… es schneit, es taut, es schneit, es taut – der Winter ist unschlüssig: soll er jetzt schon über uns herfallen oder erst zum “heiligen Fest” …?
“…. kling Glöckchen klingelingeling – klingGlöckchenkling…” es nervt! Irene sagt: nach ‘ner Weile hörst du es nicht mehr – geht unter im Stimmengewirr, Hundegebell, Karussellquietschen – “konzentrier dich auf die Kundschaft: sei präsent, offen und freundlich … lass die Leute spüren, dass du den Job gern machst.”
Sie hat recht: bin ja froh, dass ich mal für ein paar Tage raus komme und was zu tun habe.
Weihnachtsmarkt … gibt schlimmere Jobs: im Kaufhaus putzen, Strafzettel verteilen oder in der Straßenbahn Fahrscheine kontrollieren … ruck – zuck kriegste da eine reingedroschen und abends biste Freiwild, für Besoffene.
Ganz schön was los am 2. Advent: “… Senf oder Ketschup? … da vorn die Flaschen … leicht an den Nippel drücken … hallo! … sachte, habe ich gesagt! … sind wohl Eisenbieger …? … bei uns ist kee’n Kümmel in der Bratwurst, wir heißen doch nicht “Rübezahl” … Servietten sind alle? … kleinen Moment bitte … wenn’s kalt ist nehm’ die Leute die als Taschentücher …”
Gestern habe ich gefühlte 2865 Bratwürste umgedreht, genau so viel Brötchen aufgeschnitten, einen großen Kessel Soljanka gekocht, 342 Kabeljaufilets gebraten … unser Chef verdient sich dusslig.
Irene, Margit und ich kriegen pro Stunde 6 Euro – das ist anständig. Die Tschechen und Polen an anderen Ständen machen’s für die Hälfte … manche von denen gehen abends noch als Feuerschlucker und Engel über den Markt, verscherbeln Glücksbringer.
Zigeuner: liegt im Blut, können wir nicht. Meine Mutter sagte immer: Schuster, bleib’ bei deinen Leisten!
Im Gewühle, Gedränge haben Langfinger leichtes Spiel. Ich pass schon immer auf, wenn sich verdächtige Typen ranschleichen, aber das geht so schnell – schwupp ist die Tasche weg.
Wenn du dann nicht Gas machst, steht der Möbelwagen vor der Tür, die wissen ja wo du wohnst: räumen dir die Hütte leer …. Glotze, Computer, Aquarium, Unterwäsche, CD – Sammlung …. dann Vollgas über die Grenze wo die Hehler warten.”
Ob ich mich dämlich fühle, mit den langen Ohren …? … sie haben se wohl nicht mehr alle? … Nee, Cindy aus Marzahn is’ nicht meine Schwester, ick bin von hier …”
Aber, um beim Thema zu bleiben: Am 2. Advent hat’s eine Kundin vor dem “Langossstand” erwischt: … stellt ihre Handtasche auf den Boden, weil sie sich die Käsekrümel abwischen will … noch ein Schlückchen lecker Kirschglühwein – ach, wie wohl ist mir … dann, wie ein Tiefschlag: Tasche weg, geklaut, aus der Kalten!
Und der Mann arbeitet noch bei der Polizei … hat der die rundgemacht: wie dooof sie sei … immer die Sauferei zur Weihnachtszeit … “jeder weiß doch …”.
Tat mir leid. Der viele Ärger, die Kosten: Ausweis beantragen, Konten sperren, neue Fahrerlaubnis, das nich’ abbezahlte Apple- iPod weiterblechen, von der Wohnungsverwaltung Schlösser wechseln lassen ….
Halleluja, Fröhlichkeit im Advent! Gut, dass ich hinter’m Tresen stehe ….
“…wat, Fischsuppe? hätt’ ich och gern’, is’ alle … nehmen se lieber ‘nen Glühwein … Kirsch, Holunder, Appel – Zimt … 2,50 Euro, plus Pfand … und halten se ihre Tasche fest, ick weeß wovon ich rede …. wie ich heiße …?
Kathrin … warum? “