Die Leute in Lieberose werden am Samstag zu Kleinostern (29. März) nicht schlecht gestaunt haben, dass der Parkplatz vor dem Rathaus und an den Kirchen (insgesamt als Markt bezeichnet) an diesem Tag vom frühen Vormittag an bis zur Kaffeezeit gut gefüllt war. 41 Wanderfreunde aus der Niederlausitz und Berlin folgten dem Ruf der Niederlausitzer Wandergurken, um während einer 18 Kilometer langen Wande-rung per Pedes die Gegend zwischen Lieberose, Hollbrunn, Blasdorf, Jamlitz und Mochlitz zu erkunden, wenn uns das Wetter auch mehrere Male arg zusetzte. Zuerst wurde historisches Flair in Lieberose „unter die Lupe“ genommen und da es sich auch einige Leute aus Lieberose nicht nehmen ließen, ihre kleine Stadt vorzustellen, kam es am Schloss, im Park, vor der Darre, vor dem Rathaus, den Kirchen, der Apotheke, der Postsäule und dem Spreewaldbahnhof zu einem regen Gedankenaustausch. Erfreulich war zu hören, dass es mit der Neugestaltung der Kienäppeldarre nun doch weiter geht, da finanzielle Mittel bewilligt wurden (siehe auch Beitrag in der Lausitzer Rundschau in der vergangenen Woche). Dabei wurde die Hoffnung laut, dass die Darstellung des ursprünglichen Zwecks der Einrichtung nicht zu kurz kommen möge bei dem gesamten Vorhaben der Umgestaltung, nämlich die Vorstellung der Gewinnung von Kiefernsamen aus „Kienäppeln“. Schließlich gab es solcherart vorindustrielle Einrichtungen in Brandenburg nicht so häufig wie vielleicht Wassermühlen und das technologische Verfahren ist relativ unbekannt.
An der Gedenktafel für die Heimatdichterin Ida Luise Auth (1879 bis 1951) am Rathaus wurde von Gästeführer Gerd Laeser ihr Gedicht „Heimat“ vorgetragen. Er informierte vor der Landkirche auch darüber, dass in diesem Gotteshaus mit der Sauer-Orgel am Freitag , den 11. Juli 2008, um 19.30 Uhr ein beach-tenswertes Orgelkonzert mit dem international bekannten Wiener Organisten Florian Pagitsch stattfinden wird. Eine Stunde zuvor werden die Kirche insgesamt und die Orgel speziell vorgestellt. Das ist eine Veranstaltung im Rahmen der Konzertreihe „Mixtour im Bass“ des Vereins Großräschener Orgelkonzerte e.V.(siehe auch www.orgelklang.de). Die Niederlausitzer Wandergurken haben die Ankündigung dieses Ereignisses zum Anlass genommen, um diesem Konzert eine kleinere Wanderung in die Umgebung von Lieberose voranzustellen, die auch zusätzlich in ihr 2008er Programm aufgenommen wird.
In der Cottbuser Straße ließ es sich Herr Pharmazierat Hans-Gerd Hesse nicht nehmen, seine Privilegierte Adler-Apotheke persönlich vorzustellen. Interessant war, die Reaktionen einzelner Teilnehmer zu beobachten, als festgestellt wurde, dass die Lieberoser Grundschule im Juli 2008 den 100. Jahrestag der Grundsteinlegung hat und das dies damit abgetan wurde, dass man äußerte, das sei Sache der Schule selbst…
Die ausführliche Vorstellung der Postsäule mit der Erläuterung der Entfernungsberechnungen um 1735 in Wegstunden, Dresdner Ruten und Postmeilen fiel anschließend buchstäblich ins Wasser, weil ein heftiger Graupelschauer auf die Wanderer herunter prasselte und das Geschäft der naheliegenden Bäckerei Vater als Unterschlupf genutzt wurde (Vielen Dank für die Gastfreundschaft!). Alle Wanderer konnten sich aber am Ziel ein Rechenschema für die auf der Postsäule angegebenen Wegstunden als Erinnerung mit nach Hause nehmen, um es hier in aller Ruhe und vor allem im Trockenen selbst zu versuchen, Entfernungen ohne die Anwendung des metrischen Systems auszurechnen.
Einen traurigen Eindruck hinterließ bei den Wanderer der Anblick des einstigen Spreewaldbahnhofes. Hier ließe sich doch mehr daraus machen, auch in Kenntnis dessen, dass es in diesem Jahr einen besonderen Anlass gäbe. E. Preuss schrieb dazu in seinem Buch „Die Spreewaldbahn“: „Der kleinste Halbmesser belief sich auf freier Strecke auf 70 m. Die Achslast durfte 10 t nicht übersteigen. Die Konzession erlaubte Geschwindigkeiten bis zu 30 km/h, bei „Berührung von öffentlichen Wegen 20 km/h. Die Geschwindigkeit auf Strecken in Straßen der berührten Städte und ländlichen Ortschaften ist auf15 km/h be-stimmt“. (…) Auch für den Rollbockverkehr galt: nicht mehr als 15 km/h! Am 17. September 1898 bat die Bahn den Regierungspräsidenten in Frankfurt (Oder), eine höhere Geschwindigkeit zuzulassen mit dem Argument, durch die niedrige Geschwindigkeit verzögere sich die Rückgabe der Staatsbahnwagen.
Die Bahn überzeugte zur Untermauerung ihres Anliegens die Aufsichtsbehörde, die Eisenbahndirektion Halle, davon, dass man schneller fahren könne. Am 13. September 1898 fand die Versuchsfahrt zwischen Lieberose und Jamlitz statt. (Fettdruck nachträglich – G.L.) Der Zug war wie folgt gebildet: Lokomotive, Kleinbahnwagen, Staatsbahnwagen auf Rollböcken, Kleinbahnwagen, Staatsbahnwagen auf Rollböcken. Schließlich genehmigte der Regierungspräsident am 20. November 1898 die Geschwindigkeit von 25 km/h, aber mit der Maßgabe: „jedoch dürfen in einem Zug niemals zwei auf Rollböcken stehende normalspurige Wagen unmittelbar nebeneinander stehen sondern müssen ebenso wie leerlaufende Rollböcke stets durch Kleinbahnwagen voneinander getrennt sein“.
