Im Vergleich zum Vorjahr stieg laut Paritätischem Armutsbericht 2019 die Armutsquote in Brandenburg leicht an von 15%* 2017 auf 15,2%* 2018. Auch wenn Brandenburg damit im bundesweiten Ranking noch die drittkleinste Armutsquote aufweisen kann, ist die stagnierende Zahl der von Armut betroffenen Menschen in Brandenburg besorgniserregend. Es leben nach wie vor über fünfzehn Prozent der Brandenburger in Armut. Es sind vor allem Kinder unter 18 Jahre (20,1%**), junge Menschen bis 25 Jahre (24,4%**) sowie Alleinerziehende, Langzeitarbeitslose und Rentner*innen.
Die Kinderarmut in Deutschland und in Brandenburg ist anhaltend und alarmierend hoch. Jedes fünfte Kind in Deutschland lebt in Armut. Monetär begründet ist Kinderarmut Familienarmut, vor allen Alleinerziehende haben große Schwierigkeiten, Arbeit und Familie unter einen Hut zu bekommen. „Alleinerziehende sind nicht arm, weil sie alleinerziehend sind, sondern weil sie Frauen und Mütter sind.“ kommentiert Birgit Uhlworm, Geschäftsführerin des Landesverbandes der Selbsthilfegruppen Alleinerziehender in Brandenburg (SHIA e.V.) und Mitglied des Paritätischen Brandenburg. Frauen arbeiten kinderbedingt in Teilzeit und ihre Beschäftigungsverhältnisse seien oft im Niedriglohnbereich angesiedelt. Weiterhin würden sehr aufwendige und bürokratische Antragstellungen für soziale Leistungen sowie eine hohe Zahl an Sanktionen aufgrund von Zeit- bzw. Meldeverstößen bei ALG II Empfänger*innen die finanzielle Situation der Alleinerziehenden und deren Kinder erschweren.“
Auch im sogenannten Wechselmodell nach der Trennung, welches die Betreuungszeiten zu gleichen Teilen auf beide Elternteile verteilt, sieht Uhlworm einen weiteren Grund für die hohe Armutsquote der Alleinerziehenden und Kinder. „Die Rahmenbedingungen im Umgangsmodell hinsichtlich der finanziellen Absicherung der Kinder sind nicht geklärt.“ stellt Birgit Uhlworm fest und resümiert „Alle bisherigen Maßnahmen vom Bund haben nicht gegriffen bzw. sind nicht bei der Zielgruppe angekommen. Die Situation der Alleinerziehenden ist unverändert schlecht.“, so Birgit Uhlworm, „Zusammen mit dem Paritätischen setzen wir uns deshalb ein für die Durchsetzung einer einkommensorientierten Kindergrundsicherung, für eine kostenfreie Infrastruktur für Kinder und Jugendliche und eine Entbürokratisierung der Antragsverfahren für soziale Leistungen wie das Bildungs- und Teilhabepaket und ALG II.“
“Es ist nicht hinnehmbar, dass trotz der wirtschaftlichen Erholung der letzten Jahre weiterhin 15,2%* der Brandenburger in Armut leben müssen.”, erklärt auch Andreas Kaczynski, Vorstandsvorsitzender des Paritätischen Landesverbandes Brandenburg, nachdrücklich. „Deshalb fordern wir neben der Kindergrundsicherung, die Einführung einer Mindestrente für langjährig Versicherte, den Umbau der Pflegeversicherung durch deutliche Reduzierung der Eigenanteile der Pflegebedürftigen. Voraussetzung dafür ist ein mutiges Umsteuern in der Steuerpolitik.“
Den Paritätischen Armutsbericht finden Sie auf der Internetseite des Paritätischen Brandenburg
* Die Armutsquoten, die in dieser Pressemitteilung angegeben wurden, beruhen auf dem sogenannten Mikrozensus des Statistischen Bundesamtes. Beim Mikrozensus (kleine Volkszählung) wird nach einer Zufallsstichprobe jährlich etwa ein Prozent aller Haushalte in Deutschland befragt. Die Teilnahme am Mikrozensus ist gesetzlich verpflichtend. Näheres zum Mikrozensus unter www.amtliche-sozialberichterstattung.de/datenquellen.html
**Die hier genannten Prozentzahlen sind der Publikation „Brandenburger Sozialindikatoren 2019“ entnommen, welche vom Landesamt für Soziales und Versorgung im Auftrag des Ministeriums für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie im Oktober 2019 herausgegeben wurde.