Keine leichten Zeiten durchleben derzeit die Großfamilien des „Circus Festival“. Allzugern hätten die dort arbeitenden Leute ihre Künste ihrem Publikum präsentiert. Das jedoch wurde durch die Maßnahmen, die mit der Corona-Pandemie einher gingen, fast durchgehend vom März bis in den tiefen Herbst hinein verhindert. Lediglich vom 22. bis 31. Oktober konnten die Artisten, Jongleure und Clowns für wenige Tage im Cottbuser Stadtteil Sachsendorf ihre Gäste begeistern. „Wir haben uns an diesem für uns altbekannten Standort gleich zu Hause gefühlt, weil wir ja in all den Vorjahren an dieser Stelle hier immer den Weihnachtszirkus aufgeführt haben. Aber leider war nach ein paar Tagen schon wieder alles vorbei, für uns war das genauso traurig wie für unsere Gäste, die nun wieder vor dem geschlossenen Kassenhäuschen standen“, erinnert sich Geschäftsführerin Nathalie Frank.
Spielzeug für die Kinder. Futter für die Tiere
Womit auch jegliche Einnahmen für das Familienunternehmen spontan gestoppt wurden. Wie wunderbar war es da, dass dennoch einige Cottbuser zum Gelände gegenüber der Sachsendorfer Jet-Tankstelle kamen um dort Möhren, Kartoffeln und andere Lebensmittel für die Tiere abgaben. Aber auch an die Familien der Zirkusleute wurde gedacht, wie Nadine Frank, die mit ihrer Schwester Nathalie die Geschicke des Zirkus leitet, erzählt: „Es wurden für unsere Kinder ganz viele Süßigkeiten und Spielzeug abgegeben. Aber auch wir Erwachsenen wurden nicht vergessen. Das war alles so herzlich und so rührend, wie wir von der Hilfsbereitschaft der Cottbuser überrascht worden sind.“
Spendenaktion von ehemaliger Cottbuserin in Hannover
Und dann war da noch die aus Cottbus stammende Isabel Winarsch, die seit 20 Jahren in Hannover lebt. Schon als Kind war sie in den Zirkus vernarrt, wollte am liebsten selbst Artistin werden. Nun genießt die selbstständige Fotografin ein recht großes Netzwerk, das sie sich nun in einer besonderen Angelegenheit zunutze gemacht hat. In Kenntnis der schwierigen Situation der Festival-Zirkusleute hat sie ihr Freundes-Netzwerk mobilisiert und um Hilfe gebeten. Einen unglaublichen großen Erfolg brachte diese Aktion mit sich, auch weil sich einige Bekannte aus Isabels Cottbuser Heimat angeschlossen hatten. Geld- und Sachspenden von rund 2.000 Euro kamen so zusammen. Ihre in Cottbus Sachsendorf lebenden Eltern besorgten zudem von zwei Landwirtschaftsbetrieben aus der Region fünf riesige Heuballen, um diese beim Zirkus abzuliefern. Tochter Isabel organisierte in Hannover mehrere Säcke trockenes Brot, so dass es auch für die Zirkus-Tiere „fröhliche Weihnachten“ werden kann.
Eine andere Cottbuser Helferin holte sich von den Frank-Schwestern die Schuhgrößen derer fünf Kinder, um sich auf den Weg zu machen und Kinderschuhe zu kaufen. „Auch das war für uns absolut überraschend und ungewöhnlich zugleich. Natürlich war die Freude allseits riesengroß“, erzählt Nadine Frank, die genau wie ihre Schwester Nathalie am „Marktkauf“ in der Vorweihnachtszeit in einem kleinen Holzhäuschen am Cottbus-Center (Kaufland) steht und dort kandierte Äpfel, Bratwurst und andere weihnachtliche Leckereien verkauft.
Doch auch für manch Einzelspende bedanken sich die Zirkusleute, hatte doch deren Bitte um Unterstützung schon vielfach die barmherzigen Spender erreicht. Sehr wahrscheinlich wohl auch deshalb, weil gerade in der Vorweihnachtszeit die Spendenfreudigkeit bei den Leuten eine größere ist, als im Jahresverlauf. Drum hoffen die Zirkuskünstler, dass ihre Hilferufe auch nach den Feiertagen noch Gehör finden.
Foto: Isabel Winarsch, Nathalie Frank und ihre Söhne Sandiego und der kleine Alessandro (v.r.)