Bio-Joghurt, Zwiebeln, Erdbeeren Küchentücher… kannste dir das merken? – Waltraut ist skeptisch, kritzelt was auf ‘nen Zettel, hier – ich hab’s aufgeschrieben.
Ich ziehe den Bauch ein, trompete: hab’ ich Alzheimer? …. und trabe los in Richtung Kaufhalle.
Bis zum neuen “Brutto” ist’s nicht weit: nur über die Straße, am Eichenwäldchen vorbei, über den Parkplatz, schon is’ man da im “Bunker”.
“Brutto” ist der Hauptnahrungsmittelversorger hier im Norden; frisch aus dem Boden gestampft, nachdem genau die gleiche Hütte 300 Meter entfernt nun verlassen vor sich hindämmert. Das Personal wurde komplett ausgewechselt: wir waren zu freundlich zu den Kunden, flüstert eine geschasste Verkäuferin beim Abschied …. können die in der Firmenspitze nicht ab, war unser Genickbruch!
O.K.: links der Bäcker, geradeaus die lange Obsttheke – mit Gurken aus Holland, Südafrika – der Spreewald ist ja auch so weit weg ….Klack, klack, eilige Schritte hinter mir, eine junge Frau rauscht heran, Chanel Nr.5 – Duftwolke – ich spring beiseite, deute noch ein Lächeln an, registriere: ca. 1,70 m, blond, Grübchen in der Wange – eine attraktive Erscheinung.
Blondi beachtet mich nicht, fegt vorbei, denkt wahrscheinlich “Türsteher”, haben die sich wieder was Neues ausgedacht bei “Brutto” …..clever, clever – never sleep this Boys!
Wütend marschiere ich hinterher. Jeder weiß, Kaufhalle ist Gegenwarts – Kino: an der Kasse stehen zwei braungebrannte, stiernackige Kerle, beide tragen das gleiche Billig – T-Shirt, mit der breiten Aufschrift “TERROR”.
Das martialische Wort prangt metallisch glänzend auf muskulöser Brust und scheint zu verkünden: falscher Blick – letztes Gebet!
Terror I. ordert gerade 3 Big – Pack f 6, sein Kumpan wuchtet lässig einen Kasten “Becks” auf’s Band,
Segel knattern: “Sail Away”.
Bernd Winkel, an der Kasse ist nervös und sehr blass: er arbeitet hier nur als Aushilfe, weil die dicke Britta krank ist.
Nr. one ruft seinem Kumpan zu: Bier reicht nicht, wir brauchen noch Wein für die Weiber … da – er zeigt auf’s Schnapsregal: 2 Pappkarton Rotwein – Verschnitt wandern auf’s Band und eine Flasche Jägermeister …. 19,43 Winkels Stimme zittert – flink gibt er Restgeld zurück, sagt “Bitte”. Die Terrorbrigade antwortet nicht, haben Blondi erspäht, die hinter mir in der Reihe steht.
Guck mal, die Zuckerschnutte,lärmt es: die nehmen wir gleich mit,haste Lust, Mausi?, die Typen kommen näher … riechen übel nach Schweiß – ich trete einen Schritt zurück, wie vor kurzem am Eingang.
In der Luft treffen sich Chanel Nr.5 und Prollduft. Proll übernimmt: das Kunstaroma fällt in sich zusammen, platt gemacht von feuchtem Achselgeruch.
Kaugummiknallen : nun komm schon, Birdy, wird dir bestimmt gefallen, guck mal, wie wir gebaut sind, die Brustmuskeln zucken .. es langt, lassen Sie die Dame in Ruhe, stammle ich … Terror I. mustert mich wie ein Insekt, sein Zeigefinger sticht vorwärts: was bist du denn für’n Nachtwächter, hat dich Mutti einkaufen geschickt, du Heulsuse, ab nach nach Hause, sonst gibt’s was auf’s Toupet – nein, sage ich tapfer, ich bin der neue Türsteher …… und rufe gleich die Polizei …..
‘n PLATZAFFE bist du T. & T. ziehen die Nase höhnisch hoch: hast Schwein, dass wir in Partylaune sind Opa, aber dein Gesicht merken wir uns ….. Tschüß, Mausi, wir sehen uns …
Bisschen später: Blondi bedankt sich bei mir, Winkler kassiert, alle anderen tun als ob nichts war, Brutto macht Umsatz. Draußen knallt die Sonne, hoffentlich lauert mir niemand auf.
Du warst ja lange weg? ….Waltraud hantiert in der Küche … war was? … was soll gewesen sein, frage ich, doch nicht in der Kaufhalle.
Guck mal ruft, meine bessere Hälfte , in der “Bild” steht was von” Terrorgefahr” …….ja, sage ich, heute ist man nirgendwo mehr sicher … leg mich auf die Couch und fühl mich irgendwie wie Arnold Schwarzenegger …. von wegen Platzaffe.
Ob ich Blondi morgen wiedersehe?