In der Lieberoser Heide hat man schwedische Auerhühner ausgesetzt , aber leider gab es Schwierigkeiten: in kurzer Zeit sind von 26 sechs gestorben: eines hatte sich auf einen Bauernhof verirrt und ist von Hunden zerrissen worden, eins schoss versehentlich der Jäger ,der dachte, es wäre ein Fasan, andere verendeten beim Aufprall gegen Strommasten, eins wurde überfahren …
Die Meldung macht mich traurig: erst werden die Tiere ausgerottet, dann gibt’s eine Rückführung, aber sie können hier keinen Fuß fassen – zu lange in der Fremde gewesen, manchen Menschen geht es genauso:
Christine, eine Bekannte, hat 20 Jahre in Neuseeland gelebt, wegen einer großen Liebe ist sie nach Deutschland zurückgekehrt, doch die offene, immer fröhliche Frau geht hier zu Grunde …du, die lachen nicht, alle rennen mit verkniffenen Gesichtern rum –ich glaube, ich schaffe das nicht ….
Ich ziehe mich am Wochenende auf unsere Datsche zurück, eine abgelegenen Holzhütte, im Wald hinter Byhleguhre; vielleicht seh‘ ich mal ein Auerhuhn, aber die sind wohl zu scheu, Wölfe soll’s geben, im Nachbardorf will der alte Kunert sogar einen Elch im Wald beobachtet haben, ein Riesenviech, groß wie die Hengste in Avatar.
Am Abend flackert das Licht, Stromschwankungen – wird doch nicht schon wieder ….. ? da waren’s nur noch … schade, tut mir leid, sollen ja auch hunderte Vögel von Windrädern zerschreddert werden, heißt: dass sich schon Füchse und Marder da auf Lauer legen und nur noch warten bis das Futter vom Himmel fällt.
Ich zünde die Lampions auf der Veranda an – die großen, runden, mit Drachenmotiven bemalten. Nachtfalter schwirren heran, alle Arten von Brummer, manchmal auch Hummeln – aber langsam hat sich rumgesprochen, wie hoch unser Kater springen kann, noch liegt er da auf die Seite gerollt und träumt von blinden Vögeln, die ihm direkt ins Maul fliegen …
Die Einsamkeit drückt mir die Kehle zu, klar: ich kann ja in der Stadtwohnung bleiben, aber da kommt mich auch niemand besuchen …muss man sich mal überlegen: 3 Kinder großgezogen, keines von denen lässt sich blicken, dabei haben wir nicht mal Streit oder Meinungsverschiedenheiten – einfach Gleichgültigkeit.
Vielleicht bin ich anders geworden, nach dem der Kurt gegangen ist, einfach so, von einem Augenblick zum anderen ….
manchmal helfe ich im Heim aus, in der Diakonie; fasse an, beim Umbetten, säubere die Kranken und füttere sie; Arbeiten, die keiner machen will, was auch verständlich ist ….
Dann bin ich erleichtert, dass Kurt dies erspart blieb, mir hoffentlich auch. Ich schalte den Fernseher ein, trink ein bisschen vom selbstgebrannten Likör: Birne, Pflaume; gut, dass Elvis, unser Kater so eine treue Seele ist.
Draußen sind Waschbären, Ratten, Eulen und Fledermäuse unterwegs.
Nun ist ihre Zeit ….