In Mühlberg wurde am 15.09.2024 die Alarmstufe 1 wegen steigender Pegel der Elbe ausgerufen. Die Pegel anderer Flüsse haben sich stabilisiert. Brandenburgs Regierung bereitete in einer Telefonkonferenz Maßnahmen gegen mögliche Hochwasser vor. Es besteht weiterhin die Gefahr, dass die Pegel an Elbe und Oder Warnstufe 3 oder 4 erreichen. Das Krisenmanagement ist aktiv.
In Mühlberg (Elbe) wurde am Sonntagnachmittag die Alarmstufe 1 ausgerufen, der Pegel liegt Stand 16.09.2024 06:00 Uhr bei 614cm und ist in den letzten 24 Stunden um 158cm gestiegen. Die Pegel an den anderen Flüssen Schwarze Elster, Lausitzer Neiße, Spree und Dahme haben sich derzeit stabilisiert. Angesichts möglicher Hochwasser auch in Brandenburg verständigten sich am gestrigen Sonntagnachmittag Landesregierung, Landkreise und kreisfreie Städte auf ein abgestimmtes Vorgehen. Die Telefonkonferenz hatte Ministerpräsident Dr. Dietmar Woidke aufgrund der sich in den Flusszuläufen nach Brandenburg in Polen und Tschechien zuspitzenden Lage kurzfristig einberufen. An der Beratung nahmen auch Vertreter des Technischen Hilfswerks, des Landeskommandos der Bundeswehr und der Feuerwehr teil. Zugleich wurde vereinbart, beiden Ländern, aber auch eventuell betroffenen Bundesländern, technische Hilfe anzubieten und bei Bedarf umgehend zu handeln.
Nach Auskunft des zuständigen Umweltministers Axel Vogel kann bis Mitte kommender Woche an Elbe und Oder Warnstufe 3 erreicht werden, auch Stufe 4 ist nicht ausgeschlossen. Für die Lausitzer Neiße, die Schwarze Elster und die Spree entscheidet die Menge der noch fallenden Niederschläge, ob Stufe 2 erreicht oder gar überschritten wird.
Woidke im Anschluss an die Konferenz: „Wir müssen vor der Lage bleiben und uns rechtzeitig auf mögliche Gefahren vorbereiten. Wir hoffen das Beste und bereiten uns auf das Schlimmste vor. Deshalb ist der Landesregierung eine frühzeitige Abstimmung mit den relevanten Partnern sehr wichtig. Den Landräten und Oberbürgermeistern, der Bundeswehr, der Feuerwehr und dem THW danke ich für ihre vorbereitenden Arbeiten. Bereits gestern habe ich mich von Umweltminister Axel Vogel über die Schutzvorbereitungen an der Neiße in Guben informieren lassen, da am dortigen Plastinarium ein Teilstück der Schutzanlagen zwar im Bau, aber noch nicht fertiggestellt ist. Dort werden jetzt Sicherungsmaßnahmen vorgenommen.“
Vogel: „Angesichts der prognostizierten Hochwassersituationen und der Lage in Polen, Tschechien und Sachsen müssen wir sehr wachsam sein. Das Landesamt für Umwelt hat frühzeitig Rufbereitschaften angeordnet, die Meldewege sowie Abstimmungsprozesse mit den zuständigen Institutionen beim Bund, den Ländern und den Wasser- und Bodenverbänden nochmals geprüft und beobachtet die Entwicklung aufmerksam. Auch mit den Nachbarländern steht das Landesamt im engen Austausch. Klar ist aber auch, dass durch die vom Menschen verursachte Erderwärmung solche Extremwettereignisse künftig häufiger auftreten werden – mit den entsprechenden Folgen. Mit dem Klimaplan und der Klimaanpassungsstrategie hat Brandenburg in dieser Legislatur die Grundsteine für eine vorausschauende Klimapolitik gelegt, die auch künftig konsequent verfolgt und umgesetzt werden muss, um Schäden von Leib und Leben, Hab und Gut abzuwenden.”
