Auf dem Weg zu einer attraktiveren Innenstadt will Cottbus ein Mobilitätskonzept erstellen. Im Laufe des Jahres soll dieses verabschiedet werden. Der ökologische Verkehrsclub Deutschland VCD in Cottbus begrüßt diesen Schritt und unterstützt die Stadtverwaltung bei dem Vorhaben, kritisiert aber auch gleichzeitig die geplante stufenweise Umsetzung.
Mutiger Schritt
Anfang des Jahres wurde das neue Mobilitätskonzept für die Innenstadt in Cottbus vorgestellt. Bei der Präsentation der Stadtverwaltung nahm auch die VCD – Kreisgruppe Cottbus teil und äußert sich nun zu dem Vorhaben:
„Nach einem längeren Prozess von Befragungen und Beteiligungen konnte sich die Stadtverwaltung Cottbus zu einem mutigen Schritt entscheiden, den ein Großteil der Cottbuser*innen befürworten. Der Paradigmenwechsel mit dem neuen Konzept wundert uns sehr. Seit Jahren fordern wir vieles von dem, was dort geschrieben steht“, so Dieter Schuster vom VCD in Cottbus. Neben mehr autoarmen Bereichen, soll auch ein Parkleitsystem entstehen, auf fahrradfreundlichere Wege geachtet werden und die Attraktivität des Fußverkehrs zum Bummeln, Spazieren und Einkaufen gestärkt werden. „Wir beglückwünschen alle Beteiligten, die das Konzept entworfen haben und befürworten es ausdrücklich! Mehrere Studien und Beispiele anderer Städte belegen, dass durch mehr Fuß- und Radverkehr auch der Einzelhandel profitiert“ so Schuster weiter. „Im Vergleich mit anderen Städten, ist Cottbus noch Schlusslicht. Viele Groß- und Kleinstädte verfügen bereits über verkehrsberuhigte Innenstädte, die belebter sind.”
VCD fordert weitere Schritte
„Das vorliegende Mobilitätskonzept kann aber nur als Beginn eines Prozesses zur Stärkung des Umweltverbundes gesehen werden. Für einen deutlichen Ausbau des Radverkehrs reicht das Konzept noch nicht aus“, sagt Schuster. Der VCD in Cottbus schlägt daher weitere Schritte vor: Die Hauptverkehrsachse verfügt für den Fahrradverkehr in der Stadtpromenade immer noch nicht über eine eigene Fahrbahn und muss sich diese mit Fußgänger*innen teilen, was ein hohes Konfliktpotenzial aufweist. Für den Tourismus fehlen Beschilderungen in der Altstadt, die auf die Radwanderwege hinleiten, z.B. den Gurkenradweg. Auch die Attraktivität der Straßenbahn ist nicht ausreichend berücksichtigt. Eine bedingungslose Vorrangschaltung (ähnlich „Grüne Welle“ bei Autos) für die Tram existiert nicht, obwohl dies technisch möglich ist. So ergab bereits 2014 eine Untersuchung des VCD, dass die Wartezeiten an Kreuzungen in Cottbus eine Verzögerung von 10 Minuten von einer Endhaltestelle zur anderen betragen können.
Nach einigen Bedenken gegen das Mobilitätskonzept wird nun durch die Stadtverwaltung eine stufenweise Einführung geprüft. „Damit bleibt Cottbus hinter den Erwartungen zurück und auf halber Strecke stehen. Die stufenweise Umsetzung ist nicht optimal, aber besser als den Status quo weitere Jahrzehnte zu halten“, so Schuster, der sich eine zügigere Umsetzung wünscht. Der VCD äußert sich jedoch optimistisch, dass die Stadtverwaltung und die Politik den nun begonnenen Prozess fortsetzen und weitere Stufen und Maßnahmen zur Stärkung des Umweltverbundes umsetzen wollen.