Alles was man zu einer solchen Versuchsfahrt also brauchte, gab die Örtlichkeit des Streckenabschnitts her: den engsten Radius, die größte Steigung über den Niederungsrand bis Bahnhof Jamlitz und die Tatsache, dass die große Mehrheit der aufgebockten Normalspurwagen über den Anschlussbahnhof Lieberose-Jamlitz, beladen mit Holz, ausgefahren wurden ohne Umladung.
Weiter ging es dann durch die Lieberoser Stadtheide auf dem Damm der Spreewaldbahn und anschließend auf der Hollbrunner Allee nach Hollbrunn. Nicht geklärt werden konnte der Ursprung des Namens dieser Örtlichkeit. Einig war man sich lediglich darüber, dass in dem Wort übertragenen Sinns „holen“ drinstecken könnte, aber auch Holler für Holunder. Alte Holundersträucher standen dann ja auch zur Genüge in der Gegend rum. Und „brunn“ für Brunnen oder Quelle, die es hier auch gab, waren augenschein-liche Argumente. Klarheit herrschte auch darüber, dass Hollbrunn als Gutsvorwerk und Ausgangspunkt herrschaftlicher Jagden für die von Schulenburgs eine große Rolle spielte, war doch bei Aufenthalten während seiner Reisen ins Königreich Polen auch der gesamte Hofstaat August des Starken zu versorgen.
Interessant waren auch die Ausführungen von Herrn Heiko Hornoff vor seiner privaten Wetterstation in Hollbrunn zum Wetter in und um Lieberose sowie zum „Wie, Weshalb und Warum“ seines Tuns als Hobby-Meteorologe.
In Blasdorf dann war endlich Zeit und Platz für eine längere Rast im Freien unter dem schützenden Dach des kleinen örtlichen Festplatzes. Die von „Wandergurke“ Gerd Laeser vorgelesene Sage „Die Panuschka“ vom Wendenkönig, der zwischen Blasdorf und Jamlitz sein Schloss auf einem Berg hatte, passte so richtig zur Landschaft, war aber selbst den mitwandernden Lieberosern und Blasdorfern nicht bekannt.
Frisch gestärkt machten sich dann die Wanderer wieder auf den Weg durch die nacheiszeitliche Gletscherniederung, überquerten die Byhle, die auch in der Sage eine Rolle spielte, kamen in Jamlitz an der Elisabethhütte, dem Schäferteich, dem Standort einer Wassermühle und an einer ehemaligen Brauerei (später auch Schuhfabrik) vorbei, bevor sich der Himmel auf dem Damm der Spreewaldbahn erneut mit Blitz und Donner sowie Graupel und Regen entlud. Nichts desto trotz ging’s auf dem herrlichen Uferweg am Raduschsee entlang nach Mochlitz und auf dem Kirchsteig, vorbei am Krähen- und am Fleischerluch sowie der Franzosenkanzel, zurück nach Lieberose, vorbei an der Remise, Haus Triberg und dem Hospittel sowie der alten Wassermühle am Lieberoser Mühlenfließ. Als Belohnung hatten alle Wanderleute am Ziel neben vielen schönen Eindrücken, Erkenntnissen und Erfahrungen auch eine Urkunde für gutgelauntes und blasenfreies Mitwandern in der Hand und wir, Die Niederlausitzer Wandergurken, von Jedem einen kleinen Obolus für die Mühen der Organisation in einem durchnässten Wanderhut.
Fazit: Die Tour hielt, was versprochen war. Etwas zu kurz kam die Problematik der allseitigen Entwicklung der Lieberoser Heide, aber dazu wollten sich auch die „Ortskundigen“ nicht weiter äußern und als Außenstehende sahen wir es auch nicht als gut an, noch Öl ins Feuer der Debatte zu gießen und mit neu-gierigen Fragen die Diskussion zusätzlich anzufachen, obwohl ein „miteinander Reden und aufeinander Zugehen“ in der aktuellen Situation das Klügste wäre und die Zeit dafür längst reif ist.
Mit der Wanderung der Niederlausitzer Wandergurken kam Lieberose, auch eine einstige Perle der Niederlausitz“, jedenfalls wieder einmal positiv ins Gespräch, touristisch gesehen, und die Schönheit und das erkennbare Potential dieser kleinen Stadt im Norden der Niederlausitz werden nun von den Wanderern in die ganze Region getragen. Auch die Macher des AOK Spreewald-Marathons wissen nun durch ihren entsandten „Kiebitz“, wo lang sie die Teilnehmer am 20. April 2008 schicken müssen, damit man für eine 20 Kilometer – Wandertour eine Teilnahmegebühr von bis zu 12 Euro wenigstens für sich selbst als Vor-stand rechtfertigen kann. Max. 3 bis 5 Euro wären für eine solche Strecke angemessen – das sage ich als Kenner der Materie.
