Da hat ein alter Freund von mir Geburtstag. Ja, älter wird der auch. Nun geht der auch schon so an die siebzig. Na ja, so ältere Herren, die haben ja nie Wünsche zum Geburtstag oder zu Weihnachten oder so. Die brauchen ja nichts. Sagen die jedenfalls immer. Der auch. Wenn mich jemand fragen würde, ich wüsste immer was. Da sitze ich nun und zerbreche mir den Kopf. Der Geburtstag kommt immer näher und der, der braucht nichts.
Gut denke ich, gut, aber essen und trinken muss der trotzdem was, auch wenn er nichts braucht. Ich lade ihn zu seinem Geburtstag in ein Restaurant ein. Das ist doch auch mal was. Da gibt es auch ein recht neues Lokal in einem schönen Park. Ich war selber auch noch nicht da, ich komme ja auch nicht so viel rum, aber die sagen von sich, dass sie gute Essen machen. Gehobenes Essen. Das ist doch etwas denk ich mir so.
Wir kriegen auch noch einen schönen Platz auf der Terrasse. Weil wir ja Geburtstag feiern nehmen wir zwei der teuersten Gerichte. Wir gönnen uns mal was. Er und ich, die alte Martha. Auf den Tischen draußen stehen Aschenbecher und da steht dann noch so ein großes Glas. So ein Glas wo mal Spargel drin war oder vielleicht auch Bohnen. In dem Glas stecken Messer und Gabeln und Servietten. Ich wundere mich ein wenig, denke aber an den mediterranen Einfluss und überlege ob das in Italien auch so war.
Ich, die alte Martha, habe mir ein Rumpsteak bestellt. Medium. Mit Salat und leckeren Bratkartoffeln. Mein Freund war da vorsichtiger und hat sich Medallions vom Schwein mit Brokkoli bestellt und Pommes. Er hatte wohl Angst wegen seiner Zähne, weil, wenn ein Rumpsteak nicht gut abgehangen ist, dann kann es ganz schön zäh sein.
Das Essen kam dann auch bald. Alles war auf einem Teller, das spart bestimmt den Abwasch und das Personal muss auch nicht so oft laufen wie wenn man den Salat wie zu Hause auf einen extra Teller täte. Ich schaute mir erst einmal in Ruhe den vollen Teller an. Da lag das Rumpsteak halb vergraben unter den Bratkartoffeln und dem Salat. Die Kräuterbutter war aber auf dem vorderen Teil noch zu sehen. Auf den Bratkartoffeln war an manchen Stellen eine braune Soße zu entdecken, die meine ganze Aufmerksamkeit auf sich zog, weil diese Soße nämlich auch hier und da auf den Pommes meines alten Freundes sichtbar war. Ich probierte. Was war das? Ich fand es nicht heraus. Da habe ich mir denn ein Herz genommen und gefragt. Das junge Mädel, was uns bedient hat. Die wusste es auch nicht, hat aber nachgeforscht. Basalmico war die Aufklärung. Bestimmt ein Beweis für den mediterranen Einschlag dieser Küche. Pommes mit Basalmico. Ich, die alte Martha hätte das eigentlich eher der englischen Küche zugeordnet. Oder war das nur ein Ausrutscher? Sollte der Basalmico vielleicht gar nicht dort hin, sondern nur auf den Salat? So langsam bekam ich richtig Hunger, mein alter Freund war schon kräftig am kauen. Ich schnitt in mein gut aussehendes Rumpsteak, herrlich, es ließ sich mit einem ganz normalen Messer schneiden. Dann aber traf mich fast der Schlag. Das schöne Steak war so misshandelt worden, dass es fast ein Hacksteak war. Ja, kauen hätte das auch mein alter Freund können. Als ich dann weiter aß mischte sich die Kräuterbutter mit der Salatsoße so langsam zusammen und ich bekam dann doch noch Zahnprobleme, als ich auf einen kräftigen, mediterranen Rosmarinstengel biss. Mein alter Freund hatte seinen Teller schon fast leer, als ich immer noch versuchte das Essen zu sortieren. Ihm hatte es ganz gut geschmeckt, wenn auch der Brokkoli und die Pommes kein Salz hatten, aber so ein älterer Herr, der braucht ja nichts.