Anfang Februar beschlossen wir auf dem Eis der Spree von Leipe nach Lehde zu laufen. Ungewöhnlich starke Nachtfröste und Minustemperaturen am Tage hatten die Fließe bewegungslos erstarren lassen.
Wie weiße Bänder schlängelten sie sich an dunkel gebeizten Holzhütten, still gelegten Kähnen, hölzernen Fischbehältern und Ferien-Bungalows vorbei und verschwanden zwischen erligen Baumreihen.
Wer es nicht wusste, ahnte von März bis Ende November nichts von den verschwiegenen Transportwegen der Einheimischen, die durch den majestätischen Hochwald führen, und deren Geheimnisse nur noch die Fährleute kennen.
Paddler, die vom Frühjahr bis Herbst, berauscht von der Stille und Erhabenheit der Orte, den Einbruch der Dunkelheit vergaßen, sahen sich mit einem Mal in eine verwirrende Landschaft versetzt, die Angst machte.
Hier wurden düstere Kriminalfilme gedreht – in denen lautlos, geteerte Kähne aus dem Nichts auftauchten und mit teilnahmslosen Kommissaren als Galionsfiguren, wieder im Nebel verschwanden. Die Verbrecher waren vom Wald geduldet, der ihnen mehr Schutz bot als es anderswo möglich. Wenn es nichts mehr zu kitten gab, bot sich bei Dämmerung der Freitod, inmitten des unwirtlichen Geländes an …
Von Leipe nach Lehde – auf die Idee waren natürlich noch Andere gekommen: der Fluss ächzte unter der Last vieltausender Füsse, die erbarmungslos, mit Stahlgleitern, seine Oberfläche aufrissen.
Das dumpfe Knacken und Grollen des Eises stieg bis in die Baumwipfel und erinnerte an das Rumpeln über bucklige Bahnschwellen.
Die Leute hasteten vorüber; viele mit einer langen oder kurzen Lanze in der Hand, als hätte jemand zum Waffengang gerufen: Bauernkrieg!
Wir machten Platz: bis in die Seele froh, dass wir nicht allzu junkerhaft aussahen, sondern eher dem hiesigem Volke angeglichen ……
Fortsetzung folgt …