Bei vielen Brandenburger Unternehmen war zum Start in das neue Jahr die wirtschaftliche Dynamik gebremst. Hauptgründe dafür waren die steigenden Preise für Energie und Rohstoffe, der Personalmangel, die Lieferschwierigkeiten und auch die Omikron-Welle. Das sind unter anderem die Ergebnisse der zu Jahresbeginn durchgeführten Konjunkturumfrage der Berlin-Brandenburger Industrie- und Handelskammern unter insgesamt 1.951 Unternehmen in beiden Bundesländern. So gab es sowohl bei den Gastronomiebetrieben als auch im Dienstleistungsgewerbe und im Handel deutlich schlechtere Werte als vor der Krise. Vergleichsweise gut haben sich das Baugewerbe sowie die Industrie geschlagen.
Die Industrie- und Handelskammern in Berlin-Brandenburg teilten dazu mit:
Das konjunkturelle Klima in der Metropolregion kühlt zu Beginn des Jahres ab. Die Wirtschaft stellt die Hoffnung auf einen raschen konjunkturellen Aufschwung aktuell zurück. Stattdessen sind die Unternehmen mit teils erheblichen Wachstumsrisiken konfrontiert: Steigende Preise für Energie und Rohstoffe, Personalmangel und
Lieferschwierigkeiten sowie die Omikron-Welle haben die wirtschaftliche Dynamik vieler Branchen gebremst, in
einigen Fällen sogar verringert. Eine schnelle Besserung ist nicht in Sicht. Dies sind die Ergebnisse der zu Jahresbeginn durchgeführten Konjunkturumfrage der Berlin-Brandenburger Industrie- und Handelskammern unter 1.951 Unternehmen in beiden Bundesländern.
Der Konjunkturklimaindex (Erläuterung zur Berechnung s.u.), liegt demnach bei 116 Punkten. Das sind sechs Punkte weniger als im Herbst. Der langjährige Durchschnitt der Zeitreihe beläuft sich auf 125 Punkte. Im Vergleich zum Herbst verlieren die Geschäfte an Schwung: Für 15 Prozent der Unternehmen laufen die Geschäfte schlecht, nur 44 Prozent berichten von guter Umsatz- und Auftragslage. Im Gastgewerbe verringert sich die geschäftliche Dynamik als Folge der wieder verschärften Corona-Regeln noch deutlicher: Drei von vier Betrieben
beurteilen die Lage als schlecht. Im Handel gilt das für 18 Prozent der Unternehmen, im Dienstleistungsgewerbe sind es zwölf Prozent. Das sind deutlich schlechtere Werte als vor der Krise. Vergleichsweise gut schlagen sich
Baugewerbe und Industrie: 55 Prozent bzw. 46 Prozent berichten von guten Geschäften.
Die Konjunktur wird massiv durch die aktuelle Preisdynamik und Lieferkettenprobleme belastet: Jedes zweite
Unternehmen ist erheblich von Preisanstiegen betroffen, jedes Dritte kämpft mit erheblichen Lieferschwierigkeiten. Daraus folgen für 74 Prozent sinkende Erträge, fast ein Drittel der Betriebe kann Aufträge nicht abarbeiten, 13 Prozent müssen neue Aufträge ablehnen. Nur wenige Unternehmen rechnen damit, dass diese Probleme im ersten Halbjahr gelöst werden. 55 Prozent der Unternehmen betrachten die Preisentwicklung bei Energie und Rohstoffen als wesentliches Risiko für die Unternehmensentwicklung, 73 Prozent nennen den Fachkräftemangel.
Mit Skepsis blickt die Wirtschaft daher auf die kommenden Monate. Fast ein Viertel der Unternehmen erwartet, dass sich ihr Geschäft verbessert. Darunter sind auch viele Unternehmen des Gastgewerbes, die auf sinkende
Infektionszahlen und die damit verbundene Rücknahme der Corona-Maßnahmen setzen. Ein Fünftel der Unternehmen rechnet jedoch mit schlechteren Geschäften: Vor allem im Baugewerbe und im Handel überwiegen die pessimistischen die optimistischen Erwartungen. In der Industrie erwarten jeweils ein Fünftel der Unternehmen schlechtere bzw. bessere Geschäfte, Optimismus und Pessimismus halten einander die Waage. Im
Dienstleistungsgewerbe steigt der Anteil pessimistischer Prognosen auf 16 Prozent während nur noch 23 Prozent der Betriebe zuversichtlich in die Zukunft blicken.
