Am vergangenen Freitag hat im Gasthaus „Goldener Löwe“ in Lübben eine Zusammenkunft interessierter Bürger zum Zustand und der Unterhaltung der Spree und seiner Nebenflüsse in und um Lübben stattgefunden.
Kompetente Vertreter wie der Landrat des Kreises Dahme-Spreewald Stephan Loge, der Abteilungsleiter des Umweltamtes Dahme-Spreewald Wolfgang Braschwitz sowie der Mitarbeiter des Wasser- und Bodenverbandes „Nördlicher Spreewald“ Sven Gerhardt standen dafür den Bürgern Rede und Antwort.
Zur Einführung in das Thema gab Manfred Dreiucker – der über jahrzehnte lange Erfahrungen in der Wasserwirtschaft verfügt – ein Impulsreferat. Dabei erläuterte er die Unterhaltung und die Entwicklung des Gewässersystems in der Vergangenheit und der Zukunft. Herr Dreiucker wies insbesondere auf die Größe des zu unterhaltenden Wassernetzes von über 1.100 Kilometer Gewässernetz nach erster und zweiter Ordnung der Brandenburgischen Gewässereinteilungsverordnung sowie die Unterhaltungspflicht für die Gewässer gemäß dem Wasserhaushaltsgesetz hin.
Der Vorsitzende des Kreisanglerverbandes Lübben e.V. Falkner Schwarz forderte in seinem Beitrag einen besseren Hochwasserschutz durch präventive Beräumung von Sedimentablagerungen in den Spreewaldfließen sowie eine Anpassung der Grenzwerte in der Baggergutrichtlinie an die Gewässer und die Böden des Spreewaldes. Weiterhin forderte er eine konsequente Umsetzung der Durchlässigkeit der Gewässer zum Erhalt der Fischbestände im gesamten Spreewald, z.B.: durch den Bau von Fischpässen.
Im Rahmen der anschließenden Diskussion kritisierte Georg Gunkel (Bürger aus Steinkirchen), dass die Verschlammung der Spreenebenarme im Raum Steinkirchen teils soweit fortgeschritten ist, dass eine Befahrung der Gewässer nur noch unter starker Kraftanstrengung möglich ist. Herr Gerhardt erläuterte, dass die Pflege dieser Wasserarme vom Landesumweltamt beauftragt wird und der Wasser- und Bodenverband daher keine Entscheidungsgewalt besitzt.
Der Mitarbeiter des Tourismusverbandes Spreewald Marcel Tischer stellte dar, dass bereits vor einem Jahr vom Tourismusverband im Auftrag des Ministeriums für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz eine spreewaldübergreifende Erhebung zum aktuellen Verschlammungszustand in allen Spreewaldgewässern von Burg bis Leibsch erstellt wurde und fragte kritisch nach, welche Schlussfolgerungen aus den Ergebnissen gezogen wurden. Die Landtagsabgeordnete Sylvia Lehmann sicherte zu, sich diesem Thema anzunehmen und die Aufbereitung der Erhebungsergebnisse zu prüfen.
Bürger aus Hartmannsdorf beklagten besorgt den Unterhaltungszustand des Schöpfwerkes Hartmannsdorf. Sie erinnerten an dessen ehemalige Funktion als Hochwasserschöpfwerk mit 6 Pumpen, von denen heute aufgrund mangelnder Wartung nur noch zwei Pumpen aktiv sind. In den Hochwasserzeiträumen der vergangenen Jahre habe dies dazu geführt, dass der Bereich Hartmannsdorf nicht mehr ausreichend entwässert werden kann und die Keller der Anwohner mit Wasser gefüllt waren. Herr Gerhardt sicherte zu, die Zahl der Pumpen von zwei auf vier Pumpen zu erhöhen. Gleichzeitig gab er zu bedenken, dass das Schöpfwerk vom Land Brandenburg nicht mehr als Hochwasserschöpfwerk eingestuft wird und damit weniger finanzielle Mittel zur Unterhaltung zur Verfügung stehen.
Landrat Loge wies auf die erfolgreiche Umsetzung des Gewässerrandstreifenprojektes für eine naturnahe Gestaltung der Gewässer hin. Gleichzeitig führte er aus, dass für einen spreewaldweiten Hochwasserschutz bis 2015 ein „Hochwasserschutzkonzept Spreewald“ erstellt wird.
Manfred Dreiucker stellte zusammenfassend vier Forderungen zur Optimierung der Gewässerunterhaltung auf: 1. Verbesserung und Intensivierung der Gewässerunterhaltungsmaßnahmen, 2. Grundräumung und Entschlammung der Fließe nach Bedarf, 3. Betreibung aktiver – und Reaktivierung aktuell inaktiver Schöpfwerke nach Abstimmung mit den Wasser- und Bodenverbänden sowie 4. Aufstockung der finanziellen Mittel zum Erhalt des Unesco Biosphärenreservatsstatus und der Lebensqualität der Spreewaldeinwohner.
Die intensive Diskussion zeigte, dass es weiteren Handlungsbedarf gibt. Da das Fließsystem eine wichtige Lebensader für die Stadt Lübben und dessen Umfeld darstellt, hätten die Veranstalter mehr Beteiligung von den Stadtverordneten, Kahnfährleuten und weiteren Touristikern an diesem Forum erwartet.
An der Wehranlage Hartmannsdorf findet am 16.05.2014 um 15.00 Uhr vor Ort eine Bürgerversammlung zum Neubau der Wehranlage und den damit verbundenen Effekten für das Gewässersystem sowie dem notwendigen Erhalt des Rad- und Fußweges über die Spree statt.