Die nächsten Termine der Niederlausitzer Wandergurken (siehe auch Presseveröffentlichungen):
05. April 2008 Wanderung zum Crinitzer Töpfermarkt im Naturpark Niederlausitzer Landrücken
13. April 2008 Erkundungstour im Quellgebiet der Malxe zwischen Döbern und Groß Kölzig (SPN)
20. April 2008 Wanderung der Stille im Tal der Oelse Teil I (Naturpark Schlaubetal)
26. April 2008 Kreuz und quer durch den Bergspreewald (Biosphärenreservat Spreewald)
Informationen und Anmeldungen: Tel. 03542-3792
Interessiert verfolgen die Wanderer die Ausführungen über das Schloss, den Park und die Kienäppeldarre in Lieberose
Herr Hornoff erläutert in Hollbrunn sein meteorologisches Hobby – die private automatische Wetterstation
Die Leute in Lieberose werden am Samstag zu Kleinostern (29. März) nicht schlecht gestaunt haben, dass der Parkplatz vor dem Rathaus und an den Kirchen (insgesamt als Markt bezeichnet) an diesem Tag vom frühen Vormittag an bis zur Kaffeezeit gut gefüllt war. 41 Wanderfreunde aus der Niederlausitz und Berlin folgten dem Ruf der Niederlausitzer Wandergurken, um während einer 18 Kilometer langen Wande-rung per Pedes die Gegend zwischen Lieberose, Hollbrunn, Blasdorf, Jamlitz und Mochlitz zu erkunden, wenn uns das Wetter auch mehrere Male arg zusetzte. Zuerst wurde historisches Flair in Lieberose „unter die Lupe“ genommen und da es sich auch einige Leute aus Lieberose nicht nehmen ließen, ihre kleine Stadt vorzustellen, kam es am Schloss, im Park, vor der Darre, vor dem Rathaus, den Kirchen, der Apotheke, der Postsäule und dem Spreewaldbahnhof zu einem regen Gedankenaustausch. Erfreulich war zu hören, dass es mit der Neugestaltung der Kienäppeldarre nun doch weiter geht, da finanzielle Mittel bewilligt wurden (siehe auch Beitrag in der Lausitzer Rundschau in der vergangenen Woche). Dabei wurde die Hoffnung laut, dass die Darstellung des ursprünglichen Zwecks der Einrichtung nicht zu kurz kommen möge bei dem gesamten Vorhaben der Umgestaltung, nämlich die Vorstellung der Gewinnung von Kiefernsamen aus „Kienäppeln“. Schließlich gab es solcherart vorindustrielle Einrichtungen in Brandenburg nicht so häufig wie vielleicht Wassermühlen und das technologische Verfahren ist relativ unbekannt.
An der Gedenktafel für die Heimatdichterin Ida Luise Auth (1879 bis 1951) am Rathaus wurde von Gästeführer Gerd Laeser ihr Gedicht „Heimat“ vorgetragen. Er informierte vor der Landkirche auch darüber, dass in diesem Gotteshaus mit der Sauer-Orgel am Freitag , den 11. Juli 2008, um 19.30 Uhr ein beach-tenswertes Orgelkonzert mit dem international bekannten Wiener Organisten Florian Pagitsch stattfinden wird. Eine Stunde zuvor werden die Kirche insgesamt und die Orgel speziell vorgestellt. Das ist eine Veranstaltung im Rahmen der Konzertreihe „Mixtour im Bass“ des Vereins Großräschener Orgelkonzerte e.V.(siehe auch www.orgelklang.de). Die Niederlausitzer Wandergurken haben die Ankündigung dieses Ereignisses zum Anlass genommen, um diesem Konzert eine kleinere Wanderung in die Umgebung von Lieberose voranzustellen, die auch zusätzlich in ihr 2008er Programm aufgenommen wird.
In der Cottbuser Straße ließ es sich Herr Pharmazierat Hans-Gerd Hesse nicht nehmen, seine Privilegierte Adler-Apotheke persönlich vorzustellen. Interessant war, die Reaktionen einzelner Teilnehmer zu beobachten, als festgestellt wurde, dass die Lieberoser Grundschule im Juli 2008 den 100. Jahrestag der Grundsteinlegung hat und das dies damit abgetan wurde, dass man äußerte, das sei Sache der Schule selbst…
Die ausführliche Vorstellung der Postsäule mit der Erläuterung der Entfernungsberechnungen um 1735 in Wegstunden, Dresdner Ruten und Postmeilen fiel anschließend buchstäblich ins Wasser, weil ein heftiger Graupelschauer auf die Wanderer herunter prasselte und das Geschäft der naheliegenden Bäckerei Vater als Unterschlupf genutzt wurde (Vielen Dank für die Gastfreundschaft!). Alle Wanderer konnten sich aber am Ziel ein Rechenschema für die auf der Postsäule angegebenen Wegstunden als Erinnerung mit nach Hause nehmen, um es hier in aller Ruhe und vor allem im Trockenen selbst zu versuchen, Entfernungen ohne die Anwendung des metrischen Systems auszurechnen.
Einen traurigen Eindruck hinterließ bei den Wanderer der Anblick des einstigen Spreewaldbahnhofes. Hier ließe sich doch mehr daraus machen, auch in Kenntnis dessen, dass es in diesem Jahr einen besonderen Anlass gäbe. E. Preuss schrieb dazu in seinem Buch „Die Spreewaldbahn“: „Der kleinste Halbmesser belief sich auf freier Strecke auf 70 m. Die Achslast durfte 10 t nicht übersteigen. Die Konzession erlaubte Geschwindigkeiten bis zu 30 km/h, bei „Berührung von öffentlichen Wegen 20 km/h. Die Geschwindigkeit auf Strecken in Straßen der berührten Städte und ländlichen Ortschaften ist auf15 km/h be-stimmt“. (…) Auch für den Rollbockverkehr galt: nicht mehr als 15 km/h! Am 17. September 1898 bat die Bahn den Regierungspräsidenten in Frankfurt (Oder), eine höhere Geschwindigkeit zuzulassen mit dem Argument, durch die niedrige Geschwindigkeit verzögere sich die Rückgabe der Staatsbahnwagen.
Die Bahn überzeugte zur Untermauerung ihres Anliegens die Aufsichtsbehörde, die Eisenbahndirektion Halle, davon, dass man schneller fahren könne. Am 13. September 1898 fand die Versuchsfahrt zwischen Lieberose und Jamlitz statt. (Fettdruck nachträglich – G.L.) Der Zug war wie folgt gebildet: Lokomotive, Kleinbahnwagen, Staatsbahnwagen auf Rollböcken, Kleinbahnwagen, Staatsbahnwagen auf Rollböcken. Schließlich genehmigte der Regierungspräsident am 20. November 1898 die Geschwindigkeit von 25 km/h, aber mit der Maßgabe: „jedoch dürfen in einem Zug niemals zwei auf Rollböcken stehende normalspurige Wagen unmittelbar nebeneinander stehen sondern müssen ebenso wie leerlaufende Rollböcke stets durch Kleinbahnwagen voneinander getrennt sein“.
