„Achtung, Zwillinge!“ hieß es in jüngst im Herzberger Krankenhaus. Das Elbe-Elster Klinikum hatte nach der Premiere im letzten Jahr zum zweiten Zwillingstreffen eingeladen. Nach ungewöhnlichen 12 Zwillingsgeburten im Jahr 2015 entstand die Idee, den Familien eine Möglichkeit zum Kennenlernen und für den Erfahrungsaustausch untereinander zu bieten. Das Treffen stieß im vergangenen Jahr auf sehr positive Resonanz, so dass nun auf ein Wiedersehen nach Herzberg eingeladen wurde.
„Mit acht Zwillingsgeburten liegt das Jahr 2016 immer noch über dem durchschnittlichen Wert von fünf Zwillingsgeburten im Jahr“, freut sich Chefärztin Dr. Kathrin Angelow über das zahlreiche doppelte Kinderglück im Herzberger Kreißsaal. Eine Besonderheit bei den Zwillingsgeburten sind eineiige Zwillinge, also Zwillinge, die aus einer befruchteten Eizelle entstehen, die sich später teilt. Diese Kinder verfügen über die gleichen Erbanlagen, sehen daher identisch aus und haben dadurch natürlich das gleiche Geschlecht. „Die Wahrscheinlichkeit, dass es sich bei Zwillingen um eineiige Zwillinge handelt, liegt bei 20 bis 30 Prozent“, erläutert die Chefärztin.
Dass sich eineiige Zwillinge zum Verwechseln ähnlich sehen, bewiesen Linus und Lucas sowie Mayla und Megan beim Treffen in Herzberg. Linus und Lucas wurden bereits am 5. April 2015 geboren und flitzten schon flink zwischen dem Spielzeug hin und her. Sie waren nur anhand ihrer Namensschilder zu unterscheiden. Mutti Victoria Herzog aus Herzberg hatte sich liebevoll um die Organisation des Spiele- und Kennenlern-Nachmittages gekümmert und Rutsche, Bällebad, Bausteine und noch einiges mehr aus dem heimischen Kinderzimmer mitgebracht.
Die beiden eineiigen Mädchen Mayla und Megan, die am 6. Mai 2016 geboren wurden, sind ebenfalls nicht auf den ersten Blick zu unterscheiden. „Dass man Zwillinge bekommt, trifft immer nur die anderen, aber nicht einen selbst“, so dachte Mutti Elke Röhnert bis zu ihrer eigenen Zwillings-Schwangerschaft. „Natürlich ändert sich der Alltag mit Zwillingen gravierend, aber zu sehen, wie zwei Babys gleichzeitig groß werden, ist noch einmal ein ganz besonderes Wunder“, erzählt die nun dreifache Mutter aus Doberlug-Kirchhain. Der dreijährige Sohn von Elke und Mathias Röhnert ist besonders stolz auf seine beiden kleinen Schwestern.
Wie schnell man eine Großfamilie wird und damit Wohnraum sowie Auto nicht mehr genügend Platz bieten, erfuhren auch Sybille Kriebisch und Sven Thinius aus Ahlsdorf. „Eigentlich war nur ein gemeinsames Kind geplant, da ich bereits zwei Töchter habe“, erzählt Sybille Kriebisch. Doch dann erblickten die Zwillinge Richard und Charlotte am 1. August 2016 das Licht der Welt und es entstand eine Patchwork-Familie, bei der auch die Großeltern mit im Haus leben. „Wir sind in den neuen Alltag reingewachsen, bei dem Richard Papas Unterstützung im Frauenhaushalt ist“, erzählt der stolze Papa mit einem Augenzwinkern.
Den Trubel und das Kennenlernen der anderen Zwillinge verschlafen haben die Jüngsten in der Runde – Eddy und Mieke aus Doberlug-Kirchhain. Sie kamen an 6. Oktober zur Welt und fühlten sich in den Armen von Mama Sabine und Papa Julian Haake sichtlich wohl. Auf die Frage, wie sich das Leben des jungen Paares mit den Zwillingen geändert hat, sagt Mutti Sabine Haake: „Man kommt ganz schnell weg vom Perfektionismus, sieht vieles gelassener und lernt, vier Schritte vorauszudenken.“
„Zwillinge bedeuten nicht nur für die Eltern großes Glück, viel Freude und eine hohe Verantwortung, sondern auch für uns als Team der Herzberger Geburtshilfe“, betont Chefärztin Angelow. Deshalb ist es für sie und Chef-Hebamme Veronika Jeschke auch eine besondere Freude zu sehen, was aus ihren kleinen Schützlingen geworden ist.
Bild: Viel Spaß hatten die Kinder und Eltern beim zweiten Zwillingstreffen im Krankenhaus Herzberg. Eingeladen waren alle Zwillinge, die 2015 und 2016 im Herzberger Kreißsaal das Licht der Welt erblickten.; Foto: EEK/ Dunja Petermann