Erstmals im Land Brandenburg – und damit bundesweit – wurde die Afrikanische Schweinepest (ASP) in Hausschweinbeständen festgestellt. Es handelt sich jeweils um Bestände in den Landkreisen Spree-Neiße und Märkisch Oderland. Beide Bestände wurden sofort durch die zuständigen Veterinärämter gesperrt und die notwendigen Maßnahmen eingeleitet. Das Virus wurde zunächst vom Landeslabor Berlin-Brandenburg nachgewiesen. Am Donnerstag Abend hat das nationale Referenzlabor, das Friedrich-Löffler-Institut (FLI), den Verdacht auf ASP bestätigt. Der Landesbauernverband fordert ein schnelles Handeln und bessere Krisenmanagement seitens des Landes.
200 Tiere in Spree-Neiße werden getötet
In dem Betrieb im Landkreis Spree-Neiße wurde das Virus bei einem verendeten Tier im Rahmen des ASP-Monitorings nachgewiesen. Durch das Friedrich Löffler Institut in Riems erhielt der Landkreis Spree-Neiße/ Wokrejs Sprjewja-Nysa die Bestätigung. Der Amtstierarzt veranlasste die unverzügliche Sperrung der Anlage. Auf Anordnung des zuständigen Veterinäramtes werden die 200 Tiere des Bestandes getötet und unschädlich beseitigt. Bei dem Fall im Landkreis Märkisch Oderland handelt es sich um eine Kleinsthaltung mit zwei Tieren. Die Schweinehalter können durch die Tierseuchenkasse entschädigt werden.
Im Krisenstab des Landkreis Spree-Neiße/ Wokrejs Sprjewja-Nysa wurden weitere nunmehr erforderliche Maßnahmen besprochen. Bereits am Donnerstag, den 15.07.2021 hat der Landkreis mit der Allgemeinverfügung die Einrichtung von Restriktionszonen vorgenommen und bekanntgeben. Die Einschränkungen umfassen u. a. ein Betretungs- und Ernteverbot. Zahlreiche Freiwillige sind weiterhin auf der Suche nach Überresten von Wildschweinen. Alle Funde werden beprobt und fachmännisch entsorgt.
Verbraucherschutzministerin Ursula Nonnemacher: „Ich danke den Behörden vor Ort für das schnelle und konsequente Handeln. Wichtig ist nun, dass wir zügig die Ursache für den Eintrag in die Schweinebestände finden, damit wir wissen, welchen Weg das Virus genommen hat. Die dafür notwenigen Ermittlungen sind eingeleitet und werden durch die Task Force des Landes Brandenburg und Spezialisten des FLI unterstützt, die wir umgehend um Hilfe gebeten haben. Dass die Fälle offenbar schnell gefunden wurden zeigt, dass das Tierseuchenmonitoring funktioniert.“
„Seit einem knappen Jahr kämpfen wir gegen einen enormen Seuchendruck aus Polen, der feste Zaun entlang Oder und Neiße ist geschlossen, wir haben inzwischen sechs Kerngebiete in Brandenburg, in denen wir durch systematische Fallwildsuche und Entnahme die ASP eindämmen. Dass wir nun auch die ersten Fälle in Hausschweinbeständen haben, bedauere ich sehr, leider war das aber auch nicht völlig auszuschließen. An alle schweinehaltenden Betriebe möchte ich deshalb appellieren, die strengen Biosicherheitsmaßnahmen strikt weiter einzuhalten, gerade auch in Kleinstbetrieben, um weitere Ausbrüche in Hausschweinehaltungen zu verhindern“, so Nonnemacher.
Bisher wurden im Landkreis insgesamt 286 Wildschweinfunde registriert. Davon sind 107 Fälle positiv auf den Virus der Afrikanischen Schweinepest untersucht worden. 36 dieser betroffenen Fälle wurden bei Jerischke, 71 in der Nähe des Ortes Sembten aufgefunden.
Bisher Schweinepest bei 1.267 Wildschweinen festgestellt
In Brandenburg wurde bislang bei insgesamt 1.267 Wildschweinen (Stand 16.07.2021) die Afrikanische Schweinepest festgestellt. Hausschweine waren bisher nicht betroffen.
Die Afrikanische Schweinepest ist eine ansteckende Allgemeinerkrankung der Schweine (Haus- und Wildschweine), die fast immer tödlich verläuft und unheilbar ist. Es gibt keine Möglichkeit, die Schweine durch eine vorbeugende Impfung zu schützen. Die Erkrankung kann direkt von Tier zu Tier oder indirekt über kontaminierte Gegenstände (Kleidung, Schuhe, Fahrzeuge) und Futter in andere Gebiete durch den Menschen übertragen werden. Für den Menschen und andere Tierarten ist die ASP nicht ansteckend oder gefährlich.
Aktuelle Zahlen
Verendete Wildschweine werden in Brandenburg auf Afrikanische Schweinepest untersucht. Die Proben werden im Landeslabor Berlin-Brandenburg untersucht. Sollte ein Ergebnis positiv sein, wird der amtliche Verdachtsfall festgestellt und die Probe umgehend an das Nationale Referenzlabor – das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) zur Bestätigung weitergeleitet.
In Brandenburg wurden bislang bei insgesamt 1.258 Wildschweinen (Stand vom 14. Juli 2021 – Datenbank noch nicht aktualisiert) die Afrikanische Schweinepest festgestellt:
Fundort | Anzahl bestätigte ASP-Fälle bei Wildschweinen (Stand: 14. Juli 2021) |
Landkreis Spree-Neiße | 103 |
Landkreis Oder-Spree | 660 |
Landkreis Märkisch-Oderland | 261 |
Landkreis Dahme-Spreewald | 76 |
Frankfurt (Oder) | 158 |
Land Brandenburg gesamt | 1.258 |
Landesbauernverband: Schnelles Handeln und besseres Mangement
Vor dem Hintergrund des Übergreifens der Afrikanischen Schweinepest auf Hausschweinebestände in Brandenburg formuliert der Landesbauernverband Brandenburg folgende erste Forderungen an die Landesregierung:
1. Sofortige Neuausrichtung des Krisenmanagements durch eine zentrale Koordination der Maßnahmen zwischen Bund/Ländern/Landkreisen und Experten aus Wissenschaft, Bewirtschaftung und Jagd. Alibi-Krisenstäbe gehören abgeschafft.
2. Personelle Unterstützung für unterbesetzte Landkreise
3. Sofortige vollständige Entnahme der teilweise infizierten Wildschweinbestände, auch mit unkonventionellen Mitteln und Evaluierungsmaßnahmen
4. Anordnung von Schlachtungen gesunder Tiere bei möglichen Annahmeverweigerungen durch Schlachthöfe zur Vermeidung von Tierstau- und Tierschutzproblemen
5. Untersagung und Freikauf schwer zu überwachender und risikobehafteter privater Kleinstschweinehaltungen
6. Sofortiger Baubeginn weiterer Sicherheitszonen, vor allem des 2. Schutzzauns an der Grenze zu Polen ohne zeitraubende Planungsverfahren u.a. in Naturschutzgebieten
7. Schaffung einer einheitlichen digitalen Informationsplattform
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