Alles was man zu einer solchen Versuchsfahrt also brauchte, gab die Örtlichkeit des Streckenabschnitts her: den engsten Radius, die größte Steigung über den Niederungsrand bis Bahnhof Jamlitz und die Tatsache, dass die große Mehrheit der aufgebockten Normalspurwagen über den Anschlussbahnhof Lieberose-Jamlitz, beladen mit Holz, ausgefahren wurden ohne Umladung.
Weiter ging es dann durch die Lieberoser Stadtheide auf dem Damm der Spreewaldbahn und anschließend auf der Hollbrunner Allee nach Hollbrunn. Nicht geklärt werden konnte der Ursprung des Namens dieser Örtlichkeit. Einig war man sich lediglich darüber, dass in dem Wort übertragenen Sinns „holen“ drinstecken könnte, aber auch Holler für Holunder. Alte Holundersträucher standen dann ja auch zur Genüge in der Gegend rum. Und „brunn“ für Brunnen oder Quelle, die es hier auch gab, waren augenschein-liche Argumente. Klarheit herrschte auch darüber, dass Hollbrunn als Gutsvorwerk und Ausgangspunkt herrschaftlicher Jagden für die von Schulenburgs eine große Rolle spielte, war doch bei Aufenthalten während seiner Reisen ins Königreich Polen auch der gesamte Hofstaat August des Starken zu versorgen.
Interessant waren auch die Ausführungen von Herrn Heiko Hornoff vor seiner privaten Wetterstation in Hollbrunn zum Wetter in und um Lieberose sowie zum „Wie, Weshalb und Warum“ seines Tuns als Hobby-Meteorologe.
In Blasdorf dann war endlich Zeit und Platz für eine längere Rast im Freien unter dem schützenden Dach des kleinen örtlichen Festplatzes. Die von „Wandergurke“ Gerd Laeser vorgelesene Sage „Die Panuschka“ vom Wendenkönig, der zwischen Blasdorf und Jamlitz sein Schloss auf einem Berg hatte, passte so richtig zur Landschaft, war aber selbst den mitwandernden Lieberosern und Blasdorfern nicht bekannt.
Frisch gestärkt machten sich dann die Wanderer wieder auf den Weg durch die nacheiszeitliche Gletscherniederung, überquerten die Byhle, die auch in der Sage eine Rolle spielte, kamen in Jamlitz an der Elisabethhütte, dem Schäferteich, dem Standort einer Wassermühle und an einer ehemaligen Brauerei (später auch Schuhfabrik) vorbei, bevor sich der Himmel auf dem Damm der Spreewaldbahn erneut mit Blitz und Donner sowie Graupel und Regen entlud. Nichts desto trotz ging’s auf dem herrlichen Uferweg am Raduschsee entlang nach Mochlitz und auf dem Kirchsteig, vorbei am Krähen- und am Fleischerluch sowie der Franzosenkanzel, zurück nach Lieberose, vorbei an der Remise, Haus Triberg und dem Hospittel sowie der alten Wassermühle am Lieberoser Mühlenfließ. Als Belohnung hatten alle Wanderleute am Ziel neben vielen schönen Eindrücken, Erkenntnissen und Erfahrungen auch eine Urkunde für gutgelauntes und blasenfreies Mitwandern in der Hand und wir, Die Niederlausitzer Wandergurken, von Jedem einen kleinen Obolus für die Mühen der Organisation in einem durchnässten Wanderhut.
Fazit: Die Tour hielt, was versprochen war. Etwas zu kurz kam die Problematik der allseitigen Entwicklung der Lieberoser Heide, aber dazu wollten sich auch die „Ortskundigen“ nicht weiter äußern und als Außenstehende sahen wir es auch nicht als gut an, noch Öl ins Feuer der Debatte zu gießen und mit neu-gierigen Fragen die Diskussion zusätzlich anzufachen, obwohl ein „miteinander Reden und aufeinander Zugehen“ in der aktuellen Situation das Klügste wäre und die Zeit dafür längst reif ist.
Mit der Wanderung der Niederlausitzer Wandergurken kam Lieberose, auch eine einstige Perle der Niederlausitz“, jedenfalls wieder einmal positiv ins Gespräch, touristisch gesehen, und die Schönheit und das erkennbare Potential dieser kleinen Stadt im Norden der Niederlausitz werden nun von den Wanderern in die ganze Region getragen. Auch die Macher des AOK Spreewald-Marathons wissen nun durch ihren entsandten „Kiebitz“, wo lang sie die Teilnehmer am 20. April 2008 schicken müssen, damit man für eine 20 Kilometer – Wandertour eine Teilnahmegebühr von bis zu 12 Euro wenigstens für sich selbst als Vor-stand rechtfertigen kann. Max. 3 bis 5 Euro wären für eine solche Strecke angemessen – das sage ich als Kenner der Materie.
