Das Land Brandenburg hat die ersten 240 Impfdosen des Pockenimpfstoffs Imvanex/Jynneos vom Bund erhalten. Zunächst sollen vor allem enge Kontaktpersonen von Infizierten das Angebot einer Pockenimpfung bekommen. Wie das Gesundheitsministerium mitteilte, gibt es im Land Brandenburg bisher insgesamt elf bestätigte Affenpockenfälle. Der Bund hat mit der ersten Lieferung insgesamt 40.000 Dosen des Pockenimpfstoffs für Deutschland zur Verfügung gestellt. Die Lieferung weiterer 200.000 Dosen wird im Laufe des dritten Quartals 2022 erwartet.
Das Brandenburger Gesundheitsministerium teilte dazu mit:
Brandenburg hat die ersten 240 Impfdosen des Pockenimpfstoffs Imvanex/Jynneos vom Bund erhalten. Die Lieferung ist am Montagabend (20.06.) in Potsdam angekommen. Der Impfstoff wird in der Krankenhausapotheke des Klinikums Ernst von Bergmann bei minus 20 Grad gelagert. Zunächst sollen vor allem enge Kontaktpersonen von Infizierten das Angebot einer Pockenimpfung erhalten. Die STIKO hat ihren Beschluss für die Empfehlung zur Impfung gegen Affenpocken mit Imvanex (MVA-Impfstoff) am 21. Juni online veröffentlicht, das Bundesgesundheitsministerium stellte den Ländern gestern nach der Gesundheitsministerkonferenz ein „Aufklärungsmerkblatt zur Schutzimpfung gegen Affenpocken mit Pockenimpfstoff Imvanex/Jynneos von Bavarian Nordic“ zur Verfügung. Im Land Brandenburg gibt es bisher insgesamt elf bestätigte Affenpockenfälle.
Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher: „Die Impfungen gegen Affenpocken sollen zunächst gezielt eingesetzt werden. Das bedeutet, dass vor allem Personen, die engen Kontakt zu Infizierten hatten, geimpft werden sollten. Eine besondere Herausforderung für die Logistik ist, dass der Impfstoff bei minus 20 Grad gelagert werden muss. Ich danke deshalb dem Klinikum Ernst von Bergmann, dass es sich so kurzfristig bereit erklärt hat, die Lagerung der ersten Impfstofflieferung in Brandenburg zu übernehmen.“
Imvanex ist seit dem 13. Juli 2013 in der EU für Personen ab einem Lebensalter von 18 Jahren als Pockenimpfstoff zugelassen. Dabei handelt es sich um einen sogenannten Lebendimpfstoff. In den USA ist dieser Impfstoff unter dem Namen Jynneos für die Impfung gegen Pocken und Affenpocken zugelassen. Wer zuvor noch nicht gegen Pocken geimpft wurde, sollte zwei Dosen erhalten, wobei die zweite Dosis frühestens 28 Tage nach der ersten Impfung verabreicht werden sollte. Wenn eine Auffrischungsimpfung bei Personen, die in der Vergangenheit gegen Pocken geimpft wurden, als notwendig erachtet wird, sollte lediglich eine Dosis verabreicht werden.
Der Bund hat mit der ersten Lieferung insgesamt 40.000 Dosen des Pockenimpfstoffs für Deutschland zur Verfügung gestellt. Die Lieferung weiterer 200.000 Dosen wird im Laufe des dritten Quartals 2022 erwartet.
Impfempfehlung: Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut (RKI) hat den Beschluss und wissenschaftliche Begründung zur Impfung gegen Affenpocken mit Imvanex am 21. Juni 2022 online veröffentlicht (siehe RKI-Seite: Beschluss der STIKO für die Empfehlung zur Impfung gegen Affenpocken mit Imvanex). Die Impfempfehlung richtet sich an bestimmte Gruppen. Das betrifft zum einen enge Kontaktpersonen von Infizierten (sogenannte Postexpositionsprophylaxe) und zum anderen Personen mit einem erhöhten Expositions- und/oder Infektionsrisiko (Indikationsimpfung). Die Postexpositionsprophylaxe zur Verhinderung einer Affenpockeninfektion nach Exposition (das bedeutet: unmittelbares Ausgesetztsein gegenüber dem Krankheitserreger) sollte so früh wie möglich im Zeitraum von bis zu 14 Tagen nach möglicher Ansteckung erfolgen. Die Indikationsimpfung soll eine Affenpockeninfektion bei Personen mit erhöhtem Expositionsrisiko verhindern und wird unter anderem für Männer, die Sex mit Männern haben (MSM) und dabei häufig den Partner wechseln, empfohlen. Die aktuelle Indikationsempfehlung basiert auf den gegenwärtigen epidemiologischen Daten, die laut STIKO zeigen, dass bei den derzeitigen Fällen bisher ausschließlich MSM betroffen sind. Da der Impfstoff zunächst nur eingeschränkt verfügbar ist, empfiehlt die STIKO, bevorzugt exponierten Kontaktpersonen eine Impfung anzubieten.
Affenpocken sind eine seltene, von Tieren – vermutlich vor allem Nagetieren – auf Menschen übertragbare Viruserkrankung. Übertragungen von Mensch zu Mensch sind selten, aber vor allem bei sehr engem Kontakt möglich. Seit Anfang Mai 2022 verbreitet sich das Virus erstmals in Europa von Mensch zu Mensch ohne eine epidemiologische Verbindung nach West- oder Zentralafrika. Nach einer Inkubationszeit von 5 bis 21 Tagen äußert sich die Infektion vor allem durch Fieber, Schüttelfrost, Kopf-, Muskel- und Rückenschmerzen, eine spürbare Vergrößerung der Lymphknoten sowie durch verdächtige Hauteffloreszenzen.
Gesundheitsministerin Nonnemacher betonte: „Eine Gefährdung für die Gesundheit der breiten Bevölkerung wird nach derzeitigen Erkenntnissen als gering eingeschätzt. Anders als bei Corona verbreiten sich Affenpocken-Viren nur bei sehr engem Kontakt. Wir mahnen aber zur Vorsicht. Personen, die möglicherweise Kontakte zu Infizierten hatten, empfehlen wir, genau auf Symptome zu achten und Kontakte vorsorglich zu reduzieren. Wer unsicher ist, sollte sich ärztlich beraten lassen.“ Für die Bekämpfung der Affenpocken sei es neben der Impfung vor allem wichtig, Fälle und deren Kontaktpersonen frühzeitig zu identifizieren, Isolations- und Quarantänemaßnahmen einzuleiten, mögliche Verdachtsfälle zeitnah diagnostisch abzuklären sowie die betroffenen Risikogruppen aufzuklären und über Schutzmaßnahmen zu informieren.
In Deutschland sind im Mai 2022 erstmals Fälle von Affenpocken identifiziert worden. Mit Stand 24.6.2022 sind 676 Affenpockenfälle aus 14 Bundesländern (Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Brandenburg, Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein, Thüringen) ans RKI übermittelt worden (Quelle: RKI-Seite: Internationaler Affenpocken-Ausbruch: Fallzahlen und Einschätzung der Situation in Deutschland). In Brandenburg gibt es insgesamt elf bestätigte Affenpocken-Fälle, jeweils ein Fall in Potsdam-Mittelmark, Oder-Spree, Dahme-Spreewald, Ostprignitz-Ruppin und Märkisch-Oderland sowie jeweils zwei Fälle in Potsdam, Teltow-Fläming und Havelland.
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Red. / Presseinfo