Einschätzungen und Meinungen der Kammern
Jan Eder, Hauptgeschäftsführer IHK Berlin: „Die Hoffnung auf den schnellen Restart nach dem pandemiebedingten Einbruch hat sich leider nicht erfüllt. Die anhaltende Corona-Krise, massive Preisanstiege,
Lieferschwierigkeiten und Fachkräfte-Engpässe machen das erhoffte „Mit Schwung aus der Krise“-Szenario zu
einem zähen Ringen um jeden Zehntelprozentpunkt Wachstum. Wenn die Wirtschaft in der Hauptstadtregion nicht langfristig durch die zögerliche Erholung ausgebremst werden soll, muss die Politik mit einer wachstumsfördernden Wirtschaftspolitik unterstützen.“
Dr. Wolfgang Krüger, Hauptgeschäftsführer der IHK Cottbus: „Große Skepsis hat die Hoffnungen aus dem
Herbst auf einen schnellen Aufschwung verdrängt. Infolge von Lieferschwierigkeiten, enormen Preisanstiegen bei
Rohstoffen und Energie, steigenden Arbeitskosten sowie mangelnden Fachkräften bleiben die Erwartungen
insgesamt sehr eingetrübt. Auch wenn viele Unternehmen einigermaßen auf die Auswirkungen der Pandemie
eingestellt sind, fordert sie die Unternehmen weiterhin stark heraus. An verlässlichen Orientierungspunkten, die
Planungssicherheit geben, fehlt es. Daher ist es wichtig, dass angesichts der hohen Energiepreise schnellstmöglich Maßnahmen zur Entlastung der Unternehmen ergriffen werden und die baldige Aufhebung bestehender Corona-Einschränkungen für betroffene Branchen in Aussicht gestellt wird.“
Gundolf Schülke, Hauptgeschäftsführer der IHK Ostbrandenburg: “Den Fachkräftemangel nennen inzwischen
rund drei Viertel der Betriebe als größtes Hindernis für ihren Unternehmenserfolg. Noch im Frühsommer 2021 hat dies nur rund die Hälfte der Betriebe so gesehen. Dementsprechend hält der generelle Trend zum Personalaufbau in Berlin und Brandenburg an – wenn auch mit deutlichen Unterschieden in der Dynamik je nach Branche und Region. So ist vor allem im Berliner Handel mit Neueinstellungen zu rechnen. Hier verzeichnen insbesondere die
Großhändler gute Geschäftslagen und optimistische Erwartungen. Zudem kann die Hauptstadt eher von neuen
Entwicklungen im Online-Handel profitieren. Auch die Investitionspläne bleiben in Berlin-Brandenburg auf einem
insgesamt hohen Niveau, wenngleich die Investitionsdynamik gegenüber dem Herbst 2021 nachgelassen hat.”
Mario Tobias, Hauptgeschäftsführer der IHK Potsdam: „Der konjunkturelle Gegenwind liegt zum erheblichen Teil in den immer deutlicher werdenden Folgen der Pandemie begründet. Drei von vier befragten Unternehmen sind branchenübergreifend von Lieferschwierigkeiten betroffen – mehr als jedes dritte sogar in erheblichem Maße. Die damit einhergehende Materialknappheit sowie Preisanstiege setzen der Wirtschaft erheblich zu. So haben ein Dreiviertel der Befragten mit Ertragseinbußen und steigenden Kosten zu kämpfen, etwa die Hälfte sieht sich mit längeren Wartezeiten und gestiegenem Planungsaufwand konfrontiert. Ist Licht am Ende des Tunnels? Etwa ein Drittel wagt dazu keine Prognose. Immerhin ein Viertel hofft auf Besserung im zweiten Halbjahr 2022.“
*Erläuterung zur Ermittlung des Konjunkturklimaindex = geometrisches Mittel der Salden aus positiven und negativen Einschätzungen der aktuellen und der erwarteten Geschäftslage (neutral = 100).
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Red. / Presseinformation