Die nächsten Termine der Niederlausitzer Wandergurken (siehe auch Presseveröffentlichungen):
05. April 2008 Wanderung zum Crinitzer Töpfermarkt im Naturpark Niederlausitzer Landrücken
13. April 2008 Erkundungstour im Quellgebiet der Malxe zwischen Döbern und Groß Kölzig (SPN)
20. April 2008 Wanderung der Stille im Tal der Oelse Teil I (Naturpark Schlaubetal)
26. April 2008 Kreuz und quer durch den Bergspreewald (Biosphärenreservat Spreewald)
Informationen und Anmeldungen: Tel. 03542-3792
Interessiert verfolgen die Wanderer die Ausführungen über das Schloss, den Park und die Kienäppeldarre in Lieberose
Herr Hornoff erläutert in Hollbrunn sein meteorologisches Hobby – die private automatische Wetterstation
Die Leute in Lieberose werden am Samstag zu Kleinostern (29. März) nicht schlecht gestaunt haben, dass der Parkplatz vor dem Rathaus und an den Kirchen (insgesamt als Markt bezeichnet) an diesem Tag vom frühen Vormittag an bis zur Kaffeezeit gut gefüllt war. 41 Wanderfreunde aus der Niederlausitz und Berlin folgten dem Ruf der Niederlausitzer Wandergurken, um während einer 18 Kilometer langen Wande-rung per Pedes die Gegend zwischen Lieberose, Hollbrunn, Blasdorf, Jamlitz und Mochlitz zu erkunden, wenn uns das Wetter auch mehrere Male arg zusetzte. Zuerst wurde historisches Flair in Lieberose „unter die Lupe“ genommen und da es sich auch einige Leute aus Lieberose nicht nehmen ließen, ihre kleine Stadt vorzustellen, kam es am Schloss, im Park, vor der Darre, vor dem Rathaus, den Kirchen, der Apotheke, der Postsäule und dem Spreewaldbahnhof zu einem regen Gedankenaustausch. Erfreulich war zu hören, dass es mit der Neugestaltung der Kienäppeldarre nun doch weiter geht, da finanzielle Mittel bewilligt wurden (siehe auch Beitrag in der Lausitzer Rundschau in der vergangenen Woche). Dabei wurde die Hoffnung laut, dass die Darstellung des ursprünglichen Zwecks der Einrichtung nicht zu kurz kommen möge bei dem gesamten Vorhaben der Umgestaltung, nämlich die Vorstellung der Gewinnung von Kiefernsamen aus „Kienäppeln“. Schließlich gab es solcherart vorindustrielle Einrichtungen in Brandenburg nicht so häufig wie vielleicht Wassermühlen und das technologische Verfahren ist relativ unbekannt.
An der Gedenktafel für die Heimatdichterin Ida Luise Auth (1879 bis 1951) am Rathaus wurde von Gästeführer Gerd Laeser ihr Gedicht „Heimat“ vorgetragen. Er informierte vor der Landkirche auch darüber, dass in diesem Gotteshaus mit der Sauer-Orgel am Freitag , den 11. Juli 2008, um 19.30 Uhr ein beach-tenswertes Orgelkonzert mit dem international bekannten Wiener Organisten Florian Pagitsch stattfinden wird. Eine Stunde zuvor werden die Kirche insgesamt und die Orgel speziell vorgestellt. Das ist eine Veranstaltung im Rahmen der Konzertreihe „Mixtour im Bass“ des Vereins Großräschener Orgelkonzerte e.V.(siehe auch www.orgelklang.de). Die Niederlausitzer Wandergurken haben die Ankündigung dieses Ereignisses zum Anlass genommen, um diesem Konzert eine kleinere Wanderung in die Umgebung von Lieberose voranzustellen, die auch zusätzlich in ihr 2008er Programm aufgenommen wird.
In der Cottbuser Straße ließ es sich Herr Pharmazierat Hans-Gerd Hesse nicht nehmen, seine Privilegierte Adler-Apotheke persönlich vorzustellen. Interessant war, die Reaktionen einzelner Teilnehmer zu beobachten, als festgestellt wurde, dass die Lieberoser Grundschule im Juli 2008 den 100. Jahrestag der Grundsteinlegung hat und das dies damit abgetan wurde, dass man äußerte, das sei Sache der Schule selbst…
Die ausführliche Vorstellung der Postsäule mit der Erläuterung der Entfernungsberechnungen um 1735 in Wegstunden, Dresdner Ruten und Postmeilen fiel anschließend buchstäblich ins Wasser, weil ein heftiger Graupelschauer auf die Wanderer herunter prasselte und das Geschäft der naheliegenden Bäckerei Vater als Unterschlupf genutzt wurde (Vielen Dank für die Gastfreundschaft!). Alle Wanderer konnten sich aber am Ziel ein Rechenschema für die auf der Postsäule angegebenen Wegstunden als Erinnerung mit nach Hause nehmen, um es hier in aller Ruhe und vor allem im Trockenen selbst zu versuchen, Entfernungen ohne die Anwendung des metrischen Systems auszurechnen.
Einen traurigen Eindruck hinterließ bei den Wanderer der Anblick des einstigen Spreewaldbahnhofes. Hier ließe sich doch mehr daraus machen, auch in Kenntnis dessen, dass es in diesem Jahr einen besonderen Anlass gäbe. E. Preuss schrieb dazu in seinem Buch „Die Spreewaldbahn“: „Der kleinste Halbmesser belief sich auf freier Strecke auf 70 m. Die Achslast durfte 10 t nicht übersteigen. Die Konzession erlaubte Geschwindigkeiten bis zu 30 km/h, bei „Berührung von öffentlichen Wegen 20 km/h. Die Geschwindigkeit auf Strecken in Straßen der berührten Städte und ländlichen Ortschaften ist auf15 km/h be-stimmt“. (…) Auch für den Rollbockverkehr galt: nicht mehr als 15 km/h! Am 17. September 1898 bat die Bahn den Regierungspräsidenten in Frankfurt (Oder), eine höhere Geschwindigkeit zuzulassen mit dem Argument, durch die niedrige Geschwindigkeit verzögere sich die Rückgabe der Staatsbahnwagen.
Die Bahn überzeugte zur Untermauerung ihres Anliegens die Aufsichtsbehörde, die Eisenbahndirektion Halle, davon, dass man schneller fahren könne. Am 13. September 1898 fand die Versuchsfahrt zwischen Lieberose und Jamlitz statt. (Fettdruck nachträglich – G.L.) Der Zug war wie folgt gebildet: Lokomotive, Kleinbahnwagen, Staatsbahnwagen auf Rollböcken, Kleinbahnwagen, Staatsbahnwagen auf Rollböcken. Schließlich genehmigte der Regierungspräsident am 20. November 1898 die Geschwindigkeit von 25 km/h, aber mit der Maßgabe: „jedoch dürfen in einem Zug niemals zwei auf Rollböcken stehende normalspurige Wagen unmittelbar nebeneinander stehen sondern müssen ebenso wie leerlaufende Rollböcke stets durch Kleinbahnwagen voneinander getrennt sein“.