Innenminister Michael Stübgen: „Nur durch gute Vorbereitung können wir im Notfall richtig handeln. Deshalb haben wir THW, Feuerwehr und Bundeswehr informiert. Sie stehen für eventuelle Unterstützungsmaßnahmen bereit. Wir sind im ständigen Austausch mit den Landkreisen und kreisfreien Städten. 2,6 Millionen Sandsäcke haben wir erstmal vorrätig. Hoffen wir, dass wir nicht darauf zurückgreifen müssen.“
Laut Stübgen ist das Krisenmanagement in seinem Haus bereits aktiviert. Am Montag erfolgen gemeinsam mit dem Umweltministerium detaillierte Absprachen mit den Kommunen für eventuell notwendige Vorsorgemaßnahmen. THW, Feuerwehr und Bundeswehr sind für eventuell notwendige Unterstützungsmaßnahmen vorbereitet.
Übersicht Pegelstände
Mit Informationen des Landesamtes für Umwelt Brandenburg und des Landeshochwasserzentrums Sachsen.
Elbe
Im tschechischen Einzugsgebiet der Elbe sind in den letzten 24 Stunden 10 bis 50 mm, im oberen Elbegebiet 90 bis 135 mm Niederschlag gefallen. Im tschechischen Einzugsgebiet von Elbe und Moldau werden starke Wasserstandsanstiege beobachtet.
In Sachsen wird am Pegel Schöna voraussichtlich heute Abend (15.09.24) der Richtwert der Alarmstufe III überschritten. Am Pegel Dresden wird dies für morgen Nachmittag (16.09.24) erwartet. Am Pegel Riesa wird die Überschreitung der Alarmstufte III in der Nacht vom 16.09. zum 17.09. (Dienstag) erwartet.
Für den Pegel Torgau wird Montag Abend bzw. in der Nacht zum Dienstag ein Überschreiten des Richtwertes der Alarmstufe I erwartet (580 cm). Ein Überschreiten des Richtwertes der Alarmstufe II (660 cm) wird für Mittwoch, den 18.09. vormittags vorhergesagt. Für den Elbeabschnitt, rechtsseitig, von km 135 bis km 122 (Raum Mühlberg im Landkreis Elbe-Elster) wird mit Wirkung vom 15.09.2024, 17:00 Uhr die Alarmstufe I ausgerufen.
Lausitzer Neiße
Zwischen einem Tief über dem Balkan und einem sich verstärkenden Hoch über Frankreich gelangt mit lebhafter Nord- bis Nordwestströmung weiterhin Kaltluft in den Freistaat. Es bleibt noch bis zum Dienstag wechselhaft und regnerisch. Nachdem seit gestern Mittag die Niederschlagstätigkeit zurückgegangen war, tritt bis Montagnachmittag erneut Dauerregen auf. In den vergangenen 24 Stunden sind im sächsischen Teil des Einzugsgebietes der Lausitzer Neiße und ihrer Nebenflüsse Niederschlagsmengen in Bereich 10 bis 40 mm gefallen. Der Dauerregen im Isergebirge hatte am gestrigen Nachmittag kurzzeitig nachgelassen, aber nicht ausgesetzt. Hier sind in den oberen Lagen im tschechischen Kopfgebiet der Lausitzer Neiße und der Smeda noch einmal Mengen von 30 bis über 80, teilweise über 100 mm in den vergangenen 24 Stunden gefallen. In der Nacht zum Montag können noch weitere Niederschläge bis zu 30 mm im Einzugsgebiet auftreten.
Die Wasserführung am Pegel Zittau 1 / Lausitzer Neiße war infolge der ergiebigen Niederschläge seit gestern Nachmittag stark angestiegen. Dabei wurde am Pegel Zittau 1 am Abend der Richtwert der Alarmstufe 3 zeitweise überschritten. Aktuell sind hier fallende Wasserstände im Bereich des Richtwertes der Alarmstufe 1 zu verzeichnen. In allen Fließgewässern im Vorhersagegebiet ist durch den anhaltenden Dauerregen mit weiteren Anstiegen der Wasserführung zu rechnen. Dabei können die Anstiege auf Grund der hohen Vorfeuchte sehr schnell vonstattengehen.
Die Lage um Görlitz hat sich in den letzten Stunden zugespitzt, der Pegel steht (Stand 16.09.2024, 8 Uhr) bei 550cm, wenige Stunden zuvor lag er bereits um wenige Zentimeter höher. Es gilt die Alarmstufe III, ab 560cm würde Alarmstufe IV ausgerufen werden. Der Pegel bei Klein Bademeusel (Landkreis Spree-Neiße) liegt aktuell bei 206cm, er ist in den vergangenen 24 Stunden um 74cm gestiegen. Guben 2 steht derzeit bei 251cm, hier war der Anstieg innerhalb von 24 Stunden fast ein Meter. Alarmstufe I wird erst bei 460cm ausgerufen.
