Rückfahrt von Wien und unterwegs noch ein kurzer Stopp bei der Burg Kreuzenstein.
Eine imposante mittelalterliche Anlage mit einem Falltor am Eingang, das zu einer Aufnahme verlockt. Also, Stativ aufgebaut. In diesem Moment halten Radfahrer an, ein Ehepaar mit Teenagertochter. Allerdings keine Radfahrer, welche geruhsam die Natur genießen, sondern solche von der Sorte “aus dem Weg, wir sind die Guten, gesund und dynamisch” – in quietschbunten Raumanzügen.
Als die Frau sieht, daß ich das Stativ einrichte, bleibt sie auf der Brücke vor dem Falltor stehen.
Nun lege ich bei solchen Aufnahmen keinerlei Wert auf fremde Gestalten und schon gar nicht auf welche in Raumanzügen.
Na gut, wartet man eben den Moment. Doch sie blieb weiter stehen und nach einer gewissen Zeit wird deutlich, daß es sich dabei um Provokation handelt.
Keine Ahnung, WEM sie WAS damit beweisen wollte – und auch egal. SIE ging jedenfalls nicht! Jeder normale Mensch, der sieht, daß jemand eine Aufnahme machen möchte, geht aus dem Bild, läuft hinter der Kamera vorbei oder bleibt daneben kurz stehen – SIE nicht. Es war jedoch nicht unsere Absicht, den ganzen Tag dort zuzubringen. So wurde ich allmählich wütend, sehr wütend – und in mir ballte sich alle Energie. Nun, um es so zu sagen, ich dachte dabei an nichts Bestimmtes… Jedenfalls hatte ich nicht vor, sie von der Brücke zu schubsen. So etwas tut man schließlich nicht. Es fand auch keine verbale Auseinandersetzung statt, doch die Situation war förmlich “geladen” und es war spürbar, daß es dem Mann und der Tochter bereits peinlich wurde, aber SIE ging nicht! Was bleibt einem also übrig – Stativ wieder zusammengeklappt und zurück zum Auto, dort noch ein Imbiß und eine Zigarette.
Kurz nach uns kommt die Familie den Weg von der Burg herunter gerollt.
Kein gefährlicher Weg für geübte Radfahrer und sie gelangten auch schon auf den befestigten Parkplatz. In fünf Metern Entfernung und direkt vor uns fliegt “die Gute” hin, daß es nur so qualmt. Das Rad eine komplette 8, Arme und Beine voller Platz- und Schürfwunden. Sie konnte zunächst nicht aufstehen, doch ihr Mann half ihr nicht, sondern stand nur bedeppert daneben. Auch die Tochter half ihr nicht auf. Schließlich rappelte sie sich irgendwie allein hoch und schob hinkend davon.
Man könnte natürlich sagen: kleine Sünden werden gleich bestraft.
Aber man sollte die Macht der Gedanken doch nicht unterschätzen…
Wie auch immer, es war jedenfalls eine sehr genüßliche Zigarette.