Im Potsdamer Sozialministerium tagte am 29.Mai auf Einladung von Ministerin Diana Golze erstmalig der Runde Tisch gegen Kinderarmut. Er ist als langfristiger Dialog und Impulsgeber über mehrere Jahre angelegt, soll praktische Maßnahmen entwickeln und Akteurinnen und Akteure in den Landkreisen und Kommunen vereinen. Der Runde Tisch ist offen für alle Vereine, Unternehmen, Kammern, Verbände und Stiftungen, die etwas gegen Kinderarmut tun wollen. In die Diskussion einbezogen werden auch die Familien und Kinder selbst. Mädchen und Jungen sollen sich mit ihren Erfahrungen beteiligen und einbringen können.
Der Runde Tisch gegen Kinderarmut verständigte sich heute u.a. darauf, sich Jahresschwerpunkte zu setzen und dabei die Lebenslagen in allen Regionen Brandenburgs zu berücksichtigen. Ziel ist es, die verschiedenen staatlichen und gesellschaftlichen Akteure miteinander ins Gespräch zu bringen und zu vernetzen – beispielsweise durch einen eigenen Internetauftritt. Der Runde Tisch bietet dabei eine Plattform für die Erfahrungen und Erkenntnisse der Teilnehmenden. Dort sollen gute Praxisbeispiele veranschaulicht und im breiten Dialog Handlungsmöglichkeiten zur besseren gesellschaftlichen Teilhabe benachteiligter Kinder entwickelt werden. Geplant sind auch Fachkonferenzen zum gegenseitigen Austausch.
Den Auftakt dazu machten heute in Potsdam u.a. die LIGA der Freien Wohlfahrtspflege Brandenburg, das Deutsche Kinderhilfswerk, der Deutsche Familienverband, die Bürgerstiftung Barnim-Uckermark und die Stiftung „Hilfe für Familien in Not“, das Ministerium für Bildung, Jugend und Sport, Kinder aus Potsdam und:
Andreas Kaczynski, Sprecher der Brandenburger Landesarmutskonferenz. Er sagte in der anschließenden Pressekonferenz: „Dass bei uns seit Jahren fast unverändert jedes vierte Kind auf Grundsicherung angewiesen ist darf uns nicht in Ruhe lassen. Diese Kinder haben deutlich schlechtere Startchancen ins Leben als andere. Nirgendwo ist ja bekanntlich der schulische Erfolg so eng mit der sozialen Herkunft verknüpft wie in Deutschland. Dies darf nicht so bleiben! Wir müssen für bessere Bedingungen in Kitas und Schulen sorgen, wir brauchen unbürokratische Hilfen, die Kindern die Teilnahme an Sport- und Freizeitaktivitäten, an der Klassenfahrt oder auch einem Förderunterricht erlauben. Und da Kinderarmut immer auch Familienarmut bedeutet, brauchen wir ausreichende, verlässliche und wirksame Unterstützungsangebote im Wohnumfeld von Familien, die beraten, begleiten und entlasten. Diese Angebote sind in den letzten Jahren als so genannte „freiwillige Leistungen“ eher dem Rotstift zum Opfer gefallen denn ausgebaut worden. Mit dem Runden Tisch verbinde ich auch die Hoffnung einer neuen Sensibilisierung der politischen und sozialen Akteure vor Ort.“
Zahlen zur Kinderarmut
Fast jedes vierte Kind (23,8 %) in Brandenburg ist armutsgefährdet. Das betrifft etwa 84.000 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren in Brandenburg. Die Armutsgefährdung der Kinder und Jugendlichen in Brandenburg ist damit nach wie vor zu hoch, liegt aber im Vergleich noch unter dem Durchschnitt der ostdeutschen Länder (26 %).
Ein Haushalt gilt als armutsgefährdet, wenn er von weniger als 60 % des an der Haushaltsgröße gewichteten Durchschnitteinkommens leben muss. Im Interesse der Vergleichbarkeit wird hier das Vergleichseinkommen auf Bundesebene herangezogen. Das bedeutet beispielsweise, dass ein Elternpaar mit zwei Kindern dann armutsgefährdet ist, wenn monatlich weniger als 1.873 € zur Verfügung stehen.
Armutsgefährdet sind häufig Kinder Alleinerziehender aber auch Kinder aus kinderreichen Familien.
Datenquelle: www.amtliche-sozialberichterstattung.de (Statistisches Bundesamt Mikrozensus 2013).
Etwa 19% der unter 15 jährigen sind im Land Brandenburg im Grundsicherungsbezug (als nichterwerbsfähige Hilfebedürftige). Dabei gibt es deutliche regionale Unterschiede zwischen den Landkreisen und kreisfreien Städten. Geringere Quoten sind eher in den berlinnahen Gebieten zu verzeichnen, überdurchschnittliche Quoten in den Randbereichen des Landes und in den kreisfreien Städten (mit Ausnahme Potsdams).
Datenquelle: Bundesagentur für Arbeit (Statistik: Grundsicherung für Arbeitssuchende, Daten für 2014).
Titelfoto: Wiki Eric-Ward
Foto: Diana Golze – BILDHAUS. Karoline Wolf
Quelle: Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie des Landes Brandenburg