Die Strukturentwicklung in der Lausitz geht weiter voran: Der Senat des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) hat heute in Köln grünes Licht für den Start des Instituts für Dekarbonisierte Industrieprozesse am 1. Juli 2019 an den beiden Standorten Cottbus und Görlitz/Zittau gegeben. Wissenschaftsministerin Martina Münch und Wirtschaftsminister Jörg Steinbach begrüßen diese Entscheidung als weitere Stärkung für die Lausitz.
Wissenschaftsministerin Münch: „Mit der Ansiedlung des Instituts für Dekarbonisierte Industrieprozesse wird die Lausitz zum Knotenpunkt für die Entwicklung CO2-armer Technologien. Mit dem innovativen Ansatz des Instituts können nicht nur Arbeitsplätze in den Kraftwerken erhalten werden, sondern neue hochqualifizierte Arbeitsplätze entstehen. Zudem stärkt das Institut nachhaltig den Wissenschafts- und Forschungsstandort Lausitz“, so Münch. „Mit der Ansiedlung von hochkarätigen Forschungseinrichtungen im Umfeld der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg stärken wir den Forschungsstandort Lausitz, befördern die Strukturentwicklung und gestalten die Zukunft der Region. Dabei wollen wir die begonnene Verzahnung von Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft weiter ausbauen und den Wissenstransfer verstärken. Dies ist wesentlich für Innovation, wirtschaftliche Entwicklung, Fachkräftesicherung und gesellschaftlichen Zusammenhalt in der Region. Weitere Landesmittel stehen unter anderem für den Start des Fraunhofer-Instituts für Energieinfrastruktur und Geothermie sowie für die Beschaffung eines 3DLAB zur Erforschung von Werkstoffen, Prozessen und Produkten an der BTU bereit. Mit diesen langfristig angelegten und nachhaltigen Neuansiedlungen bringen wir die Lausitz weiter voran.“
Wirtschaftsminister Steinbach: „Mit dem DLR-Institut bekommt die LEAG einen idealen Partner, um die Umrüstung eines Kohlekraftwerks in ein CO2-emmissionsarmes Speicherkraftwerk zu erproben. Ein solches Speicherkraftwerk kann einen echten Beitrag zur Energiewende leisten, denn da klemmt es ja gerade an fehlenden Speichern. Zudem könnten die bisherige Kraftwerksinfrastruktur sowie ein großer Teil der Arbeitsplätze erhalten werden. Über ein Speicherkraftwerk hinaus sind jedoch umfassende Investitionen in der Lausitz notwendig, um die Strukturentwicklung zu meistern. Hierzu zählt unter anderem auch das in Cottbus entstehende Kompetenzzentrum, das sich mit dem Klimaschutz in energieintensiven Industrien beschäftigen wird. Wenn unsere energieintensive Industrie wettbewerbsfähig ist, profitiert davon das ganze Land.“
Das länderübergreifende Institut des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) für Dekarbonisierte Industrieprozesse (bisheriger Arbeitstitel: Institut für CO2-arme Industrieprozesse) startet offiziell am kommenden Montag. Das Land Brandenburg stellt 2019 und 2020 zunächst 12,2 Millionen Euro für die Ansiedlung des DLR-Instituts bereit. Insgesamt zehn Millionen Euro fließen in den Aufbau des Instituts, mit 2,2 Millionen Euro werden Personal- und Sachkosten finanziert, die bereits Ende des vergangenen Jahres im Landeshaushalt veranschlagt wurden. Weitere Mittel kommen vom Bund sowie vom Freistaat Sachsen.
Die Ansiedlung des neuen DLR-Instituts gehört zu den vom Bund geförderten Vorhaben, die zum Strukturwandel in den Braunkohleregionen beitragen sollen. Mit der Umstellung auf erneuerbare Energien für eine emissionsarme Energieversorgung wird der Braunkohleabbau nach und nach eingestellt. Um vorhandene Investitionen und Infrastrukturen vor Ort weiter zu nutzen und Arbeitsplätze zu erhalten, verfolgt das DLR einen Ansatz zur Umrüstung von Kohle- zu Wärmespeicherkraftwerken. Ein internationales Expertengremium hat im Mai 2019 bescheinigt, dass der Forschungsbereich ‘Dekarbonisierung‘ ein hoch aktuelles Thema ist – mit der Entwicklung kohlenstoffarmer industrieller Prozesse könne das neue DLR-Institut einen wichtigen und hochkomplexen Bereich als Teil der Transformation der heutigen Energiesysteme in Deutschland und weltweit abdecken.
„Die Industrie mittel- bis langfristig klimaneutral umzubauen, ist eine internationale Mammutaufgabe. Ideen und Innovationen für diesen Umbau werden künftig aus der Lausitz kommen und einen wichtigen Beitrag zur klimafreundlichen Entwicklung am Industriestandort Deutschland leisten“, so die amtierende BTU-Präsidentin Prof. Dr. Christiane Hipp. Wie die künftige Forschungskooperation gestaltet werden soll, haben das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt, der kommissarische Leiter des Instituts Prof. Dr. Uwe Riedel gemeinsam mit der BTU, Prof. Dr.-Ing. Christoph Egbers und einem Wissenschaftlerteam erarbeitet. Prof. Egbers: „Die Ansiedlung des neuen DLR-Instituts im Bereich der Energieforschung ist ein entscheidendes Signal und ein wichtiger Baustein für die weitere Entwicklung des Wissenschaftsstandortes Cottbus. Sie hat große strukturelle und technologische Bedeutung für die Lausitz“, sagt er und ergänzt: „Gemeinsam mit dem DLR-Institut werden wir an der Entwicklung von Hochtemperatur-Wärmepumpen und virtuellen Modellen arbeiten, anhand derer wir industrielle Prozesse optimieren können.“ Am Standort Cottbus sind drei gemeinsame Berufungen zwischen BTU und DLR in Planung. Gegenwärtig gehen DLR und BTU davon aus, dass das Institut mit einer Personalausstattung von insgesamt 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern seine Arbeit aufnimmt und im weiteren Verlauf – abhängig von der Nachfrage am Markt – auch noch wachsen kann. Mittelfristig könnten laut Ministeriumsmitarbeitern bis zu 350 Arbeitsplätze in der Forschungseinrichtung am Campus in Cottbus entstehen.
Hintergrund
Die Ansiedlung des neuen Instituts des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) gehört zu den vom Bund geförderten Vorhaben, die zur Strukturentwicklung beitragen sollen. 60 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler werden an den beiden Standorten in Cottbus und Zittau arbeiten, 30 in Cottbus. Zusätzlich werden weitere 60 Forschende über Projekte drittmittelfinanziert. Für die Administration und technische Unterstützung sind weitere 15 Stellen geplant.
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie stellt jährlich 10 Mio. € Grundfinanzierung zur Verfügung. Brandenburg und Sachsen kofinanzieren das Institut an beiden Standorten mit jeweils 0,55 Mio. € jährlich und leisten eine einmalige Anschubfinanzierung in Höhe von je 10 Mio. €.