Das Landgut Pretschen am Rand des Unterspreewaldes in der Niederlausitz, eines der größten deutschen Landwirtschaftsunternehmen nach biologisch-dynamischen Standards und den Kriterien des DEMETER-Verbundes hatte im zweiten Halbjahr mit Finanzproblemen zu kämpfen. Die Schwierigkeiten, die vor allem durch Anlaufprobleme bei der Gemüseproduktion im 2011 neu errichteten Groß-Gewächshaus verursacht wurden, steuern nun einer Lösung zu. Mit Beauftragung von Rechtsanwalt Matthias Schicht aus der Dresdner Rechtsanwaltskanzlei PESCHEL SCHICHT, der sich mit zahlreichen gerichtlichen und außergerichtlichen Sanierungen einen guten Namen gemacht hat, soll der Bio-Betrieb wieder auf solide Füße gestellt werden. „Aufgrund des durch uns beim zuständigen Amtsgericht Cottbus nach ausführlicher Bestandsaufnahme und Beratung gestellten Antrags auf Durchführung eines Schutzschirmverfahrenes hat der zuständige Richter die vorläufige Eigenverwaltung angeordnet und Herr Rüdiger Weiß von der bundesweit tätigen Kanzlei ‚WallnerWeiß Insolvenzverwalter’ zum vorläufigen Sachwalter bestellt“, informiert Rechtsanwalt Schicht.
„Nach dem Neubau des rund zwei Hektar großen Bio-Gewächshauses im Jahr 2010 blieb in den ersten Jahren der Umsatz mit dem unter Glas gezogenen Bio-Gemüse weit hinter den Erwartungen zurück“, berichtet Rüdiger Weiß von der Kanzlei WallnerWeiß. „Mittlerweile hat sich das Pflanzenwachstum und die Pflanzengesundheit im größten Bio-Gewächshaus Ostdeutschlands soweit verbessert, dass die Gemüseproduktion im Wirtschaftsjahr 2015/16 erstmals der ursprünglichen Planung entsprechen wird. Damit ist das Landgut auf einem guten Weg, die roten Zahlen wieder loszuwerden. Das Unternehmen ist ein solider Bio-Betrieb mit festem Kundenstamm und vielen Direktabnehmern. Ich habe keinen Zweifel, dass da auch finanziell alles wieder ins Lot kommt. Ziel der Eigenverwaltung soll sein, gemeinsam mit den Schuldnern eine weitestgehende Entschuldung zu erreichen. So sollen die aktuellen Verbindlichkeiten von rund 7 Mio. Euro auf etwa 2 Mio. Euro verkürzt werden.“ Im heutigen Gerichtstermin wurde der durch Weiß vorgeschlagene Weg bestätigt und auch in der sich anschließenden Gläubigerversammlung wurde festgestellt, dass man auf einem guten Weg ist.
Zuvor scheiterte eine bereits ausverhandelte Umfinanzierung an der Weigerung der Banken, auf Vorfälligkeitsentschädigungen zu verzichten, dennoch ist Rüdiger Weiß, der von den Gläubigern mit der Erstellung eines Insolvenzplanes beauftragt wurde, zuversichtlich, die Sanierung des Landwirtschaftsbetriebes erfolgreich über die Bühne zu bekommen.
„Wir setzen großes Vertrauen in Herrn Weiß“, bekräftigt Sascha Philipp, Geschäftsführer der Landgut Pretschen GmbH & Co. KG. „Er ist ein ausgewiesener Insolvenzplanspezialist und seine Kanzlei ist bekannt dafür, dem Wesen nach gesunde Unternehmen erfolgreich zu sanieren.“
Das Landgut Pretschen bewirtschaftet eine Gesamtfläche von 820 Hektar, davon 520 Hektar Ackerland, 240 Hektar Grünland und 40 Hektar Wald. Das Gut hält rund 270 Kühe und liefert deren Milch an die Öko-Molkerei Brodowin. Fleisch- und Wurstwaren vom Rind werden in Kooperation mit der Landfleischerei zum Brunnenhof in Haldensee unter eigenem Namen auf den Markt gebracht. Außerdem erzeugt das Landgut Leinöl und Leindotteröl, Linsen, Chicorée, Tomaten, Salat und Gurken sowie als Besonderheit die Spirituose Chicorée-Wurzelbrand, geschmacklich angesiedelt zwischen Obstler und Grappa. Der Bio-Betrieb vermarktet seine hochwertigen Bioprodukte vorwiegend in der Region Berlin-Brandenburg.
„Die derzeit 49 Arbeitsplätze unseres Unternehmens waren zu keinem Zeitpunkt gefährdet und auch die Produktion der hochwertigen Bio-Lebensmittel läuft ohne Unterbrechung weiter. Auch die Öffnungszeiten des Hofladens bleiben unverändert“, so Philipp abschließend.
Foto: www.landgut-pretschen.de