Alles was man zu einer solchen Versuchsfahrt also brauchte, gab die Örtlichkeit des Streckenabschnitts her: den engsten Radius, die größte Steigung über den Niederungsrand bis Bahnhof Jamlitz und die Tatsache, dass die große Mehrheit der aufgebockten Normalspurwagen über den Anschlussbahnhof Lieberose-Jamlitz, beladen mit Holz, ausgefahren wurden ohne Umladung.
Weiter ging es dann durch die Lieberoser Stadtheide auf dem Damm der Spreewaldbahn und anschließend auf der Hollbrunner Allee nach Hollbrunn. Nicht geklärt werden konnte der Ursprung des Namens dieser Örtlichkeit. Einig war man sich lediglich darüber, dass in dem Wort übertragenen Sinns „holen“ drinstecken könnte, aber auch Holler für Holunder. Alte Holundersträucher standen dann ja auch zur Genüge in der Gegend rum. Und „brunn“ für Brunnen oder Quelle, die es hier auch gab, waren augenschein-liche Argumente. Klarheit herrschte auch darüber, dass Hollbrunn als Gutsvorwerk und Ausgangspunkt herrschaftlicher Jagden für die von Schulenburgs eine große Rolle spielte, war doch bei Aufenthalten während seiner Reisen ins Königreich Polen auch der gesamte Hofstaat August des Starken zu versorgen.
Interessant waren auch die Ausführungen von Herrn Heiko Hornoff vor seiner privaten Wetterstation in Hollbrunn zum Wetter in und um Lieberose sowie zum „Wie, Weshalb und Warum“ seines Tuns als Hobby-Meteorologe.
In Blasdorf dann war endlich Zeit und Platz für eine längere Rast im Freien unter dem schützenden Dach des kleinen örtlichen Festplatzes. Die von „Wandergurke“ Gerd Laeser vorgelesene Sage „Die Panuschka“ vom Wendenkönig, der zwischen Blasdorf und Jamlitz sein Schloss auf einem Berg hatte, passte so richtig zur Landschaft, war aber selbst den mitwandernden Lieberosern und Blasdorfern nicht bekannt.
Frisch gestärkt machten sich dann die Wanderer wieder auf den Weg durch die nacheiszeitliche Gletscherniederung, überquerten die Byhle, die auch in der Sage eine Rolle spielte, kamen in Jamlitz an der Elisabethhütte, dem Schäferteich, dem Standort einer Wassermühle und an einer ehemaligen Brauerei (später auch Schuhfabrik) vorbei, bevor sich der Himmel auf dem Damm der Spreewaldbahn erneut mit Blitz und Donner sowie Graupel und Regen entlud. Nichts desto trotz ging’s auf dem herrlichen Uferweg am Raduschsee entlang nach Mochlitz und auf dem Kirchsteig, vorbei am Krähen- und am Fleischerluch sowie der Franzosenkanzel, zurück nach Lieberose, vorbei an der Remise, Haus Triberg und dem Hospittel sowie der alten Wassermühle am Lieberoser Mühlenfließ. Als Belohnung hatten alle Wanderleute am Ziel neben vielen schönen Eindrücken, Erkenntnissen und Erfahrungen auch eine Urkunde für gutgelauntes und blasenfreies Mitwandern in der Hand und wir, Die Niederlausitzer Wandergurken, von Jedem einen kleinen Obolus für die Mühen der Organisation in einem durchnässten Wanderhut.
Fazit: Die Tour hielt, was versprochen war. Etwas zu kurz kam die Problematik der allseitigen Entwicklung der Lieberoser Heide, aber dazu wollten sich auch die „Ortskundigen“ nicht weiter äußern und als Außenstehende sahen wir es auch nicht als gut an, noch Öl ins Feuer der Debatte zu gießen und mit neu-gierigen Fragen die Diskussion zusätzlich anzufachen, obwohl ein „miteinander Reden und aufeinander Zugehen“ in der aktuellen Situation das Klügste wäre und die Zeit dafür längst reif ist.
Mit der Wanderung der Niederlausitzer Wandergurken kam Lieberose, auch eine einstige Perle der Niederlausitz“, jedenfalls wieder einmal positiv ins Gespräch, touristisch gesehen, und die Schönheit und das erkennbare Potential dieser kleinen Stadt im Norden der Niederlausitz werden nun von den Wanderern in die ganze Region getragen. Auch die Macher des AOK Spreewald-Marathons wissen nun durch ihren entsandten „Kiebitz“, wo lang sie die Teilnehmer am 20. April 2008 schicken müssen, damit man für eine 20 Kilometer – Wandertour eine Teilnahmegebühr von bis zu 12 Euro wenigstens für sich selbst als Vor-stand rechtfertigen kann. Max. 3 bis 5 Euro wären für eine solche Strecke angemessen – das sage ich als Kenner der Materie.
