Nach dem Abschluss der Suchgrabungen auf dem Gelände des ehemaligen KZ-Außenlagers Lieberose in Jamlitz hat sich die Kommission „Jamlitz II“ auf einer Sitzung am 21. Juni in Potsdam ausführlich mit den Ergebnissen befasst. Umfassend wurde den Kommissionsmitgliedern durch Experten des Landesamtes für Denkmalpflege der genaue Verlauf der Suchgrabung dargestellt und erläutert.
Im Ergebnis fassten die Mitglieder der Kommission heute einstimmig den nachfolgend dokumentierten Beschluss. Dies teilte das Innenministerium in Potsdam mit. Der Kommission „Jamlitz II“ gehören an das Innenministerium Brandenburg (Vorsitz), der Zentralrat der Juden in Deutschland (Dr. Peter Fischer), die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten (Prof. Dr. Günter Morsch), das Amt Lieberose / Oberspreewald (Amtsdirektor Bernd Boschan), das Brandenburgische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum, die Generalstaatsanwaltschaft des Landes Brandenburg sowie das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg. Innenminister Rainer Speer dankte allen Kommissionsmitgliedern für „ihre konstruktive und engagierte Mitarbeit“.
Beschluss der Kommission „Jamlitz II“
1.
Vom 31. Mai bis zum 14. Juni 2010 fanden in Jamlitz (Amt Lieberose / Oberspreewald) umfangreiche Suchgrabungen statt, um das dort vermutete Massengrab von 753 ermordeten jüdischen Häftlingen des ehemaligen KZ-Außenlagers Lieberose aufzufinden. Im Ergebnis der Suche ist festzustellen, dass das vermutete Massengrab dort nicht aufgefunden wurde.
2.
Obwohl das gesuchte Massengrab nicht gefunden werden konnte, hat die sorgfältige Untersuchung des betreffenden Geländes wichtige Erkenntnisse in Bezug auf das ehemalige KZ-Außenlager Lieberose und die Mordaktion vom 2. und 3. Februar 1945 erbracht. So konnten durch die archäologischen Funde zweifelsfrei die Existenz und genaue Lage der beiden so genannten Schonungsblocks nachgewiesen werden, in denen die SS kranke KZ-Häftlinge untergebracht hatte. Mehrere Zeitzeugen hatten ausgesagt, dass die erste der beiden Massenmordaktionen an jüdischen KZ-Häftlingen im Bereich der Schonungsblocks stattfand. Dies deckt sich mit Ergebnissen der historischen Forschung.
3.
Derzeit liegen keine verwertbaren Anhaltspunkte oder Hinweise hinsichtlich weiterer Verdachtsflächen vor, auf denen sich das Massengrab befinden könnte. Die Kommission stimmt deshalb darin überein, dass solange keine weiteren Suchgrabungen zu veranlassen sind, bis entsprechende neue hinreichend konkrete Anhaltspunkte vorliegen.
Die Kommission beendet daher ihre Tätigkeit mit der erfolgten Auswertung der diesjährigen Suchgrabungsergebnisse.
4.
Das zum Hauptlager Sachsenhausen gehörende KZ-Außenlager Lieberose war Teil des nationalsozialistischen Terror- und Vernichtungssystems. 1945 wurde das Lager geräumt, 1.342 kranke und nicht gehfähige Häftlinge wurden von der SS in zwei Aktionen ermordet. Die Opfer der zweiten Mordaktion wurden in einer Kiesgrube auf dem Gebiet der heutigen Gemeinde Schenkendöbern verscharrt. Diese insgesamt 589 Opfer des NS-Terrors wurden bereits 1958 bzw. 1971 gefunden. Nach den weiteren 753 Opfern wurde seit 1997 systematisch und aufwändig gesucht. Auch wenn der Verbleib ihrer sterblichen Überreste bis heute unbekannt bleibt, bekräftigt die Kommission ihre Auffassung, dass auch sie den Erschießungsaktionen im Februar 1945 zum Opfer gefallen sind. Die Kommission stimmt darin überein, dass in Abstimmung mit allen Beteiligten eine Gesamtkonzeption zur Gedenksituation am Standort des ehemaligen KZ-Außenlagers Lieberose erarbeitet werden soll, um ein würdiges Gedenken an diesem authentischen Ort des NS-Terrors zu ermöglichen.
