen. Gleichzeitig wurde in dem einmaligen Aufruf allen Bürgerinnen und Bürgern das Angebot zu einem offenen, gesellschaftlichen Dialog unterbreitet. Die Veröffentlichung erfolgte am 28. Oktober im Wochenkurier Senftenberg.
Der Aufruf wurde auch auf der Internetseite der Kreisverwaltung veröffentlicht.
Der Landkreis kommt der Bitte des Kreistagsabgeordneten Fred Frahnow (Stimme Freier Bürger) vom 10. Dezember 2015 und 14. März 2016 nach und informiert:
Fred Frahnow merkt an, dass sich die „Stimme Freier Bürger“ ausdrücklich nicht hinter das Bürgerbündnis „Für ein offenes Senftenberg“ gestellt hat.
Mit der im veröffentlichten Aufruf aufgeführten Nennung des Bündnis-Vertreters „AGSUS-SFB“ könnte dem Leser ein Mitwirken der „Stimme Freier Bürger“ in dem Bündnis suggeriert worden sein. Diese Information sei „falsch und irreführend.“
Die Kreisverwaltung”
Der komplette Tweetverlauf:
(1/8) In #senftenberg wird am 18.09.2022 ein*e neue*r Bürgermeister*in gewählt. Gestern wurde im Wahlausschuss bekannt, dass die Wählervereinigung Stimme freier Bürger den Rechtsextremisten Matthias Stein vorschlägt. Thread mit ein paar Hintergrundinformationen dazu. 🧵
— Paul-Philipp Neumann (@paul_sfb) July 15, 2022
Hintergrund
René Markgraf, ist Diplom-Ingenieur für technische Informatik und Geschäftsführer (Firmengründung 1996) des Unternehmens IBAR Systemtechnik GmbH in Cottbus (ursprünglich Senftenberg). Er ist Vorstandsmitglied des Fördervereins der BTU Cottbus-Senftenberg, Mitglied der Stadtverordnetenfraktion “Stimme freier Bürger” und bis zum 22.07.2022 Vorsitzender des Verwaltungsrats des FC Energie Cottbus.