Hurra – Wir leben wieder einmal in einer neuen Zeit! Den schon spätherbstlichen Monat November begrüßen wir, Die Niederlausitzer Wandergurken, mit einer sehr interessanten und anspruchsvollen Tour im Naturpark Niederlausitzer Landrücken. Hoffentlich noch rechtzeitig, bevor Regen und Eis unterstützt von stürmischem Herbstwind das Gross der bunten Blätter von den Bäumen gefegt haben. Dazu laden wir ganz herzlich am Sonntag, den 1.11.2009, nach Fürstlich Drehna ein und würden uns freuen, wenn wir dazu wieder eine Vielzahl von Wandergästen aus Nah und Fern begrüßen könnten, wie zuletzt am 18. Oktober im Schlaubetal.
Wir wandern an diesem Tag im Gebiet Fürstlich Drehna – Groß Mehßow – Schrackau – Ursulagrund – Babben – Babbener Berge – Stiebsdorfer See – Fürstlich Drehna. Die Wanderstrecke wird etwa 18 Kilometer lang sein. Etwa sechs Stunden haben wir dafür eingeplant.
Die Wanderung beginnt mit einem etwa einstündigen Rundgang durch den alten und den neuen Teil des Schlossparks, der sich jetzt dort befindet, wo vor dem Bergbau etwa der Ziegelteich war. Dabei erfahren unsere teilnehmenden Wandergäste anfänglich Wichtiges aus der Geschichte des Schlosses, der Schlossbrauerei und des Parks. Ganz widmen wir uns dann den herbstlichen Schönheiten der weitläufigen Parklandschaft um den in Erinnerung an den Ziegelteich geschaffenen Schlossteich sowie mit der im neuen Parktteil geschaffenen Anhöhe in Erinnerung an den frühere Weinberg in diesem Gebiet bis hin zur fast 200 – jährigen Douglasie, die dann aber schon wieder im alten Parkteil steht.
Dabei werden wir erleben, dass sich die Pracht des Herbstlaubes farblich mit dem Stand der Sonne, dem sich damit verändernden Einfallswinkel des Lichtes und der Blickrichtung laufend verändert und das auch besonders bei den Panoramen und Sichtachsen. Bei der Gestaltung des Schlossparks waren diese Effekte bereits ein Anliegen der Landschaftsarchitekten im Geiste von Carl von Linné und spielte auch eine Rolle bei der Auswahl der Gehölze sowie Festlegung deren Standorte. Und vielleicht können wir uns bei der Gelegenheit auch wieder der Anwesenheit eines Paares der seltenen Trauerschwäne (Cygnus atratus) oder Schwarzschwäne auf dem Schlossteich erfreuen…
Über den Lindenplatz und den Marktplatz mit seinen Sehenswürdigkeiten (Ev. Kirche, Altes Gärtnerhaus – jetzt Besucherzentrum der Naturparkverwaltung Niederlausitzer Landrücken und dem Historischen Gasthaus Zum Hirsch, in dem schon Theodor Fontane genächtigt haben soll, heutzutage (seit 1920) mit dem umgedrehten Schiffsrumpf als Saal) führt der Weg in die Crinitzer Straße mit dem Anger, dem Mühlgraben zur früheren Wassermühle im Wirtschaftshof des Schlosses, dem Fischereihaus am „kleinen Anger“ und dem Büttnerhaus. Durch die Waldstraße, vorbei am Anwesen des früheren Motocross – Urgesteins Ernst Wolff, führt der Weg über die Feldflur in den einstigen herrschaftlichen Tiergarten.
Da wir die Funktion solcherart Tiergärten vom Chransdorfer bei Altdöbern her kennen, stellen sich dabei immer wieder Fragen nach dem Umgang mit unseren Tieren im Gestern und Heute. Beim Drehnateich kommen wir auf die Dorfstraße von Groß Mehßow, die hier weiter westlich als Waldweg nach Crinitz führt. Der Drehnateich ist der nördlichste einer Reihe von Teichen westlich des Großteiches von Groß Mehßow. Weitere sind: Mühlteich, Langerteich, Hellerteich und Wurzelteich. Eine selten gelesene Schreibweise. Der Großteich ist das größte künstlich angelegte Gewässer in der Gemarkung und ca. 300 Jahre alt. Die Rietzke, die dem Großteich entspringt, ist ein ständig fließendes Gewässer in der Gemeinde. Sie fließt in die Schrake. Trotz bergbaulicher Maßnahmen in der Gegend führte sie immer Wasser.
Interessant ist das Vorhandensein eines Mühlteiches in dem Zusammenhang, denn von einer Mahlmühle an dieser Örtlichkeit findet man in der Literatur keinen Hinweis. Möglich ist, aber das ist unsere persönliche Mutmaßung, dass es hier ein Mühlwerk gab, welches mittels Gestänge (Wasserkunst) die Antriebskraft zum Kupferwasserwerk leitete, das sich nachweislich an besagtem Weg nach Crinitz befand – übrigens eines der größten in Europa zur damaligen Zeit (1544 bis 1750). Aus Kupfererde wurde hier Vitriol gewonnen. Seit der Gemeindegebietsreform 2003 ist Groß Mehßow ein Ortsteil von Calau und zusammen mit dem NSG Tannenbusch und Teichlandschaft ein Kleinod, wofür viele Mehßower um Ortsbürgermeisterin Roswitha Reiche immer wieder sorgen.
