Im Oktober 2011 wurde beschlossen, daß die erste Brandenburgische Landesausstellung im Jahre 2014 in Doberlug-Kirchhain stattfinden soll und zwar anläßlich des 200. Jahrestages des Wiener Kongresses, in dessen Ergebnis Sachsen das Gebiet der Niederlausitz an Preußen abgeben mußte. Beim geplanten Vorhaben der Ausstellung ahnt man, bis auf den dafür verwendeten Slogan: “Wo Preußen Sachsen küßt” (für welchen die Erfinder dieses sinnfreien Satzes vor zweihundert Jahren in Sachsen sicher standrechtlich erschossen worden wären) zunächst nichts Böses. Zumal die Kulturministerin zur geplanten Ausstellung mitteilte, daß: “sicherlich viele interessante Facetten und unentdeckte Schätze aus 400 Jahren brandenburgisch-preußischer und sächsischer Geschichte” gezeigt werden.
So ist man denn auch mit Eifer dabei, das Schloß Doberlug zu sanieren und das angrenzende Areal des ehemaligen Klosters Dobrilugk mit Kirche und Refektorium für die Ausstellung und die damit verbundenen Veranstaltungen herzurichten. Um genau zu sein, sogar mit blindem Eifer – oder man nimmt die Aussage der Kulturministerin über die unentdeckten Schätze aus 400 Jahren gar zu wörtlich. Denn die derzeitigen Arbeiten zwischen Kirche und Refektorium brachten wesentlich ältere architektonische Funde zutage, wie bspw. eine Säulenbasis im Bereich des ehemaligen Konversenflügels, welche, nach archäologischer Begutachtung, wieder zugeschüttet werden mußte.
Anderenorts ist man über solche Funde hocherfreut und nutzt sie zur Darstellung der klösterlichen Architektur. In Doberlug verzichtet man großzügig darauf. Warum auch nicht, denn bei der Nachbildung der Grundrisse von Ost- und Westflügel des ehemaligen Zisterzienserklosters verzichtet man ebenso auf eine annähernd historische Ausführung durch die Verwendung entsprechenden Materials, sondern nimmt lieber Beton. So gesehen ist es natürlich konsequent, denn eine authentische Säulenbasis würde neben Maueransätzen aus Beton auch nicht mehr zur Geltung kommen. Unter dem Motto: nur nichts finden und wenn doch, schnell wieder zuschütten, werden andere alte Klosterreste ohne Schutzschicht einfach zubetoniert. Bei einem so frevelhaften Vorgehen, ist nicht auszuschließen, daß noch das gesamte Areal mit Beton überzogen wird. Auch eine Möglichkeit sich kulturhistorische und damit touristische Chancen im wahrsten Sinne des Wortes zu verbauen und dies mit der so oft gepriesenen “Nachhaltigkeit”. Denn es ist anzunehmen, daß die Zahl zukünftiger Touristen, die besonderen Gefallen an betonierten Klostergrundrißen finden, eher gering sein wird. Der Zweck, in dem Fall die Durchführung der Landesausstellung, heiligt eben nicht immer die Mittel, sondern verkommt unter solchen Voraussetzungen lediglich zum Selbstzweck.
1 Jahr Ausstellung versus 850-jährige Geschichte – und letztere zieht den Kürzeren dabei. Aber die Landesausstellung “winkt”, gleichgültig welcher Schaden dabei angerichtet wird. Übrigens die Begründung für einen solchen Frevel lautet, daß man durch die Verwendung von Beton das Alte mit dem Neuen verbindet. Was für eine “sinnreiche” Ausrede, die sich jeder Besitzer eines denkmalgeschützten Hauses gut merken sollte, wenn er mal neue Fenster einsetzen will. Aber vielleicht sehe ich auch alles viel zu negativ. Vielleicht möchte man nur späteren Generationen die Möglichkeit bewahren, die Reste des ältesten Zisterzienserkloster des heutigen Landes Brandenburg, zuzüglich der durch die jetzige Vorgehensweise entstandenen Schäden, auszugraben und neu zu entdecken.