Knapp 40 Prozent der im Jahr 2016 geborenen und bei der Techniker Krankenkasse (TK) versicherten Brandenburger Kinder haben bis zum zweiten Geburtstag nicht alle empfohlenen Impfungen vollständig erhalten. Das zeigt eine Auswertung der TK. Vollständig gegen Masern, Keuchhusten, Windpocken und Co. geimpft – also inklusive aller Teilimpfungen – 57 Prozent aller Brandenburger Kinder, die bei der TK versichert sind. 3,6 Prozent haben gar keine von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlene Impfung bekommen.
Die TK-Auswertung ergab außerdem: Gegen Masern sind 13 Prozent der überprüften Brandenburger Kinder unvollständig geimpft, sieben Prozent gar nicht. Susanne Hertzer, TK-Chefin in Brandenburg: “Es ist gut, dass sich die meisten Berliner Eltern gut um den Impfschutz ihrer Kinder kümmern. Für einen vollständigen Schutz sind aber alle Teilimpfungen nötig. Hier ist noch Luft nach oben.”
Schutz der Gemeinschaft gewährleisten
Beispiel Keuchhusten: 82,1 Prozent der Brandenburger Kleinkinder sind vollständig, 13,5 Prozent nur teilweise geimpft. Nur wenn die teilweise geimpften Brandenburger Kleinkinder alle notwendigen vier Impfungen gegen Keuchhusten erhalten würden, läge die Impfquote zusammengerechnet bei 95,6 Prozent. Laut Weltgesundheitsorganisation müsste sie mindestens 95 Prozent betragen, damit der Schutz der Gemeinschaft gewährleistet ist. Das bedeutet, dass ausreichend Menschen geimpft sind, um auch diejenigen zu schützen, die noch nicht geimpft sind oder gar nicht geimpft werden können.
Regionale Unterschiede
Die Analyse der Impfdaten der im Jahr 2016 geborenen Kinder zeigt starke regionale Unterschiede. Während die Anteile der nicht vollständig Geimpften in Hessen bei 69 Prozent liegt, fallen in Berlin gut 47 Prozent der Kinder in diese Gruppe, in Mecklenburg-Vorpommern sogar nur 37 Prozent.
Impfpflicht als Ultima Ratio
Vor dem Hintergrund zu niedriger Quoten wird seit einiger Zeit eine Impfpflicht diskutiert; die Masern-Impfpflicht soll zum 1. März 2020 kommen. “Eine Pflicht sollte das letzte Mittel der Wahl sein”, sagt Professor Dr. Gerd Glaeske von der Universität Bremen. “Wir brauchen mehr Aufklärung, um zu erreichen, dass Kinder wie Erwachsene vollständig geimpft sind. Dabei sollte allen klar sein, dass es um die Gesundheit der Gemeinschaft geht.” Die Impfquoten wurden im Rahmen des Innovationsreports 2019 erhoben, den die TK heute in Berlin vorstellt.
pm/red