Die nächsten Termine der Niederlausitzer Wandergurken (siehe auch Presseveröffentlichungen):
05. April 2008 Wanderung zum Crinitzer Töpfermarkt im Naturpark Niederlausitzer Landrücken
13. April 2008 Erkundungstour im Quellgebiet der Malxe zwischen Döbern und Groß Kölzig (SPN)
20. April 2008 Wanderung der Stille im Tal der Oelse Teil I (Naturpark Schlaubetal)
26. April 2008 Kreuz und quer durch den Bergspreewald (Biosphärenreservat Spreewald)
Informationen und Anmeldungen: Tel. 03542-3792
Interessiert verfolgen die Wanderer die Ausführungen über das Schloss, den Park und die Kienäppeldarre in Lieberose
Herr Hornoff erläutert in Hollbrunn sein meteorologisches Hobby – die private automatische Wetterstation
Die Leute in Lieberose werden am Samstag zu Kleinostern (29. März) nicht schlecht gestaunt haben, dass der Parkplatz vor dem Rathaus und an den Kirchen (insgesamt als Markt bezeichnet) an diesem Tag vom frühen Vormittag an bis zur Kaffeezeit gut gefüllt war. 41 Wanderfreunde aus der Niederlausitz und Berlin folgten dem Ruf der Niederlausitzer Wandergurken, um während einer 18 Kilometer langen Wande-rung per Pedes die Gegend zwischen Lieberose, Hollbrunn, Blasdorf, Jamlitz und Mochlitz zu erkunden, wenn uns das Wetter auch mehrere Male arg zusetzte. Zuerst wurde historisches Flair in Lieberose „unter die Lupe“ genommen und da es sich auch einige Leute aus Lieberose nicht nehmen ließen, ihre kleine Stadt vorzustellen, kam es am Schloss, im Park, vor der Darre, vor dem Rathaus, den Kirchen, der Apotheke, der Postsäule und dem Spreewaldbahnhof zu einem regen Gedankenaustausch. Erfreulich war zu hören, dass es mit der Neugestaltung der Kienäppeldarre nun doch weiter geht, da finanzielle Mittel bewilligt wurden (siehe auch Beitrag in der Lausitzer Rundschau in der vergangenen Woche). Dabei wurde die Hoffnung laut, dass die Darstellung des ursprünglichen Zwecks der Einrichtung nicht zu kurz kommen möge bei dem gesamten Vorhaben der Umgestaltung, nämlich die Vorstellung der Gewinnung von Kiefernsamen aus „Kienäppeln“. Schließlich gab es solcherart vorindustrielle Einrichtungen in Brandenburg nicht so häufig wie vielleicht Wassermühlen und das technologische Verfahren ist relativ unbekannt.
An der Gedenktafel für die Heimatdichterin Ida Luise Auth (1879 bis 1951) am Rathaus wurde von Gästeführer Gerd Laeser ihr Gedicht „Heimat“ vorgetragen. Er informierte vor der Landkirche auch darüber, dass in diesem Gotteshaus mit der Sauer-Orgel am Freitag , den 11. Juli 2008, um 19.30 Uhr ein beach-tenswertes Orgelkonzert mit dem international bekannten Wiener Organisten Florian Pagitsch stattfinden wird. Eine Stunde zuvor werden die Kirche insgesamt und die Orgel speziell vorgestellt. Das ist eine Veranstaltung im Rahmen der Konzertreihe „Mixtour im Bass“ des Vereins Großräschener Orgelkonzerte e.V.(siehe auch www.orgelklang.de). Die Niederlausitzer Wandergurken haben die Ankündigung dieses Ereignisses zum Anlass genommen, um diesem Konzert eine kleinere Wanderung in die Umgebung von Lieberose voranzustellen, die auch zusätzlich in ihr 2008er Programm aufgenommen wird.
In der Cottbuser Straße ließ es sich Herr Pharmazierat Hans-Gerd Hesse nicht nehmen, seine Privilegierte Adler-Apotheke persönlich vorzustellen. Interessant war, die Reaktionen einzelner Teilnehmer zu beobachten, als festgestellt wurde, dass die Lieberoser Grundschule im Juli 2008 den 100. Jahrestag der Grundsteinlegung hat und das dies damit abgetan wurde, dass man äußerte, das sei Sache der Schule selbst…
Die ausführliche Vorstellung der Postsäule mit der Erläuterung der Entfernungsberechnungen um 1735 in Wegstunden, Dresdner Ruten und Postmeilen fiel anschließend buchstäblich ins Wasser, weil ein heftiger Graupelschauer auf die Wanderer herunter prasselte und das Geschäft der naheliegenden Bäckerei Vater als Unterschlupf genutzt wurde (Vielen Dank für die Gastfreundschaft!). Alle Wanderer konnten sich aber am Ziel ein Rechenschema für die auf der Postsäule angegebenen Wegstunden als Erinnerung mit nach Hause nehmen, um es hier in aller Ruhe und vor allem im Trockenen selbst zu versuchen, Entfernungen ohne die Anwendung des metrischen Systems auszurechnen.
Einen traurigen Eindruck hinterließ bei den Wanderer der Anblick des einstigen Spreewaldbahnhofes. Hier ließe sich doch mehr daraus machen, auch in Kenntnis dessen, dass es in diesem Jahr einen besonderen Anlass gäbe. E. Preuss schrieb dazu in seinem Buch „Die Spreewaldbahn“: „Der kleinste Halbmesser belief sich auf freier Strecke auf 70 m. Die Achslast durfte 10 t nicht übersteigen. Die Konzession erlaubte Geschwindigkeiten bis zu 30 km/h, bei „Berührung von öffentlichen Wegen 20 km/h. Die Geschwindigkeit auf Strecken in Straßen der berührten Städte und ländlichen Ortschaften ist auf15 km/h be-stimmt“. (…) Auch für den Rollbockverkehr galt: nicht mehr als 15 km/h! Am 17. September 1898 bat die Bahn den Regierungspräsidenten in Frankfurt (Oder), eine höhere Geschwindigkeit zuzulassen mit dem Argument, durch die niedrige Geschwindigkeit verzögere sich die Rückgabe der Staatsbahnwagen.
Die Bahn überzeugte zur Untermauerung ihres Anliegens die Aufsichtsbehörde, die Eisenbahndirektion Halle, davon, dass man schneller fahren könne. Am 13. September 1898 fand die Versuchsfahrt zwischen Lieberose und Jamlitz statt. (Fettdruck nachträglich – G.L.) Der Zug war wie folgt gebildet: Lokomotive, Kleinbahnwagen, Staatsbahnwagen auf Rollböcken, Kleinbahnwagen, Staatsbahnwagen auf Rollböcken. Schließlich genehmigte der Regierungspräsident am 20. November 1898 die Geschwindigkeit von 25 km/h, aber mit der Maßgabe: „jedoch dürfen in einem Zug niemals zwei auf Rollböcken stehende normalspurige Wagen unmittelbar nebeneinander stehen sondern müssen ebenso wie leerlaufende Rollböcke stets durch Kleinbahnwagen voneinander getrennt sein“.