Schwarze Elster und Pulsnitz
Die Pegel in Lauchhammer (134cm), Bad Liebenwerda (85cm) und Herzberg (103cm) stiegen in den vergangenen 24 Stunden nur langsam und sind derzeit noch weit von Hochwasseralarmstufen entfernt.
Heute setzt Wetterberuhigung ein. In den vergangenen 24 Stunden sind im Vorhersagegebiet verbreitet Regenmengen von 20 bis 40 mm gefallen. Zur Stunde zieht der Regen von Osten beginnend ab und es werden keine relevanten Mengen mehr erwartet. Im weiteren Verlauf bleibt es in den kommenden Tagen trocken.
Aktuell bewegt sich die Wasserführung am Hoyerswerdaer Schwarzwasser an den Pegeln Prischwitz sowie Zescha im Bereich oberhalb des ersten Alarmstufen-Richtwertes. An diesen Pegeln können heute im weiteren Verlauf die Richtwerte der Alarmstufe 2 noch überschritten werden. Am Pegel Neuwiese / Schwarze Elster ist morgen mit der Ausbildung des Scheitels im Bereich der Alarmstufe 2 zu rechnen. Ein Erreichen der Richtwerte der Alarmstufe 3 wird an den Meldepegeln ausgeschlossen. An der Großen Röder sowie der Pulsnitz sind keine Richtwertüberschreitungen zu erwarten.
Spree und Dahme
Zurzeit liegen die Wasserstände an den Hochwassermeldepegeln im gesamten Vorhersagegebiet unterhalb der Richtwerte der Alarmstufe 1. Mit dem Auftreten der vorhergesagten Niederschläge wird die Wasserführung zunächst in den Oberläufen der Spree und ihrer Nebenflüsse rasch wieder ansteigen, wobei die Richtwasserstände der Alarmstufe 1 und vereinzelt der Alarmstufe 2 überschritten werden können. An den Hochwassermeldepegeln Lieske / Spree und Spreewitz / Spree sind ab der kommenden Nacht ebenfalls Wiederanstiege zu erwarten. Dabei ist das Überschreiten der Richtwerte der Alarmstufe 1 möglich.
Die Pegel in Spreewitz (254cm) und Spremberg (246cm) – Alarmstufe I bei 280cm, sind in den letzten 24 Stunden stabil bis leicht rückläufig, die Talsperre hat den Pegel von 9200cm erreicht und steigt weiter. An der Sandower Brücke in Cottbus liegt der Pegel der Spree bei 98cm – Alarmstufe I würde bei 230cm ausgelöst werden.
Oder
Nach heutigem Kenntnisstand (Freitag) können an den Pegeln im oberen Grenzoderabschnitt Mitte der kommenden Woche die Richtwerte der Alarmstufe 1 erreicht werden. Höchststände bis in den Bereich der Alarmstufe 3 sind zu erwarten und ein Erreichen der Richtwerte der Alarmstufe 4 ist nicht auszuschließen. Die Aussagen zu den Höchstständen sind noch mit erheblicher Unsicherheit behaftet und werden mit der Hochwasserinformation am Montag, 16.09.2024 bei präziseren Vorhersagen aktualisiert. Aussagen zum Scheiteleintritt an den Pegeln im Grenzoderabschnitt können noch nicht getroffen werden.
Der Pegel in Ratzdorf ist in den vergangenen Stunden von 217cm auf 271cm (Stand 16.09.2024, 10 Uhr) gestiegen – Alarmstufe 1 wird bei 465cm ausgelöst. Eisenhüttenstadt liegt bei 251cm, von 212cm am gestrigen Sonntag 10 Uhr. In Frankfurt (Oder) ist die Oder von 149 auf 174cm gestiegen.
Heute in der Lausitz – Unser täglicher Newsüberblick
Mehr Infos und News aus der Lausitzer und Südbrandenburger Region sowie Videos und Social-Media-Content von heute findet ihr in unserer Tagesübersicht –>> Hier zur Übersicht