Potsdam, den 23. Juni 2010
Quelle: Ministerium des Innern
Nach dem Abschluss der Suchgrabungen auf dem Gelände des ehemaligen KZ-Außenlagers Lieberose in Jamlitz hat sich die Kommission „Jamlitz II“ auf einer Sitzung am 21. Juni in Potsdam ausführlich mit den Ergebnissen befasst. Umfassend wurde den Kommissionsmitgliedern durch Experten des Landesamtes für Denkmalpflege der genaue Verlauf der Suchgrabung dargestellt und erläutert.
Im Ergebnis fassten die Mitglieder der Kommission heute einstimmig den nachfolgend dokumentierten Beschluss. Dies teilte das Innenministerium in Potsdam mit. Der Kommission „Jamlitz II“ gehören an das Innenministerium Brandenburg (Vorsitz), der Zentralrat der Juden in Deutschland (Dr. Peter Fischer), die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten (Prof. Dr. Günter Morsch), das Amt Lieberose / Oberspreewald (Amtsdirektor Bernd Boschan), das Brandenburgische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum, die Generalstaatsanwaltschaft des Landes Brandenburg sowie das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg. Innenminister Rainer Speer dankte allen Kommissionsmitgliedern für „ihre konstruktive und engagierte Mitarbeit“.
Beschluss der Kommission „Jamlitz II“
1.
Vom 31. Mai bis zum 14. Juni 2010 fanden in Jamlitz (Amt Lieberose / Oberspreewald) umfangreiche Suchgrabungen statt, um das dort vermutete Massengrab von 753 ermordeten jüdischen Häftlingen des ehemaligen KZ-Außenlagers Lieberose aufzufinden. Im Ergebnis der Suche ist festzustellen, dass das vermutete Massengrab dort nicht aufgefunden wurde.
2.
Obwohl das gesuchte Massengrab nicht gefunden werden konnte, hat die sorgfältige Untersuchung des betreffenden Geländes wichtige Erkenntnisse in Bezug auf das ehemalige KZ-Außenlager Lieberose und die Mordaktion vom 2. und 3. Februar 1945 erbracht. So konnten durch die archäologischen Funde zweifelsfrei die Existenz und genaue Lage der beiden so genannten Schonungsblocks nachgewiesen werden, in denen die SS kranke KZ-Häftlinge untergebracht hatte. Mehrere Zeitzeugen hatten ausgesagt, dass die erste der beiden Massenmordaktionen an jüdischen KZ-Häftlingen im Bereich der Schonungsblocks stattfand. Dies deckt sich mit Ergebnissen der historischen Forschung.
3.
Derzeit liegen keine verwertbaren Anhaltspunkte oder Hinweise hinsichtlich weiterer Verdachtsflächen vor, auf denen sich das Massengrab befinden könnte. Die Kommission stimmt deshalb darin überein, dass solange keine weiteren Suchgrabungen zu veranlassen sind, bis entsprechende neue hinreichend konkrete Anhaltspunkte vorliegen.
Die Kommission beendet daher ihre Tätigkeit mit der erfolgten Auswertung der diesjährigen Suchgrabungsergebnisse.
4.
Das zum Hauptlager Sachsenhausen gehörende KZ-Außenlager Lieberose war Teil des nationalsozialistischen Terror- und Vernichtungssystems. 1945 wurde das Lager geräumt, 1.342 kranke und nicht gehfähige Häftlinge wurden von der SS in zwei Aktionen ermordet. Die Opfer der zweiten Mordaktion wurden in einer Kiesgrube auf dem Gebiet der heutigen Gemeinde Schenkendöbern verscharrt. Diese insgesamt 589 Opfer des NS-Terrors wurden bereits 1958 bzw. 1971 gefunden. Nach den weiteren 753 Opfern wurde seit 1997 systematisch und aufwändig gesucht. Auch wenn der Verbleib ihrer sterblichen Überreste bis heute unbekannt bleibt, bekräftigt die Kommission ihre Auffassung, dass auch sie den Erschießungsaktionen im Februar 1945 zum Opfer gefallen sind. Die Kommission stimmt darin überein, dass in Abstimmung mit allen Beteiligten eine Gesamtkonzeption zur Gedenksituation am Standort des ehemaligen KZ-Außenlagers Lieberose erarbeitet werden soll, um ein würdiges Gedenken an diesem authentischen Ort des NS-Terrors zu ermöglichen.
Potsdam, den 23. Juni 2010
Quelle: Ministerium des Innern