Wenn der Wanderweg auch nicht direkt daran vorbei führt, so ist ein Abstecher zur imposanten Groß Mehßower Kirche einfach ein „Muss“. Ihre Geschichte kann ein Beispiel sein für die Kirchengeschichte der Niederlausitz im Allgemeinen.
Über den großen Gutshof mit dem Herrenhaus führt der Weg anschließend weiter nach Süden durch die Feldflur über den Weinberg und am Schlossberg (94,5 m ÜNN) vorbei mit der Begräbnisstätte der Mehßower Herrschaft derer von Patow bis Schrackau. Schrackau schreibt sich mit „ck“, das gleichnamige Flüsschen, welches den Ort (noch) durchfließt, allerdings nur „Schrake“. Früher war die durchfließende Wassermenge in Verbindung mit einer Arche so groß, dass dauerhaft eine Wassermühle ihren Dienst tun konnte.
Ab Schrackau begleiten wir den Bachlauf der Schrake durch den Ursulagrund bis in das Quellgebiet nach Babben und nutzen dabei die Zeit, um unseren Wissensspeicher über die Schrake durch Weitererzählen zu entladen, schließlich wohnen wir ja in dem Ort, wo die Schrake als Dobra (Wortsinn: gutes Wasser) in die Spree mündet – in Lübbenau.
Ursulagrund – Dieses Waldstück war der Lieblingsplatz der Ursula von Wätjen, und ihr zu Ehren kam es zu dieser Namensgebung. Sie besuchte diesen Ort recht häufig, und so wurden ihr und ihrer Familie zum Gedenken zwei kleine Pyramiden aus Feldsteinen errichtet und mit Gedenksteinen versehen. Die Inschrift eines Steines soll das verdeutlichen: „Du warst mir Lehrer, Tröster und Freund. Warst meine Heimat, meine Kirche. Du brausender, tiefstiller, Flüsternder Wald.“ Ursula von Wätjen wohnte auf dem Schloss in Fürstlich Drehna, welches 1877 von der Bremer Reederfamilie erworben wurde.
Babben ist schon zu DDR-Zeiten bekannt geworden durch die schönen Dorf- und Heimatfeste, die seit Jahrzehnten durch die Menschen hier organisiert werden (2009 bereits die 40. Babbener Festtage). Weniger bekannt ist aber die Tatsache, dass die Dobra bzw. Schrake hier entspringt und der Ort sowie seine Umgebung in vergangenen Jahrhunderten ein Zentrum des Kalkbrennens war. Kalkstein war als Bodenschatz auf dem Niederlausitzer Landrücken in vergangenen Jahrhunderten häufiger anzutreffen und sehr begehrt. Geologen gehen davon aus, dass er durch die drehende Richtung eines Gletschers der letzten Eiszeit hierher getragen wurde. In den Urmesstischblättern um 1846 waren diese Örtlichkeiten präzise eingetragen.
Von Babben führt der Weg schnurstracks nach Norden bis an den Rand des früheren Tagebaus Schlabendorf Süd. Nach einem kurzen Abstecher zu einem seiner gestalteten Restlöcher (seit 2004 NSG Drehnaer Weinberg und Stiebsdorfer See) geht es dann am Rande des ehemaligen Tagebaus und des Schlossparks zurück nach Fürstlich Drehna, das als Ort seinen ungewöhnlichen Namen dem früheren Schlossbewohner Graf Moritz von Lynar verdankt, der 1807 in den Fürstenstand erhoben wurde. Seitdem hieß das Dorf Fürstlich Drehna – bis 1948. „Der damalige Bürgermeister setzte gegen den Beschluss des Gemeinderates die Abschaffung des fürstlichen Zusatzes durch“, weiß der Heimatforscher Frank-Wilhelm Binde aus dem Studium alter Akten im Potsdamer Landesarchiv zu berichten. (Quelle: www.ausfluege-berlinbrandenburg.suite101.de)
Fürstlich Drehna soll übrigens der einzige Ort in ganz Deutschland sein, der diesen fürstlichen Beinamen trägt (haben wir im Internet gelesen)!
Treffpunkt und Beginn werden wir wie immer bei der Anmeldung bekannt geben. Eine Einkehr ist nicht vorgesehen, individuell aber anschließend im Gasthof Zum Hirsch oder in Groß Mehßow im Gasthof Kasprick möglich (dort ist Schlachtefest!). Deshalb bitte auch an Rucksackverpflegung denken. Keine Teilnahmegebühr. Um einen Obolus in unseren Fontane-Wanderhut wird gebeten. Urkunde für gutgelauntes und blasenfreies Mitwandern.
Wir werden auch schon unser Wanderprogramm 2010 wieder mitbringen, vorstellen und anbieten – diesmal sogar mit 93 Tourenvorschlägen und 1500 Wanderkilometern in der deutschen und polnischen Niederlausitz!
Anmeldungen werden erbeten bis zum Vorabend unter Tel. 03542 – 3792.
Gerd Laeser
Gästeführer Niederlausitz
Lübbenau
Text zum obigen Foto: Dieser gusseiserne Pavillon stand einst im Park von Saßleben. Hier im Schlosspark von Fürstlich Drehna hat er einen würdigen neuen Platz gefunden.
Ein beschauliches Plätzchen zu allen Jahreszeiten am Großen Teich (auch Großteich genannt) in Groß Mehßow
Spätherbstliche Stimmung am Schlossteich in Fürstlich Drehna
Die Dorfkirche in Babben – ganz in der Nähe auch der Quellgraben der Schrake