Der Förderverein Krankenhaus Spremberg e.V. sieht die künftige medizinische und pflegerische Versorgung mit Blick auf eine einrichtungsbezogene Impfpflicht in Gefahr und fordert deshalb von der Politik, diese auszusetzen. Gestern trafen sich dazu mehrere Vertreter regionaler Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen, die sich in einem offenen Brief an die Politik wenden. Darin steht unter anderem geschrieben, dass ohne den Anteil der ungeimpften Mitarbeiter der reguläre Dienstbetrieb ohne Kapazitätseinschränkungen nicht aufrechtzuerhalten sein wird.
Der Förderverein Krankenhaus Spremberg e.V. teilte dazu mit:
Am 09.02.2022 trafen sich auf Initiative des Fördervereins Krankenhaus Spremberg e.V. (FKS e.V.) mehrere Vertreter der regionalen Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen zum Thema einrichtungsbezogene Impfpflicht -Gewährleistung der medizinischen und pflegerischen Versorgung.
Grundsätzlich wurde die Impfung zum Schutz vor der Coronavirus-Krankheit von den Anwesenden als wichtigster Bestandteil der Pandemiebekämpfung anerkannt. Zahlreiche Initiativen, Gespräche und Impfangebote wurden in den Einrichtungen angeboten und durchgeführt, um eine hohe Impfrate der Beschäftigten zum Schutz der Patienten und Mitarbeitenden zu erreichen.
Im überwiegenden Teil der Einrichtungen konnten so deutlich mehr Mitarbeitende als im Landesdurchschnitt geimpft werden. Jedoch liegen wir in unserer Region trotz aller Maßnahmen deutlich unterhalb der 90%-igen Impfrate.
Deshalb wird die aktuelle Entwicklung mit größter Sorge um die Aufrechterhaltung der medizinischen und pflegerischen Versorgung der ambulanten und stationären Patienten betrachtet. Wenn mit der Umsetzung der einrichtungsbezogenen Impfpflicht in den Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen ausschließlich geimpfte oder genesene Mitarbeiter*innen eingesetzt werden können, sehen wir die Versorgungssicherheit gefährdet.
Eine weitere Ausdünnung des Personals in Folge der Impfpflicht würde, neben den pandemiebedingten höheren Arbeitsbelastungen und erhöhten Krankenständen, zu zusätzlichen hohen Belastungen der verbliebenen Mitarbeiter führen. Eine dauerhafte Abkehr vom Pflegeberuf droht.
Letztendlich verständigte sich der größte Teil der Anwesenden Vertreter der Einrichtungen einen Appell an die Politik zu richten.
Offener Brief mit Appell an die Politik
Der Förderverein Krankenhaus Spremberg e.V. hat sich als gemeinnütziger Verein verpflichtet, die medizinische Grundversorgung im stationären, teilstationären und ambulanten Bereich auf hohem Niveau im Einzugsgebiet des Krankenhauses Spremberg zu sichern.
Als Hauptgesellschafter der Spremberger Krankenhausgesellschaft tragen wir somit die Verantwortung für das Krankenhaus der medizinischen Grundversorgung in Spremberg, drei teilstationäre Tageskliniken in Spremberg, Guben und Forst, ein ambulantes Medizinisches Versorgungszentrum mit acht Ärzten, einen Betriebskindergarten und eine Servicegesellschaft. Die aktuelle Entwicklung betrachten wir mit größter Sorge und sehen die medizinische und pflegerische Versorgung unserer ambulanten und stationären Patienten stark gefährdet.
Gemeinsam mit weiteren Gesundheitsdienstleistern und Pflegeeinrichtungen unserer Region sehen wir uns deshalb in der Pflicht und in der Verantwortung, auf eine drohende kritische Versorgungssituation in Folge der Impfpflicht in der medizinischen und pflegerischen Versorgung hinzuweisen.
Am 10.12.2021 beschloss der Deutsche Bundestag das Gesetz zur Stärkung der Impfprävention gegen COVID-19. Das Gesetz beinhaltet u.a. die Änderung des Impfschutzgesetzes (IfSG) und legt eine einrichtungsbezogene Impfpflicht zum Schutz vor der Coronavirus-Krankheit fest. Demnach dürfen ab dem 15. März 2022 u.a. in Krankenhäusern, Tageskliniken, Arztpraxen, Rettungsdiensten, stationären und ambulanten Pflegeeinrichtungen ausschließlich geimpfte oder genesene Mitarbeiter*innen eingesetzt werden.
Auch wenn der überwiegende Teil unserer Mitarbeiter*innen geimpft oder genesen ist, haben die aktuellen Erhebungen gezeigt, dass ohne den Anteil der bisher nicht geimpften Mitarbeiter*innen der reguläre Dienstbetrieb ohne Kapazitätseinschränkungen nicht aufrechterhalten werden kann, zumal kurzfristig der Zeitraum des Genesenenstatus auf drei Monate verkürzt wurde.
Trotz zahlreicher Gespräche und Impfangebote wird es nicht gelingen, eine 100-prozentige Impfquote zu erreichen. Insbesondere führten die permanenten Änderungen, widersprüchlichen Aussagen und Meldungen sowie die Impfdurchbrüche zu Verunsicherungen unserer Mitarbeiter*innen. Unsere Mitarbeiter*innen haben in den letzten zwei Jahren engagiert und verantwortungsbewusst die mit der Pandemie verbundenen Herausforderungen gemeistert, sind für unsere Patienten bis an ihre Belastungsgrenzen im Einsatz gewesen. Die Hygiene- und Testkonzepte wurden zum Schutz unserer Patienten und Mitarbeiter konsequent und gewissenhaft umgesetzt. Krankheitsbedingte Ausfälle mussten kompensiert werden, um die medizinische und pflegerische Versorgung durchgängig zu gewährleisten.
Unsere Mitarbeiter sind erschöpft!
Eine Ausdünnung des Personals in Folge der Impfpflicht würde neben der Pandemie zu zusätzlichen hohen Belastungen der verbliebenen Mitarbeiter*innen führen. Eine Abkehr vom Pflegeberuf droht. Als mitarbeitergeführte Gesellschaft ist uns jede*r Mitarbeiter*in sehr wichtig! Wir brauchen alle Mitarbeitenden und möchten keinen durch eine Impfpflicht und/oder Überlastung verlieren!
Aus dem Verantwortungsbewusstsein für die von uns behandelten, betreuten und gepflegten Menschen richten wir deshalb einen dringlichen Appell an die Politik, die einrichtungsbezogene Impfpflicht auszusetzen!
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Red. / Presseinformation