Während der Osten Deutschlands am Dienstag noch von großen Hitzebelastungen mit vorabendlichen Temperaturen bis 34 Grad verschont blieb, bringt die Nacht gebietsweise nur eine Abkühlung bis 20 Grad und der Mittwoch (20.07.2022) bis zum Nachmittag Temperaturen bis 38 Grad. Der Deutsche Wetterdienst hat von 10 bis 20 Uhr eine offizielle Hitzewarnung ausgegeben. Die gefühlte Temperatur kann bis zu 41 Grad Celsius betragen. Betroffen sind alle Landkreise in der Region, von Dahme-Spreewald, Oberspreewald-Lausitz, Elbe-Elster bis Spree-Neiße und die kreisfreie Stadt Cottbus.
Hoch Jürgen bringt Hitze. Donnerstag Gewitter
Hoch “Jürgen” sorgt bereits in den westlichen und südlichen Bundesländern für eine Hitzewelle und erste Ausläufer erreichten bereits heute Südbrandenburg. Am Mittwoch werden laut deutschem Wetterdienst Höchsttemperaturen bis 38 Grad Celsius erwartet, die gefühlte Temperatur kann am Nachmittag bei 41 Grad liegen. Die Nacht zum Mittwoch zum Donnerstag erreicht fast tropische Temperaturen, sie sinken nur bis 23 Grad. Der Donnerstag wird nochmal heiß bis etwa 31 Grad, jedoch werden ab dem Nachmittag Regen und Gewitter erwartet.
Die Züge der Cottbuser Parkeisenbahn bleiben am Mittwoch aufgrund der erwarteten Hitze im Lokschuppen ->> Weiterlesen
Ausreichend trinken!
Brandenburgs Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher warnt, die gesundheitlichen Risiken nicht zu unterschätzen: „Gerade ältere, chronisch kranke oder pflegebedürftige Menschen, Kleinkinder und Schwangere sind durch Hitzebelastung gefährdet. Ich bitte darum alle Brandenburgerinnen und Brandenburger: Geben Sie auf sich und Ihre Mitmenschen acht. Auch am Arbeitsplatz darf die Gefahr von Hitze nicht unterschätzt werden. Hitze führt zu erhöhter Herz-Kreislaufbelastung, sinkender Leistungsfähigkeit, Müdigkeit und Konzentrationsschwäche, auch das Risiko eines Arbeitsunfalls steigt.“
Das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg registrierte im vergangenen Jahr 111 Hitzetote für Brandenburg. Das sind mehr als doppelt so viele wie im Durchschnitt der Jahre seit 1985 (54). Zum Vergleich: 2020 waren 145 Hitzetote erfasst worden, 2019 waren es 126. Der bisherige traurige Rekord wurde 2018 mit 362 Hitzetoten erreicht.
Hitze kann den menschlichen Organismus gesundheitlich stark belasten. Deshalb ist es gerade im Sommer wichtig, den Flüssigkeitsverlust über die Haut auszugleichen und ausreichend viel zu trinken.
Ministerin Nonnemacher: „Ausreichendes Trinken ist natürlich das wichtigste Mittel zur Selbsthilfe. Bei hohen Temperaturen wie sie jetzt vorherrschen, bedeutet das, mindestens drei Liter Flüssigkeit am Tag. Besonders geeignet sind Mineralwasser, ungesüßte Früchte- und Kräutertees oder verdünnte Fruchtsäfte. Bei Symptomen wie Übelkeit, Schwindel oder sogar Erbrechen und Störung des Bewusstseins muss unbedingt gehandelt werden, denn dies sind erste Anzeichen für einen drohenden Hitzschlag.“
Hitzeschutz ist Arbeitsschutz
Nach dem Arbeitsschutzgesetz sind Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber verpflichtet, eine Gefährdung für Leben und Gesundheit zu vermeiden und verbleibende Gefährdungen gering zu halten. Bei hohen Temperaturen bietet die Arbeitsstättenregel ASR A3.5 Raumtemperatur eine konkrete Hilfestellung: Klettert die Lufttemperatur im Arbeitsraum über die 26 Grad-Marke, sollen die Dienststellen wirksame Maßnahmen ergreifen, ab 30 Grad müssen sie dies tun.
Geschlossene Räume lassen sich über Nacht oder in den frühen Morgenstunden durch geöffnete Fenster auskühlen und tagsüber durch Jalousien vor Überhitzung schützen. Schwere körperliche Arbeit in den heißen Stunden sollte vermieden oder zumindest verringert werden, zusätzlich helfen kurze Ruhephasen. Ein kostenloses Angebot alkoholfreier Getränke und vor allem flexible Arbeitszeiten erleichtern den Arbeitsablauf. So sollte die Möglichkeit angeboten werden, morgens früher mit der Arbeit zu beginnen, um hohen Temperaturen am Nachmittag auszuweichen.
Vor allem werdende oder stillende Mütter, ältere und gesundheitlich gefährdete Beschäftigte – wie chronisch Kranke, Menschen mit Behinderung oder medikamentöser Behandlung – benötigen besonderen Schutz vor zu hohen Temperaturen am Arbeitsplatz. Für diese Menschen muss es bereits ab Temperaturen von 26 Grad eine angepasste Gefährdungsbeurteilung geben. Beim Arbeiten im Freien ist (gemäß der Arbeitsstättenverordnung, § 3a, Anhang 5.1) darauf zu achten, dass die Beschäftigten nicht gesundheitsgefährdenden äußeren Einwirkungen wie zum Beispiel UV-Strahlung oder erhöhten Konzentrationen von Luftschadstoffen ausgesetzt sind.
Hitzeaktionsplan in Arbeit
Das brandenburgische Gesundheitsministerium (MSGIV) arbeitet derzeit in Kooperation mit dem Umwelt- und Klimaschutzministerium (MLUK) einen Hitzeaktionsplan (HAP) für das Land Brandenburg aus, der im Laufe des Jahres (avisiert ist September 2022) fertig gestellt sein soll. Am 1. Juli 2022 fand der vierte und letzte Workshop zur Erarbeitung des HAP mit den potentiellen Akteuren statt. Im Workshop wurde über die ersten Schritte zur Umsetzung des HAP und die darin enthaltenen Maßnahmen diskutiert.
Ziel des HAP ist es, ein Netzwerk mit allen Akteuren u.a. aus dem Gesundheitsbereich zu etablieren, um die Erstellung von spezifischen Hitzeaktionsplänen insbesondere auf kommunaler und institutioneller Ebene wie Pflegeeinrichtungen zu forcieren und konkrete Maßnahmen wie Thermoverglasungen, Verschattungen, Trinkbrunnen oder Belüftungssysteme zur Raumtemperierung anzustoßen. Die Umsetzung in die Praxis wird alle Beteiligten fordern.
Zur Entwicklung dieses HAP wurde ein kompetentes Konsortium aus der Hochschule Fulda, Greenadapt mbH und der Gesellschaft für sozio-ökonomische Forschung gewonnen. Zu jedem Workshop wurden identifizierte Akteure aus Brandenburg eingeladen. So wurde z.B. der 2. Workshop als Kommunalworkshop mit den Akteuren der kommunalen Ebene und den Vertreter*innen der Fachbereiche Brand- und Katastrophenschutz, Strukturentwicklung und Kultur, Sozialplanung, Landwirtschaft, Stadtentwicklung, Umwelt- und Naturschutz und Klimamanager durchgeführt.
Der Hitzeaktionsplan wird Bestandteil der künftigen landesweiten Strategie zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels im Handlungsfeld “Menschliche Gesundheit” sein.
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