Alles was man zu einer solchen Versuchsfahrt also brauchte, gab die Örtlichkeit des Streckenabschnitts her: den engsten Radius, die größte Steigung über den Niederungsrand bis Bahnhof Jamlitz und die Tatsache, dass die große Mehrheit der aufgebockten Normalspurwagen über den Anschlussbahnhof Lieberose-Jamlitz, beladen mit Holz, ausgefahren wurden ohne Umladung.
Weiter ging es dann durch die Lieberoser Stadtheide auf dem Damm der Spreewaldbahn und anschließend auf der Hollbrunner Allee nach Hollbrunn. Nicht geklärt werden konnte der Ursprung des Namens dieser Örtlichkeit. Einig war man sich lediglich darüber, dass in dem Wort übertragenen Sinns „holen“ drinstecken könnte, aber auch Holler für Holunder. Alte Holundersträucher standen dann ja auch zur Genüge in der Gegend rum. Und „brunn“ für Brunnen oder Quelle, die es hier auch gab, waren augenschein-liche Argumente. Klarheit herrschte auch darüber, dass Hollbrunn als Gutsvorwerk und Ausgangspunkt herrschaftlicher Jagden für die von Schulenburgs eine große Rolle spielte, war doch bei Aufenthalten während seiner Reisen ins Königreich Polen auch der gesamte Hofstaat August des Starken zu versorgen.
Interessant waren auch die Ausführungen von Herrn Heiko Hornoff vor seiner privaten Wetterstation in Hollbrunn zum Wetter in und um Lieberose sowie zum „Wie, Weshalb und Warum“ seines Tuns als Hobby-Meteorologe.
In Blasdorf dann war endlich Zeit und Platz für eine längere Rast im Freien unter dem schützenden Dach des kleinen örtlichen Festplatzes. Die von „Wandergurke“ Gerd Laeser vorgelesene Sage „Die Panuschka“ vom Wendenkönig, der zwischen Blasdorf und Jamlitz sein Schloss auf einem Berg hatte, passte so richtig zur Landschaft, war aber selbst den mitwandernden Lieberosern und Blasdorfern nicht bekannt.
Frisch gestärkt machten sich dann die Wanderer wieder auf den Weg durch die nacheiszeitliche Gletscherniederung, überquerten die Byhle, die auch in der Sage eine Rolle spielte, kamen in Jamlitz an der Elisabethhütte, dem Schäferteich, dem Standort einer Wassermühle und an einer ehemaligen Brauerei (später auch Schuhfabrik) vorbei, bevor sich der Himmel auf dem Damm der Spreewaldbahn erneut mit Blitz und Donner sowie Graupel und Regen entlud. Nichts desto trotz ging’s auf dem herrlichen Uferweg am Raduschsee entlang nach Mochlitz und auf dem Kirchsteig, vorbei am Krähen- und am Fleischerluch sowie der Franzosenkanzel, zurück nach Lieberose, vorbei an der Remise, Haus Triberg und dem Hospittel sowie der alten Wassermühle am Lieberoser Mühlenfließ. Als Belohnung hatten alle Wanderleute am Ziel neben vielen schönen Eindrücken, Erkenntnissen und Erfahrungen auch eine Urkunde für gutgelauntes und blasenfreies Mitwandern in der Hand und wir, Die Niederlausitzer Wandergurken, von Jedem einen kleinen Obolus für die Mühen der Organisation in einem durchnässten Wanderhut.
Fazit: Die Tour hielt, was versprochen war. Etwas zu kurz kam die Problematik der allseitigen Entwicklung der Lieberoser Heide, aber dazu wollten sich auch die „Ortskundigen“ nicht weiter äußern und als Außenstehende sahen wir es auch nicht als gut an, noch Öl ins Feuer der Debatte zu gießen und mit neu-gierigen Fragen die Diskussion zusätzlich anzufachen, obwohl ein „miteinander Reden und aufeinander Zugehen“ in der aktuellen Situation das Klügste wäre und die Zeit dafür längst reif ist.
Mit der Wanderung der Niederlausitzer Wandergurken kam Lieberose, auch eine einstige Perle der Niederlausitz“, jedenfalls wieder einmal positiv ins Gespräch, touristisch gesehen, und die Schönheit und das erkennbare Potential dieser kleinen Stadt im Norden der Niederlausitz werden nun von den Wanderern in die ganze Region getragen. Auch die Macher des AOK Spreewald-Marathons wissen nun durch ihren entsandten „Kiebitz“, wo lang sie die Teilnehmer am 20. April 2008 schicken müssen, damit man für eine 20 Kilometer – Wandertour eine Teilnahmegebühr von bis zu 12 Euro wenigstens für sich selbst als Vor-stand rechtfertigen kann. Max. 3 bis 5 Euro wären für eine solche Strecke angemessen – das sage ich als Kenner der Materie.
Die nächsten Termine der Niederlausitzer Wandergurken (siehe auch Presseveröffentlichungen):
05. April 2008 Wanderung zum Crinitzer Töpfermarkt im Naturpark Niederlausitzer Landrücken
13. April 2008 Erkundungstour im Quellgebiet der Malxe zwischen Döbern und Groß Kölzig (SPN)
20. April 2008 Wanderung der Stille im Tal der Oelse Teil I (Naturpark Schlaubetal)
26. April 2008 Kreuz und quer durch den Bergspreewald (Biosphärenreservat Spreewald)
Informationen und Anmeldungen: Tel. 03542-3792
Interessiert verfolgen die Wanderer die Ausführungen über das Schloss, den Park und die Kienäppeldarre in Lieberose
Herr Hornoff erläutert in Hollbrunn sein meteorologisches Hobby – die private automatische Wetterstation